Regenprinzessin (German Edition)
Nacht.“
Mein Hochgefühl erstarb so schnell, wie es gekommen war.
„Ich will nicht zurück.“, flüsterte ich.
Er sah mich lange an, bevor er antwortete. „Wir müssen.“
Ich wusste es genauso gut wie er, dennoch schüttelte ich trotzig den Kopf.
„Ich werde auf dich aufpassen, das habe ich geschworen.“ Er lachte kurz auf. „Selbst wenn ich das nicht getan hätte, könnte ich gar nicht anders.“
„Das ist es nicht, wovor ich Angst habe.“
„Wovor dann?“
„Vor den Blicken.“, sagte ich seufzend.
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Das ist so typisch für dich.“, schnaubte er leise. „Sollte dich jemand schief anschauen, wirf ihm deinen bösesten Blick zu. Es ist unter deiner Würde dich deswegen zu schämen. Du warst heute sehr stark.“
Ich schaute ihn skeptisch an, aber er warf mir sein bezauberndes Lächeln zu, dem ich nicht widerstehen konnte und einfach zurück lächeln musste. Ich hätte ihn schon wieder küssen können. Er schien es zu spüren und sagte schnell: „Ich werde unsere Pferde einfangen. Warte kurz.“ Er küsste mich kurz, aber zärtlich und ging dann zu dem See, an dem Tinka und Lian grasten.
Beide hoben die Köpfe und schnauften, als Van näher kam und drängten sich an ihn. Er streichelte sie kurz am Kopf und flüsterte ihnen ein paar beruhigende Worte zu, bevor er sie am Halfter fasste und zu mir führte. Ich kraulte Tinka ebenfalls. Mir tat leid, wie ich sie vorhin weggeschoben hatte. Sie stupste mich mit ihrer Nase an.
„Also magst du mich doch noch.“, murmelte ich mehr zu mir selbst.
„Komm, ich helfe dir.“, sagte Van und kam hinter Lian zu uns herum. Ich hatte Tinkas Flanke noch nicht ganz erreicht, als Van mich schon um die Hüfte fasste und auf Tinkas Rücken setzte. Überrascht keuchte ich auf, doch das schien ihn nicht zu stören, im Gegenteil. Er grinste mich an und stieg dann ebenfalls in einer fließenden Bewegung auf seinen Hengst. Erst jetzt bemerkte ich, dass Lian ebenfalls nicht gesattelt war. Van bemerkte mein Stirnrunzeln.
„Was hast du?“, fragte er.
„Lian ist nicht gesattelt.“
„Ich hatte es eilig.“, sagte er schultern zuckend.
Wir setzten uns in Bewegung. Unsere Pferde gingen langsam nebeneinander durch den Wald.
„Was genau ist passiert, nachdem ich weggelaufen bin?“
Das Thema schien ihm unangenehm zu sein. Nach kurzem Zögern antwortete er dennoch. „Wir waren alle wie erstarrt, suchten dann aber schleunigst das Weite, da keiner den König noch wütender machen wollte.
Vor dem Saal nahm uns Asant noch einmal in die Zange und wollte wissen, wer es war. Doch alle schwiegen, was zu erwarten war. Er schimpfte und fluchte und wir ließen es wie schon zuvor über uns ergehen.“
Er schüttelte den Kopf, dann lächelte er mich wehmütig an. „Ich habe ihm gar nicht zugehört, jeder meiner Gedanken war bei dir und ich war krank vor Sorge. Dann hat er mich speziell gefragt, ob ich es wüsste, da ich den meisten Kontakt zu dir hätte. Aber ich sagte ihm, dass mir nichts Besonderes aufgefallen wäre und versuchte zu verbergen, wie oft wir uns in Wirklichkeit sehen. Ich tat so, als ob ich dich im Schloss kaum zu Gesicht bekäme und wir uns bei deinen täglichen Übungen nicht viel zu sagen hätten.“ Er machte eine kurze Pause.
„Ich weiß nicht, ob er mir geglaubt hat. Eventuell hat er Vermutungen, eventuell auch nicht. Einige Ritter glauben, dass ich es bin, das war offensichtlich. Asant wollte noch weiterfragen, doch plötzlich kam Taro den Gang entlang gelaufen, direkt auf uns zu und vollkommen außer Atem.“
„Taro? Wer-“
„Der Stalljunge, den du angeknurrt hast.“, sagte Van kichernd.
„Oh.“, machte ich. „Nein, ich war wohl nicht besonders nett.“ Ich schämte mich ein wenig für meinen Auftritt, doch ich war vorhin einfach zu verzweifelt gewesen, um taktvoll zu sein.
„Jetzt wo ich dich wieder bei mir habe, kann ich darüber lachen, aber vorhin blieb mir das Herz stehen. Taro erzählte uns von deinem eiligen Aufbruch, und dass er dich nicht aufhalten konnte. Ich war schon halb den Gang entlang gelaufen, als Asant mich rief.“, er verstummte.
„Was ist dann passiert?“
Van antwortete nicht sofort, sondern sah mich lange an. Ich wartete geduldig auf seine Antwort, ich wollte ihn nicht drängen.
„Ich hatte Angst um dich.“, sagte er langsam.
Das verstand ich nicht, das Schlimmste hatte ich doch hinter mir gehabt. Er half mir auf die Sprünge.
„Ich war nicht sicher, was du nach diesem
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