Regenprinzessin (German Edition)
mich herum verströmten einen angenehmen süßlichen Duft. Ich schloss die Augen und sank etwas tiefer auf die Bank. Die Ruhe war wundervoll und ich genoss sie in vollen Zügen.
In Gedanken schmiedete ich bereits Pläne wie Van und ich am besten von hier verschwinden konnten. Es war nicht ganz einfach ungesehen zu entkommen. Tag und Nacht standen Wachen auf ihren Posten und hielten nach Gefahren Ausschau. Man konnte ihnen kaum glaubhaft erklären, warum wir beide mitten in der Nacht mit vollem Gepäck ganz allein weg mussten. Erst recht nicht, wenn die Nachricht meiner Schwangerschaft die Runde gemacht hatte.
Natürlich könnte ich sie außer Gefecht setzen, aber dabei konnte ich mir nicht sicher sein, dass sie nicht schrien, während ich angriff, es müsste schon sehr präzise sein, um das zu verhindern. Außerdem wüsste man sehr schnell, dass etwas passiert war, wenn überall bewusstlose Wachen herum lagen. So würde man uns viel zu schnell auf die Schliche kommen und versuchen uns zu folgen.
Wir könnten auch behaupten auszureiten und dann einfach nicht zurück kommen. Allerdings bliebe hier wieder das Problem mit dem Gepäck zu bewältigen. Prall gefüllte Satteltaschen und ein Rucksack fielen auf, wenn man angeblich nur ein paar Stunden unterwegs sein wollte. Ich zerbrach mir auch weiterhin den Kopf und hoffte, Van würde etwas Besseres einfallen als mir bisher.
Kies knirschte in einiger Entfernung. Jemand ging über die kleinen Wege zwischen den Beeten und kam in meine Richtung. Auch wenn man auf den Kieswegen in Damenschuhen nicht immer leicht voran kam, so waren die kleinen Steinchen doch hilfreich. Man wusste, wann jemand in der Nähe war.
Ich behielt die Augen geschlossen und machte mich noch etwas kleiner. Vielleicht hatte ich Glück und wurde nicht entdeckt. Ich streckte die Fühler meiner Gabe aus. Ganz in der Nähe ging eine einzelne Person durch den Garten, der Größe nach zu urteilen ein Mann. Er kam direkt in meine Richtung, so als wüsste er genau, wo ich war.
Er kam um den Rhododendron herum und ich öffnete meine Augen. Ich hatte gehofft, es könnte Van sein, leider hatte ich mich getäuscht. Es war Asant. Immerhin, es hätte noch viel schlimmer kommen können, wenn es beispielsweise Menortus gewesen wäre.
Er wirkte nicht überrascht, demnach hatte er mich gesucht oder wenigstens mit mir gerechnet.
„Darf ich mich setzen?“
„Nur zu.“ Ich wies mit meiner Hand auf den freien Platz neben mir. Ich konnte mir denken worum es ging. Zuvor hatte er nie ein Gespräch mit mir gesucht, aber ich wartete darauf, dass er anfing. Schließlich war es sein Anliegen und nicht umgekehrt.
Asant setzte sich an das andere Ende der Bank. Ganz darauf bedacht mir nicht zu nah zu kommen. Ernst musterte er mein Gesicht.
„Wie geht es Euch?“, fragte er nach einer Weile.
„Ganz gut. Es sieht schlimmer aus als es ist.“
Asant erwiderte nichts, sah mich nur weiter an. Ich hielt seinem Blick stand, und widerstand dem Drang meinen zu senken. Es hatte den Anschein, als wüsste er nicht, wo er anfangen sollte. Durch das lange Schweigen wurde mir langsam etwas mulmig zumute und ich brach es.
„Was kann ich für Euch tun?“
Asant sah überrascht aus, fing sich jedoch schnell wieder.
„Ich möchte Euch etwas fragen. Auch wenn ich nicht glaube, dass Ihr mir antworten werdet, habe ich dennoch das Gefühl, wenigstens fragen zu müssen.“ Es war ihm sichtlich unangenehm mich darauf anzusprechen. Andererseits konnte ich ihn auch verstehen. Er nahm die ihm übertragenen Aufgaben sehr ernst.
„Fragt Ihr aus eigenem Interesse oder weil Ihr es für Eure Pflicht haltet?“
„Teils teils.“, gestand er.
„Es tut mir leid, aber ich kann es Euch nicht sagen.“
„Das dachte ich mir bereits, trotzdem musste ich einfach fragen.“ Er schaute in Richtung Wald, ich folgte seinem Blick, sah jedoch nichts, was ich nicht schon zuvor gesehen hatte.
„Was würdet Ihr tun, wenn Ihr wüsstet, wer es ist?“, fragte ich ihn.
Asant seufzte, bevor er antwortete. „Ich müsste ihn melden.“
„Ich weiß, was Eure Pflicht wäre. Ich habe gefragt, was Ihr tätet.“
Jetzt sah er wieder zu mir herüber und dachte über meine Worte nach. „Ich denke, ich käme meiner Pflicht nach.“
„Das ist es, was ich nicht riskieren kann.“, sagte ich leise.
„Warum nicht?“
Es war seltsam mit Asant über meine Beziehung zu Van zu sprechen. Aber es war ein merkwürdig gutes Gefühl mit einem Unbeteiligten darüber reden
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