Regenprinzessin (German Edition)
neugierig. Bisher hatte ich den Wald noch nie abseits der Wege betreten.
„Es wird nicht lange dauern.“, sagte Van und drehte sich, während er sprach zu mir um. „Bist du so hungrig?“
„Nur neugierig.“, versicherte ich ihm.
Daraufhin lächelte er und drehte sich wieder um, damit er sehen konnte wohin wir ritten.
Wasserspiel
Ich schaute mich um und genoss den Anblick, der sich mir bot. Der Waldboden begann anzusteigen und wir hielten uns bergauf. Wir folgten einem kleinen Bach der sich über den Boden schlängelte. Alles war so grün und duftete einfach herrlich. Rechts von uns flitzte ein Eichhörnchen über die Baumwurzeln und kletterte nun rasant einen Stamm hinauf. Dort schreckte es eine Schleiereule aus ihrem Schlaf, die protestierend kreischte. Ich musste schmunzeln, überall raschelte es und Vögel sangen ihre Lieder. Das pulsierende Leben des Waldes war einfach wunderschön.
„Wir sind da.“, sagte Van plötzlich.
Ich schaute wieder nach vorn, konnte jedoch nicht an seinem breiten Rücken vorbei spähen, um zu sehen was vor uns lag. Van lenkte Lian zur Seite und ich hatte freien Blick auf eine kleine Lichtung, die im Wald verborgen lag. Erstaunt blieb ich stehen, er hatte nicht zu viel versprochen. Einzelne Bäume säumten die ansonsten freie Fläche und drängten sich um einen kleinen See, der im Sonnenschein funkelte. Hinter dem See war ein Felsvorsprung, sodass der Bach, der ihn speiste einen Wasserfall bildete. Nun sah ich auch, dass der Bach, dem wir gefolgt waren aus dem See entsprang. Während ich mich noch umgeschaut hatte, war Van bereits abgestiegen und machte sich daran seine Satteltaschen zu lösen. Ich schwang mich ebenfalls von Tinkas Rücken und ging um die Pferde herum. Vielleicht konnte ich Van helfen.
„Gefällt es dir?“, wollte er wissen und löste den letzten Riemen, der die Tasche hielt.
Ich konnte nichts anderes tun, als ihn anzustrahlen und eifrig zu nicken. „Es ist herrlich hier.“
„Das freut mich zu hören.“, sagte er und lächelte zurück.
Mit der Tasche im Arm ging er auf den See zu, woraufhin ich ihm folgte. Dort angekommen kniete Van sich ins Gras und öffnete die Tasche. Etwas abseits blieb ich stehen, damit ich ihm nicht im Weg war und betrachtete den See. Ich war davon gefesselt. Es kam so selten vor, dass ich einen natürlichen See zu Gesicht bekam. Es kribbelte mir in den Fingern, ich wollte Wasser auf meiner Haut spüren.
„Gianna?“, fragte Van.
Ich zuckte überrascht zusammen. Meine Umgebung hatte ich komplett ausgeblendet, bei dem Gedanken an das Wasser zuvor. Nun kehrte ich in die Realität zurück und sah Van an. Er hatte eine Decke ausgebreitet auf der er saß und schaute mich erwartungsvoll an. Schnell setzte ich mich ebenfalls und schaute mir an, was er vorbereitet hatte. Er hatte Obst, Käse, Schinken, Brot und einen Wasserschlauch dabei. Beim Anblick dieser Leckereien wurde mir mein Hunger nur umso bewusster und ich nahm mir ein Stück Käse, an dem ich knabberte. Van bediente sich ebenfalls und wir aßen schweigend. Doch ich konnte mich nicht lange auf das Essen konzentrieren und mein Blick glitt immer wieder zu dem See hinüber. Gedankenverloren kaute ich auf einem Stück Brot herum.
„Was ist los mit dir?“, fragte Van und runzelte die Stirn. Mal wieder.
„Nichts.“, log ich. Es war mir peinlich, dass ich zappelig wie ein kleines Kind war.
Van seufzte entnervt auf. „Wirst du dir irgendwann angewöhnen mir die Wahrheit zu sagen?“, fragte er und sah mich skeptisch an.
„Aber das tue ich doch.“
Zweifelnd zog er eine Augenbraue hoch.
„Meistens jedenfalls.“, korrigierte ich.
Er schaute mich nur weiter an, weswegen ich noch zappeliger wurde.
„Na schön, es ist wegen dem See.“, sagte ich und spürte, wie mir abermals das Blut in die Wangen schoss.
„Was ist damit?“, fragte Van, während er sich umdrehte und den See betrachtete.
„Erinnerst du dich an unser Gespräch letzte Woche, bevor ich den Regen rief?“
Ich sah ihm an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, plötzlich glätteten sich seine Züge. „Es liegt daran, dass hier so viel Wasser ist, nicht? Möchtest du schwimmen gehen?“
Das wollte ich wirklich gern, doch ich war mir nicht sicher, ob ich es auch tun sollte.
„Ich weiß nicht recht.“, sagte ich unsicher.
„Warum nicht? Du hast mir doch selbst erzählt wie wohl du dich im Wasser fühlst.“
Das hatte ich allerdings, da es eben auch stimmte. Aber ich war mir nicht
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