Regenprinzessin (German Edition)
wusste ich immer noch nicht, wo wir genau standen.
„Außerdem hat der Kerl sie bedroht und verletzt, da finde ich ihre Reaktion verständlich.“
„Wahrscheinlich hast du Recht. Verzeih, dass ich das gesagt habe. Wie war der Ausflug sonst?“
„Ganz nett.“
„Nett?“ Asants Stimme klang ganz so, als könne er sich das beim besten Willen nicht vorstellen.
Van seufzte. „Ihre Gesellschaft ist bei weitem nicht so unangenehm, wie du zu glauben scheinst.“
„Wenn du es sagst.“, sagte Asant schultern zuckend. Van wollte widersprechen, aber Asant unterbrach ihn.
„Ich bin nicht gekommen, um mich mit dir über den Charakter der Prinzessin zu streiten.“
„Weswegen dann?“
„Ein paar Leute haben sich bei mir über dich beschwert.“
„Was habe ich getan?“, fragte Van verwirrt.
Ich fragte mich dasselbe.
„Du hast heute Morgen auf dem Marktplatz für einigen Wirbel gesorgt.“
„Ach das.“
„Ja das. Was war da los?“
Van seufzte erneut. „Das war wegen der Prinzessin. Ich dachte, sie bekäme gleich einen Nervenzusammenbruch.“, sagte er langsam.
„Was war mit ihr?“
Van zögerte einen Moment, sichtlich um die richtigen Worte bemüht. „Ich wusste es nicht. Sie zitterte und stammelte, dass sie Angst vor dem Marktplatz hätte. Sie bat mich, sie dort weg zu bringen. Aber alles war mit Menschen verstopft und sie wurde jede Sekunde nervöser, da habe ich für etwas Platz gesorgt.“
Ich fühlte mich wieder jämmerlich bei der Erinnerung an den Vormittag. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sprach Asant wieder. „Also hat sie es immer noch nicht überwunden.“
Van schüttelte den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Sie hat mir danach davon erzählt, während wir über die Wiesen geritten sind.“
Asant bekam große Augen. „Sie hat dir von ihrer Entführung erzählt?“
Van schien die Frage zu verwirren, dennoch nickte er zögernd. „Ja, sie hat mir erzählt, was ihr dort passiert ist und dass sie seitdem Angst vor den meisten Menschen und besonders vor diesem Ort hat.“
Asant stieß einen leisen Pfiff aus.
„Was ist?“, fragte Van stirnrunzelnd.
Woher sollte er es auch wissen?
„Damit wärst du der erste.“, sagte Asant langsam.
„Der erste wovon?“
„Dem sie davon erzählt hat.“
„Ist das dein Ernst?“ Vans Blick zuckte kurz in meine Richtung. Er sah noch nachdenklicher aus als ohnehin schon.
„Ich bin mir recht sicher. Als es passierte war ich bereits kurze Zeit hier am Schloss. Die Prinzessin war danach sehr verändert und wollte nicht darüber reden, was geschehen ist. Man wusste nur, was die Ritter, die sie ausgelöst hatten danach erzählten.“
„Es war ihr sichtlich unangenehm, aber wir haben eine ganze Weile darüber gesprochen.“, sagte Van gedankenverloren.
„Sie muss dir wirklich vertrauen.“
„Es scheint ganz so.“
Ich wünschte mir, dass sie das Thema wechselten oder, noch besser, Asant wieder ging. Inzwischen waren meine Beine taub und die Füße taten mir weh. Leider war es mir nicht möglich, mich bequemer hinzuhocken ohne ein Geräusch zu machen oder mich noch schmutziger zu machen. Der Boden auf dem ich saß hatte sich durch den Regen in Schlamm verwandelt, der meinen ganzen Rocksaum verschmierte.
„Es war damals wirklich schlimm. Erst verstarb die Königin und kurz darauf wurde die Kronprinzessin entführt und völlig verstört zurückgebracht. Burnus hat sich diesen Moment der Unachtsamkeit nie vergeben. Auch er hat sich stark verändert seitdem.“ Während Asant sprach, hatte Vans Gesicht einen seltsam entrückten Ausdruck angenommen.
„Ich kann es ihm nachempfinden.“, sagte Van leise.
„Du hast dir immer noch nicht verziehen, oder?“, fragte Asant seufzend. Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.
Worüber sprachen die beiden? Es klang beinah so, als kannten sie sich seit Jahren und nicht erst seit ein paar Monaten, wie ich angenommen hatte.
Van schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich? Es war meine Schuld.“ Seine Stimme klang, als würde sie gleich brechen. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
Asant drückte ihm die gesunde Schulter. „War es nicht.“
„Doch und das wissen wir beide.“ Van seufzte schwer.
„Verzeih, dass ich davon angefangen habe. Ich wollte dich nicht daran erinnern.“
„Lucia ist tot. Ich hätte sie beschützen müssen. Es war meine Schuld. Ich weiß wie Burnus sich fühlt.“ Van sprach abgehackt und raufte sich die Haare. Ich fragte mich, wer Lucia war. Sie hatte ihm viel
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