Regenprinzessin (German Edition)
das Vorzimmer. Sara war nirgends zu sehen. Wir waren allein.
Van brachte mich ins Schlafzimmer, wo er mich ins Bett legte. Sein Gesicht war meinem ganz nah, als er sich tief herunter beugte und mich vorsichtig absetzte. Ich spürte wie mein Herz schneller schlug und konnte nicht widerstehen. Mit festem Griff in seinem Hemd zog ich ihn noch ein Stück näher heran.
Überrascht sah er mich an, gab dann jedoch lächelnd nach. Ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren, bevor ich meine Lippen auf seine drückte. Van erwiderte zärtlich den Kuss. Es war ein fantastisches Sinnesfeuerwerk und ich genoss es in vollen Zügen. Die Wärme in meinem Inneren breitete sich wieder aus und vertrieb die kalten Gedanken, die mich zuvor noch bedrückt hatten.
Als er sich viel zu früh von mir löste, schenkte er mir sein bezauberndes Lächeln.
„Ich möchte versuchen dir zu glauben.“, sagte ich leise.
Sein Lächeln wurde breiter und er küsste mich noch einmal kurz. Dann stand er auf, griff nach der umgeschlagenen Decke am Fußende und wollte mich zudecken, doch ich hielt ihn zurück. „Könntest du mir bitte zuvor noch mit dem Mantel helfen?“
„Natürlich.“ Langsam zog er die Ärmel herunter und passte dabei auf mir nicht wehzutun. Endlich hatte Van mich befreit und hängte den Mantel über eine Stuhllehne.
Nun zog er mir die Decke hoch bis zum Kinn und streichelte mir anschließend über die Wange.
„Schlaf jetzt.“, flüsterte er.
Ich setzte eine grimmige Miene auf. „Nur, wenn du es auch tust.“
„Versprochen.“
„Gut.“ Jetzt lächelte ich wieder.
„Ich komme dich besuchen.“
„Das würde mir gefallen.“ Seine Augen strahlten vor Freude, als ich das sagte. „Und nun geh endlich in dein Bett.“, schalt ich ihn.
Grinsend ging er zur Tür. „Wie Ihr befehlt, meine Prinzessin.“, sagte er, während er sich im Türrahmen verbeugte. Aus seinem Mund klang das Wort Prinzessin nicht wie mein Titel, sondern viel mehr wie eine Liebkosung. Leise schloss er die Tür hinter sich und ich war allein. Gern hätte ich ihn hier behalten, seine Gegenwart tat so gut, doch das war ausgeschlossen. Das erste Mal in meinem Leben war ich nicht glücklich darüber allein zu sein. Ich wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Ich würde es heraus finden müssen.
Nach den anfänglichen Schmerzen besserte sich mein Zustand schnell wieder und es ging mir jeden Tag etwas besser als den vorherigen. Meine Schwestern hatten für die Dauer meiner Genesung meine Pflichten übernommen und besuchten mich trotzdem häufig, ebenso wie mein Vater und auch Van. Über seine Besuche freute ich mich am meisten und ich war überzeugt, dass sie keinen unbedeutenden Anteil an meiner schnellen Heilung hatten. Sara kümmerte sich einfach rührend um mich und ich war abermals froh, dass sie mir zur Seite stand.
Der Überfall lag einige Tage zurück, aber ich war mehr oder weniger immer noch bettlägerig. Bis auf den kurzen Gang zu meinem Garten überanstrengte mich der Rest und ich war die meiste Zeit in meinem Bett, um auszuruhen.
Heute fehlte Saras Lächeln die sonst vorhandene Überzeugungskraft. Es war bereits später Nachmittag und schon den ganzen Tag schien sie abwesend zu sein. Ich saß aufrecht in meinem Bett, gestützt durch ein großes Kissen und beobachtete sie. Mein Buch hatte ich schon vor einer Weile aus der Hand gelegt. Sie bemerkte nicht einmal, wie ich sie seit einigen Minuten kritisch musterte. Etwas stimmte nicht mit ihr, das war mir schon am Morgen aufgefallen. Gedankenverloren drapierte sie Rosen, die sie für mich geschnitten hatte, in eine der Vasen und zog dabei ein ernstes Gesicht.
„Was hast du?“
Erschrocken fuhr sie aus ihren Gedanken hoch und eine der Rosen fiel ihr zu Boden.
„Nichts.“, sagte sie, bückte sich und hob die Blume auf.
„Du bist eine noch schlechtere Lügnerin als ich es bin, also versuch es erst gar nicht. Was ist los mit dir?“
Während sie sich zu mir herum drehte, lief ihr Gesicht bereits rot an.
„Verzeiht, Prinzessin, ich wollte Euch nicht anlügen.“, stammelte sie.
Ich winkte ab, sah sie aber mit durchdringendem Blick an, damit sie auch weiter sprach.
„Es ist wegen meiner Mutter.“ Sie klang besorgt.
„Was ist mit ihr?“
„Sie ist krank. Mein Bruder kam heute Morgen zu mir und erzählte mir, dass sie schon den zweiten Tag in Folge Fieber hätte und sich gar nicht gut fühlen würde.“
„Was machst du dann hier?“, fragte ich sie
Weitere Kostenlose Bücher