Regenprinzessin (German Edition)
weh?“, fragte Van und schreckte mich aus meinen Gedanken auf. Er hatte sich zu mir herunter gebeugt und schaute mich aus großen Augen an. Ich schüttelte den Kopf, die Salbe schien den Schmerz zu betäuben.
„Was ist es dann? Ihr seht nicht gut aus.“ Van sprach leise. Er war sich der Lauscher ebenso bewusst.
„Ich bin nur müde und muss mich ausruhen.“, antwortete ich.
„Es war ein anstrengender Tag.“, sagte er langsam und musterte mich eingehend. Dann schien ihm etwas einzufallen, was ihm nicht gefiel.
„Es ist wegen Eurer Gabe.“, murmelte er aufgebracht. „Das vorhin muss Euch jede Menge Kraft gekostet haben. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht und Euch reiten lassen.“ Sein Tonfall machte deutlich, dass er sich schon wieder Vorwürfe machte.
„Schon gut.“, murmelte ich. „Ich muss mich nur ausruhen.“
In der Zwischenzeit hatten wir das Haupthaus verlassen und standen wieder auf dem Hof. Regentropfen perlten von Vans Haut und ich hätte sie zu gern berührt, beherrschte mich jedoch.
„Ruht Euch aus. Ich werde dem König Bericht erstatten, sobald ich mich umgezogen habe.“, sagte Van nun und verbeugte sich.
Ich dankte ihm und er wandte sich ab, um zu seiner Unterkunft zu gehen.
„Sehe ich Euch heute Abend?“, fragte ich leise hinter ihm. Überrascht drehte er sich um und schaute mich an.
„Beim Essen?“, fügte ich hinzu.
Sein Gesichtsausdruck wandelte sich und er lächelte mich an. „Ja.“, sagte er leise.
Ich lächelte zurück und wandte mich nun meinerseits ab.
Enttäuschung
Wie ich sie gebeten hatte, hatte Sara mich pünktlich zum Abendessen geweckt und mir beim Ankleiden geholfen. Ich war immer noch müde, da ich kaum zwei Stunden geschlafen hatte. Wenigstens fühlte ich mich etwas besser, auch wenn meine Hand wieder schlimmer schmerzte. Es war schon eine merkwürdige Sache mit unseren Gaben. Während ich nach ihrem Gebrauch hauptsächlich müde wurde, entwickelten meine Schwestern einen gewaltigen Appetit, der ihre Müdigkeit übertraf. Bei mir war es genau anders herum. Inzwischen waren sie sicher zurückgekehrt. Selten nahm ich an dem Bankett mit dem Adel und den Rittern teil. Ich verschlief es meist. Heute hatten meine Kräfte mich nicht so ausgezehrt, als hätte ich den Regen gerufen. Außerdem freute ich mich Van zu sehen. Er war einer der Gründe warum ich recht munter war.
Ich war fast fertig mit meiner Garderobe und musste mich beeilen, damit ich noch pünktlich kam, aber diese blöde Schleife wollte einfach nicht richtig sitzen. Frustriert stellte ich fest, dass sie stark an das Halsband eines der adligen Hündchen erinnerte, die von ihren Besitzerinnen im Arm spazieren getragen wurden. Mir war nichts Besseres eingefallen, um den Schnitt zu verdecken, da hatte ich kurzerhand nach einem meiner seidenen Haarbänder gegriffen. Immerhin sah man durch die Handschuhe den bandagierten Arm kaum. Dieser Gedanke tröstete mich ein wenig und ich zupfte ein letztes Mal an der Schleife herum, bevor ich mich erhob und mich auf den Weg in den großen Saal machte.
Unterwegs begegnete ich allerhand Adliger, die dasselbe Ziel hatten wie ich. Wir tauschten Grüße aus, doch zum Glück gesellte sich niemand zu mir. Obwohl ich ihnen ansehen konnte, dass der neueste Tratsch über den Angriff bereits seine Runde gemacht hatte. Sie alle starrten mich an und tuschelten. Kein Wunder, es hatten genug bemerkt, dass Van und ich bei Darius gewesen waren.
Ich betrat den Saal, der schon mit zahlreichen Leuten gefüllt war, die in kleinen Gruppen beieinander standen. Ich ignorierte sie und durchschritt einmal den Raum, wo ich mich an die lange Fensterfront stellte.
Darunter lagen die Gärten und ich betrachtete sie gedankenverloren. Ich war noch immer aufgewühlt von den Geschehnissen an diesem See. Ich bereute zwar, dass wir dort gewesen waren und deswegen überfallen werden konnten. Den Rest jedoch bereute ich ganz und gar nicht. Im Gegenteil, ich wollte es wiederholen. Nie hatte ich mich so lebendig gefühlt wie ins Vans Armen.
Dabei musste ich allerdings erst einmal heraus finden, wie Van darüber dachte. Wer konnte denn wissen, ob es für ihn nicht vielleicht eine einmalige Sache war.
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich eine Bewegung, jemand hatte sich zu mir gestellt. Ich schaute auf und schaute in Vans Gesicht, das mich kritisch musterte.
Er trug eine frische Uniform unter der sein Verband nicht sichtbar war.
„Geht es Euch besser?“, fragte er flüsternd.
Ich
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