Regenprinzessin (German Edition)
Furcht man könnte sie bestrafen, doch das hinderte sie nicht am Flüstern.
„Man muss dir nur einmal richtig in die Augen sehen und weiß, dass es nicht so ist.“, sagte Van aufrichtig.
„Dass was nicht so ist?“ Ich schluckte schwer, wieder einmal schien er tief in mein Innerstes zu blicken und ich fragte mich erneut, wie er das nur anstellte.
„Du bist nicht kalt, Gianna.“, sagte er eindringlich. „Auch wenn du es fast schon selbst glaubst, was sie erzählen, du bist es nicht.“ Er schlug die Augen nieder und schüttelte leicht den Kopf. Dann sah er mich wieder so verstörend intensiv an, wie er es schon im Rosengarten getan hatte.
Dennoch konnte ich ihm nicht glauben. Ich wusste, dass selbst meine Familie zum Teil so über mich dachte, auch wenn sie versuchten, es vor mir zu verbergen.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Gleichgültig, emotionslos und kalt.“, murmelte ich.
„Sagt wer?“
„Jeder.“
„Nun, ich sage es nicht.“, stellte er klar.
„Du kennst mich nicht.“, murmelte ich.
„Meinst du, der Rest kennt dich besser?“. Er lächelte schief.
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Ich wandte meinen Blick ab, dieses Gespräch verwirrte mich. Meinte er wirklich ernst, was er dort sagte?
„Man muss sich nur einmal mit dir streiten, um es besser zu wissen.“ Jetzt lachte er leise. Ein schönes Geräusch.
„Wann haben wir uns denn gestritten?“, fragte ich verunsichert.
„Im Rosengarten. Vielleicht übertreibe ich aber auch und wir sollten unsere Diskussion interessant nennen.“, schlug er vor. Jetzt musste auch ich lächeln.
„Das gefiele mir besser.“, sagte ich flüsternd.
Wir ritten eine Weile schweigend neben einander her und ich dachte über das nach, was Van über mich gesagt hatte. Glaubte er das wirklich? Nun, es schien so, wie ich mir eingestehen musste.
Vorsichtig schaute ich zu ihm herüber. Er musterte eingehend den Wald und bemerkte nicht, dass ich ihn beobachtete. Diese natürliche Anmut, wie er auf seinem Pferd saß, hatte etwas Faszinierendes und ich betrachtete ihn umfassend. Plötzlich wandte er seinen Blick vom Wald ab und wieder mir zu. Ich konnte es nicht verhindern und errötete, weil er mich ertappt hatte, wie ich ihn anstarrte. Beschämt schaute ich auf meine Hände, in der Hoffnung meine Reaktion noch verbergen zu können. Doch natürlich hatte er es gesehen.
„Was hast du?“, fragte er und runzelte die Stirn.
Jetzt musste ich mir etwas überlegen.
„Mir war nur gerade aufgefallen, dass ich den Namen deines Pferdes gar nicht kenne.“, log ich wenig überzeugend. Ich wusste, dass er mir nicht glauben würde, doch zu meiner Erleichterung ging er trotzdem darauf ein.
„Er heißt Lian.“
„Ein schöner Name.“, kommentierte ich. Mir fiel nichts weiter ein zu sagen, darum beließ ich es dabei.
Schließlich brach Van das peinliche Schweigen.
„Hast du heute Morgen überhaupt gefrühstückt?“
Wie kam er denn jetzt darauf?
„Nur eine Kleinigkeit.“, gestand ich. Daraufhin verzog er verstimmt das Gesicht.
„Wusste ich es doch.“, sagte er kopfschüttelnd. „Wie sollst du so zu Kräften kommen?“
„Ich kann so früh nichts essen, mir wird schlecht davon. Außerdem brauche ich nichts bekommen, was ich schon habe.“, verteidigte ich mich.
„Hättest du Lust auf ein zweites Frühstück?“, fragte er.
Neugierig beäugte ich seine Satteltaschen. Leer waren sie nicht.
„Du hast eines dabei?“, fragte ich zurück.
„Sicher.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Appetit?“
„Ja.“, musste ich zugeben, woraufhin sein Lächeln breiter wurde.
„Gut, ich kenne eine Stelle, die genau richtig für ein Picknick ist.“, sagte er zufrieden.
„Picknick?“, fragte ich erstaunt. Noch einmal ließ ich meinen Blick zu den Taschen schweifen. Was da wohl alles drin steckte?
„Lass dich überraschen, es wird dir schon gefallen.“, sagte er und zwinkerte mir zu.
Geschlagen zuckte ich mit den Schultern und hakte nicht weiter nach. Van wandte sich in Richtung Wald und ich folgte ihm. Wir verfielen in einen schnellen Trab und die Bäume kamen rasch näher.
Wenige Minuten später hatten wir den Wald erreicht und drosselten das Tempo, um uns durch das Unterholz zu kämpfen. Hier war es viel schattiger und nur selten blitzte das Sonnenlicht durch das üppige Blätterdach über uns. Die Bäume standen eng bei einander und ich musste Tinka hinter Van lenken, um voran zu kommen.
„Wie weit ist es?“, fragte ich
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