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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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aus.”
    „Woher willst du das wissen?”, fragte Barb skeptisch. „Ich
verspüre keine große Lust, einige hundert Meter in die Tiefe zu stürzen.” Sie
blickte nach unten. „Oder einige tausend.”
    Shash lachte dröhnend. „Keine Bange. Die Alten sagen, dass zwei
Riesenschlangen einst in der Sonne lagen. Der Große Geist schwebte über ihnen
und ließ seinen Atem über sie gleiten. Geweckt durch diesen göttlichen Odem
folgten sie ihm, als er über die Schlucht schwebte. Wurden zu Stein, als er auf
ihrem Rücken über sie hinwegschritt. So wurden sie zu der Brücke, die ihr dort
seht. Sie bietet die einzige Möglichkeit, den Abgrund zu überqueren. Im Übrigen
haben einige von euch ja zur Not noch Flügel.” Er warf Barb einen Blick zu.
„Auch wenn sie durch die Reise schon recht ramponiert sind.”
     

     
    Die Brücke hielt tatsächlich. Vorsichtig tasteten sie sich
darüber. Schritt für Schritt. Und mit angehaltenem Atem. Vorweg Maiitsoh und
Shash. Saha wagte es nicht, den Blick nach unten zu richten. Die schwindelerregende
Höhe machte sie unsicher. So richtete sie ihren Blick starr auf Barbs Rücken
vor ihr und ignorierte es, dass sie sich über einem tödlichen Abgrund befand.
Sie beachtete ebenfalls die dicken Schweißperlen nicht, die verräterisch ihre
Stirn hinabliefen.
    Als auch der Letzte von ihnen seine Füße wieder auf festen Boden
setzte, ließen sie sich unter einen Baum fallen und blieben abgekämpft in
seinem Schatten sitzen. Einige von ihnen sanken der Länge nach auf den Boden.
Erst jetzt, da sie die Brücke passiert hatten, löste sich die Anspannung.
    Saha hatte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt und
starrte gedankenversunken zurück zu der Brücke. Es kam ihr immer noch
unwirklich vor, dass sie diese wirklich überquert hatten, denn sie sah von
Weitem betrachtet noch wackeliger aus. Sie schloss die Augen und verspürte
sofort den Wunsch zu schlafen. Bleierne Müdigkeit erwuchs von einer Sekunde auf
die andere in ihr. Sie fühlte, wie ihr Geist wegzusacken drohte. Wie ihre
Glieder schwer wurden. Aber Maiitsohs Stimme brachte ihre Gedanken wieder auf
Trab. Der Große Wolf gönnte ihnen nicht einmal die kleinste Verschnaufpause.
    „Wir müssen weiter”, sagte er und blickte sich hastig um.
Irgendetwas beunruhigte ihn. Oder seine Nerven waren einfach nur überreizt.
Kein Wunder, dachte Saha, wem geht es nicht ebenso? Bei dem, was sie alles
erlebt hatten. Was sie aber besonders betrübte, war die Tatsache, dass es ihnen
nicht gelungen war, die HOPE zu zerstören.
    „Wir müssen weiter”, wiederholte Maiitsoh seine als Befehl geäußerte
Aufforderung.
    Sie murrten alle, folgten ihm aber. Doch sie gingen nicht
beschwingt wie zu Anfang ihrer Reise. Das Abenteuerblut in ihnen floss nicht
mehr so schnell. Es hatte eindeutig an Geschwindigkeit verloren.
    Aber da war Maiitsoh. Er peitschte sie voran. Mit der urwüchsigen
Gewalt seiner Natur. Trieb sie vor sich her. Nur wohin? Saha bemerkte erst,
dass sie die Frage laut ausgesprochen hatte, als sich die Augenpaare der
Freunde auf sie richteten.
    Nur Maiitsoh reagierte nicht. Er knurrte zwischen
zusammengebissenen Zähnen. „Weiter.”
    Saha hätte ihn am liebsten sonstwohin gewünscht. Aber sie fühlte
instinktiv, dass sie ohne den Großen Wolf verloren waren. Ihr Blick schweifte
unruhig umher, blieb an den dicht bewaldeteten Gebirgszügen hängen. Erst jetzt
fiel ihr auf, dass alles in der Natur einem sorgfältigen Muster glich.
    Einem ordentlichen Muster.
    Alles hatte seinen angestammten Platz. In der Natur war nichts
überflüssig, nichts ging verloren. Es gab keine Verschwendung. Und sie war
glücklich, ein Teil dessen zu sein.
    Maiitsoh verlangsamte sein Tempo erst wieder, als sie an einem
hinter Schlingpflanzen versteckten Höhleneingang angelangt waren.
    „Wir sind da”, verkündete er.
    Saha fragte sich, was an der Höhle so besonders sein sollte und
war froh, als Barb die Frage stellte. Maiitsoh sah die Schmetterlings-Frau
ernst an. „Hier wohnt Yeh-weh-node, die Stimme, die auf dem Wind reitet. Sie
wird uns sagen, wie wir in die Dritte Welt kommen.”
    “Die Stimme, die auf dem Wind reitet”, murmelte Saha, ohne rechte
Begeisterung. Was soll das schon groß sein, dachte sie und stakste mit
hocherhobenem Haupt hinter Maiitsoh in das Innere der Höhle, die in Kreuzform
Eingänge in alle vier Himmelsrichtungen aufwies. Genau in der Mitte des Kreuzes
verharrten sie.
    Wind säuselte leise durch die Höhlengänge. Das

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