Regenprinzessin (German Edition)
abgestiegen und kamen auf uns zu.
Mein Vater ergriff das Wort und stellte nacheinander unsere, Kirens und Celias Familie vor. Während er die Litanei aus Namen und Titeln aufsagte, musterte ich die beiden Männer und versuchte einen ersten Eindruck zu gewinnen.
Der Mann, der unmittelbar vor mir stand, hatte seine blonden Haare im Nacken zusammen gefasst. Ich vermutete, dass sie ihm bis knapp über die Schulter gingen, wenn er sie offen trug. Die Haare des anderen waren ebenfalls blond, allerdings gingen sie ein wenig ins Rötliche über und er trug sie sehr kurz, sodass sie ihm stachelig vom Kopf abstanden.
Beide waren ähnlich luftig bekleidet, was wenig förmlich aussah. Vielleicht waren sie so weit südlich ihrer Heimat keine solche Hitze gewohnt, wie sie hier ständig herrschte.
Mein Vater hatte seine Aufzählung endlich beendet und schwieg.
Als er sich sicher war, dass alle genannt waren, stellte der Mann vor mir seinen Kameraden vor. „Hias Garges, kaiserlicher Berater und Stratege.“ Der Vorgestellte verneigte sich. „Degan Helon, Berater und Bruder Kaiser Balians von Turont.“, stellte er sich selbst vor und verneigte sich ebenfalls.
Nachdem die formelle Vorstellung beendet war, sammelten wir uns im Thronsaal zu einem kleinen Empfang auf dem Erfrischungen gereicht wurden. Es dauerte jedoch nur wenige Minuten bis mein Vater mit den beiden Neuankömmlingen im angrenzenden Sitzungssaal verschwand und uns allein ließ.
Es sollte noch den ganzen Abend und den nächsten Tag so weiter gehen. Außer den Königen und Königinnen Lascas bekam man die Turonter nur zu sehen, wenn sie auf dem Weg zu einer Besprechung an einem vorbei eilten.
Ich stand mit Kiren und Celia bei den Fenstern und wartete darauf, dass das abendliche Essen endlich anfangen konnte. Der Empfang war bereits in vollem Gange und bald würde er zum Essen übergehen. Der Saal war so voll wie selten zuvor. Dicht an dicht standen die Leute und unterhielten sich miteinander. Mein Blick schweifte durch den Raum. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass dieser Degan mich schon wieder ansah. Das hatte er den ganzen Abend über immer wieder getan.
„Ständig starrt Degan dich an.“, flüsterte Celia an meiner Seite.
„Dann bilde ich mir das also nicht nur ein?“
„Sicher nicht.“, schnaubte Kiren. „Wobei er deinem Gesicht die wenigste Aufmerksamkeit schenkt.“, fuhr er missmutig fort.
Ich gab mir alle Mühe bei Kirens Worten nicht vor all den Leuten rot zu werden.
„Kiren!“, zischte Celia aufgebracht.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich das ebenfalls tue.“, verteidigte er sich. „Es ist mir lediglich aufgefallen, dass Degan größeres Interesse an den Dingen unterhalb Giannas Kinn hat als an denen darüber.“
„Du bist unmöglich.“, sagte Celia kopfschüttelnd.
„Etwa weil ich die Wahrheit sage?“
Daraufhin wusste Celia nichts mehr zu erwidern und schwieg.
Verstohlen sah ich noch einmal zu Degan. Kiren hatte recht, er sah mir selten in die Augen. Degans Blick war unangenehm und ich sah mich weiter um.
In der Nähe entdeckte ich endlich Van, der wie gewohnt bei Asant, Sartes und den Zwillingen stand. Er hatte seine Augen leicht zusammengekniffen, so als ob ihn etwas verstimmte. Ich folgte Vans Blick und bemerkte, dass er zu Degan sah. Ob es ihm wie Kiren aufgefallen war, was für Blicke Degan mir zuwarf? Durchaus denkbar, Van entging wenig, das mich betraf.
Die Flügeltüren des Sitzungssaals öffneten sich und mein Vater trat gefolgt von Kirens Eltern und Celias Mutter heraus.
„Wurde auch langsam Zeit.“, maulte Kiren, der das Warten leid war.
Wir hatten die Vermutung heute Abend zu erfahren, was hinter der ganzen Heimlichtuerei steckte.
Der Blick meines Vaters glitt durch den Raum und kam auf mir zur Ruhe. Seltsam musterte er mich von oben bis unten.
Er konnte unmöglich mit meiner Erscheinung unzufrieden sein. Heute Abend trug ich eines meiner aufwendigsten Kleider. Durch die vielen Unterröcke war mir zwar furchtbar heiß, doch nach der für mich überraschenden Ankunft von Kirens Familie wollte ich mich nicht noch einmal unpassend angezogen fühlen.
Wenigstens hatte ich mir die Haare hochgesteckt, sodass mir meine Mähne nicht auch noch schweißverklebt im Nacken hing. Mein Vater wandte sich ab und unterbrach unseren Blickkontakt.
Er ging zu der reich gedeckten Tafel und setzte sich. Für die Anwesenden war dies das Zeichen es ihm gleich zu tun. Wir steuerten unsere Plätze an und setzten uns
Weitere Kostenlose Bücher