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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Papa, Lord Milford.“
    Ob dieser Milford einer der heiratsfähigen Männer war? Hoffentlich waren auch jüngere dabei. Die tiefen Lachfalten und angegrauten Schläfen deuteten darauf hin, dass er bestimmt doppelt so alt war wie ich. Aber seine schalkhaften Augen und das Grübchen in seinem Kinn liessen ihn sehr sympathisch erscheinen.
    In diesem Augenblick ertönte die Essensglocke und alle Damen wurden stilgerecht von den Herren an den Tisch im grossen Bankettsaal geführt. Offensichtlich hatten sich die Gastgeber heute die Mühe gemacht, uns nach dem Alter zu platzieren. Jedenfalls sassen meine Eltern mit allen anderen etwas älteren Gästen an der oberen Tischhälfte und wir jungen verteilten uns an die untere Hälfte. Ich sass zwischen dem rothaarigen schlaksigen Maximilian, dessen Nasenspitze von frechen Laubflecken umrahmt war und dem übergewichtigen Donald, der mit seinen hellbraunen Augen so treuherzig dreinblickte, dass er mich an einen Mops erinnerte. Sie waren beide Söhne von Earls.
    Ich freute mich riesig, als direkt mir gegenüber Lizzi Platz nahm, aber bald mussten wir beide merken, dass der Tisch zu breit war, um miteinander gepflegte Konversation betreiben zu können, und es schickte sich wohl kaum, sich schreiend zu unterhalten. So war ich bald mit Donald in ein Gespräch vertieft.
    „Bist Du mit Deiner Familie hier?“ Wir Jungen hatten uns spontan für eine weniger formelle Anrede entschieden. Die Jugend von vor 200 Jahren war bestimmt nicht so steif gewesen, dass sie sich förmlich mit Titeln angesprochen hätten. Zudem waren wir schliesslich nicht im förmlichen London sondern an einer ungezwungenen Hausparty auf dem Lande.
    „Ja, Mama und Papa sitzen ganz oben neben den Gastgebern. Mama ist die Dame mit der lila Feder im Haar und Papa der fesche Herr im dunkelgrünen Anzug. Und Du, bist Du alleine hier?“
    „Nein, ich bin auch mit meiner Familie angereist. Meine beiden jüngeren Schwestern Lynette und Babette sind die beiden Zwillinge dort drüben und unsere Grossmama ist als Anstandswauwau mitgekommen.“
    „Was habt Ihr gestern nach dem Nachtessen gemacht?“
    „Wir Männer rauchen nach dem Essen normalerweise eine Zigarre und trinken Portwein oder Cognac und die Damen ziehen sich üblicherweise ins Musikzimmer oder ins güldene Zimmer zurück.“
    „Ich dachte, hier sollen zukünftige Ehen gestiftet werden – warum dann die Geschlechtertrennung?“
    „Es schickt sich nicht, in Anwesenheit von Damen über Männerthemen zu diskutieren und rauchen sollte man im Beisein des schwächeren Geschlechts auch nicht.“
    Da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete los. Einige Köpfe drehten sich zu mir um und ich versteckte mein Gesicht hinter der Serviette. Donald war klasse. Egal was er auch sagte, seine treuherzigen Mopsaugen blickten so vergnügt, dass ich mich gleich prächtig mit ihm verstand. Maximilian schien mit seiner anderen Tischdame ebenso in ein Gespräch vertieft, dass wir uns nicht weiter unterhalten konnten. Aber auch er schien ein dufte Kerl zu sein. Hübsch im herkömmlichen Sinne waren sie beide nicht, aber bestimmt wären sie zum Pferdestehlen zu haben. Bei diesem Gedanken erinnerte ich mich wieder an Flora und vermisste sie zutiefst. Wegen der blöden Kleider war ich heute nicht ausgeritten. Ich musste unbedingt einen Weg finden, mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
    Offensichtlich war die Männergesprächsrunde nicht sehr interessant gewesen, dann wir Frauen hatten es uns kaum im Musikzimmer auf den Sesseln, Sofas und edlen Divans gemütlich gemacht, da gesellten sich bereits die ersten Männer zu uns. Bestimmt war es den Nichtrauchern dort drüben zu stinkig. Wie es wohl für Raucherinnen war? Für Damen war es zu dieser Zeit verpönt zu rauchen. Ob meine edlen Mitstreiterinnen sich dieses Laster unterdrücken konnten? Oder musste man für diesen Job Nichtraucherin sein? Ich konnte mich nicht erinnern, darüber etwas im Vertrag gelesen zu haben. Allerdings war er so umfangreich gewesen, dass ich nach zehn Seiten aufgegeben hatte, die Summe der Gage gesucht hatte und beim Anblick der Zahl gleich zur hintersten Seite geblättert und unterschrieben hatte.
    „Spielen wir Charade?“ fragte eine von Donalds Zwillingsschwestern.
    Diesen Vorschlag musste man einer Schauspieltruppe nicht zweimal machen. Charade bot die perfekte Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Natürlich war dieses Spiel vor allem den Jungen vorbehalten. Aber Donalds Grossmama liess sich davon

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