Regenprinzessin (German Edition)
ebenfalls.
Immerhin war bei diesen vielen Gästen die Sitzordnung aufgehoben. Nun saßen Celia und Kiren an meinen Seiten und keine meiner Schwestern. Die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen saßen uns schräg gegenüber. Degan saß neben meinem Vater mit Hias auf seiner anderen Seite.
Die beiden waren nahezu unzertrennlich. Ich fragte mich, ob das an der fremden Umgebung lag. Obwohl ich bei ihrem Verhalten eher davon ausging, dass sie nicht bloß Berater von Degans herrschendem Bruder, sondern auch Freunde waren.
Degan schaute zu mir herüber, sobald er bemerkte wie ich ihn beobachtet hatte, lächelte er mich an. Wobei mir sein Lächeln mehr selbstgefällig, denn freundlich vorkam. Ich konnte nicht genau den Finger darauf halten, aber etwas störte mich an ihm. Vermutlich war es die Art wie er mich ständig ansah.
Mein Vater erhob sich und die letzten Gäste beeilten sich ihren Platz zu finden. Er hielt seinen Trinkpokal in der Hand und sah sich nach beiden Seiten um. So wie der Rest ergriff ich ebenfalls mein Glas an seinem dünnen Stiel und hielt es auf halber Höhe vor mir.
Das heutige Kristall war besonders raffiniert, ebenso wie das restliche Geschirr auf dem Tisch war es mit feinen Gold- und Silberfäden durchwirkt und funkelte im Licht.
Sobald alles zu seiner Zufriedenheit war, ergriff mein Vater das Wort. „Seit gestern dürfen wir unsere Gäste aus dem fernen Turont willkommen heißen. Wie die Bewohner Lascas sind sie ein stolzes Volk und wir teilen viele unserer Ideale. Gemeinsam wollen wir in die Zukunft schreiten und sie nach unseren Vorstellungen verbessern.“
Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. „Der heutige Abend bietet uns einen Anlass der Freude, denn nicht nur darf ich das Bündnis zwischen Turont und Gorania bekanntgeben, sondern auch die Verlobung meiner Tochter Gianna mit Degan von Turont.“, schloss er feierlich.
Das durfte nicht wahr sein.
Das helle Klingeln ging in dem nun aufbrausenden Applaus unter. Dumpf schlug der Kelch meines Glases auf die dicke Tischdecke. Den Stiel hielt ich weiterhin in meiner verkrampften Hand. Eine Flut aus Rotwein schwappte mir entgegen. Hastig warf Celia ihre Serviette darüber und versuchte zu verhindern, dass der Wein mein Kleid ruinierte.
Kiren ergriff unter dem Tisch meine Hand und drückte sie tröstend. Mittlerweile war es Celia gelungen das Tischtuch halbwegs trocken zu tupfen. Zurück blieb ein dunkler Fleck. Keiner von beiden stimmte in den Applaus der anderen ein.
Natürlich war den Umsitzenden meine Reaktion nicht entgangen. Allerdings ließen sie sich dadurch kaum aus der Ruhe bringen. Lediglich Gisell warf mir einen missmutigen Blick zu. Mein Verhalten entsprach wohl nicht dem, was sie für gebührend hielt.
Die Glückwünsche, die mir nun ausgesprochen wurden, machten es noch schlimmer. Wie konnte man mich zu dieser Tragödie beglückwünschen?
Ich konnte nicht begreifen, wie mein Vater dazu gekommen war. Schließlich war Degan gestern erst angekommen. Er kannte ihn doch gar nicht.
Endlich hörten die Menschen auf zu applaudieren. Unsicher schielte ich zu Van herüber. Er sah blass aus, sein Blick ungestüm. Ich hielt es nicht aus und sah wieder weg. Vans Blick schmerzte, da er mir zeigte, wie es auch ihn belastete.
Ich fühlte mich in einem Alptraum gefangen. Das Essen wurde aufgetischt und ich musste mich zwingen den Stiel meines zerbrochenen Glases loszulassen.
Der Abend zog sich dahin, doch ich nahm es gar nicht wahr. Viel zu sehr beherrschten mich meine verworrenen Gedanken.
Übergriff
Endlich hatte ich den Empfang verlassen können und war auf dem Weg in mein Bett. Allerdings bezweifelte ich, Schlaf zu finden nach allem, was heute geschehen war. Vater musste komplett den Verstand verloren haben, mich so einfach mit diesem Degan zu verloben. Wütend stapfte ich durch die menschenleeren Gänge. Niemand außer mir war unterwegs, kaum verwunderlich, wahrscheinlich betrank sich der komplette Hofstaat aufgrund des freudigen Ereignisses, welches mein Vater ihnen verkündet hatte. Als ich an seine Worte zurückdachte, wurde mir regelrecht schlecht.
Ich stöhnte verzweifelt auf. Ich war kurz davor in Tränen auszubrechen. Irgendwie musste ich die Verlobung rückgängig machen. Dringend mit Van sprechen musste ich auch, vermutlich war er ebenso durcheinander wie ich. Doch wenn er sich zu seinem Erbe bekannte, wäre dies unsere Möglichkeit. Es tat mir in der Seele weh, dass ich ihn dazu
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