Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
auch zeitlich oft ganz erheblich, so dass Tiere unterschiedliche Strategien der Nahrungssuche entwickelt haben: Die einen sind sesshaft und beuten ein großes Vorkommen gründlich aus, andere wiederum sind tägliche oder saisonale Wanderer bzw. Nomaden (z. B. Kolibris).
Auch Mobilität und Größe bestimmen, ob sich eine Art ganzjährig von Früchten und Nektar ernähren kann; hier überwiegen deutlich die Vögel und Fledermäuse im Gegensatz zu den bodenlebenden Tieren; gleichzeitig sind sie als Samenverteiler und Bestäuber von großer Bedeutung.
Während die meisten Pflanzen ihre Kunden bei Tag anlocken, öffnen einige erst bei Dunkelheit ihre Blüten, um Nachtschwärmern wie etwa den Fledermäusen Nahrung zu bieten. Die Kontaktaufnahme ist von beiderseitigem Nutzen: Das Tier erhält Futter und übernimmt dabei Blütenpollen, die es zur nächsten Pflanze weiterträgt. Doch Fledermäuse verbreiten nicht nur Pollen, sondern auch Samen.
Während sich die altweltlichen Flughunde rein vegetarisch von Früchten, Blüten, Pollen oder Nektar ernähren, haben sich in der Neuen Welt nur wenige Fledermäuse, vor allem die Langzungen-Fledermäuse, auf Blütennahrung spezialisiert. Der Nektar saugende Spitzmaus-Langzüngler (
Glossophaga soricina
) etwa bestäubt viele tropische Pflanzenarten. Während er wie ein Kolibri im Schwirrflug vor einer Pflanze steht, saugt er mit seiner langen Zunge den Nektar auf. Mit ihren bürstenartigen Papillen ist die Zunge dafür bestens ausgestattet. Zu den Nektarliebhabern zählen auch die Kolibris, die zu den kleinsten warmblütigen Wirbeltieren gehören. Um ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, brauchen sie viel Energie. Zudem pflegen sie mit dem Schwirrflug einen äußerst kraftraubenden Flugstil. Beides führt zu einem erhöhten Sauerstoffund Nahrungsbedarf. Entgegen der landläufigen Meinung benötigen sie aber nicht nur den Zucker aus dem Blütennektar für ihren Energiestoffwechsel, sondern auch Eiweiß, das ihnen die kleinen Kerbtiere liefern, die sie zusammen mit dem Nektar aus den Blütenkronen saugen. In den Tropen stellen Kolibris, neben Fledermäusen und Insekten, eine wichtige Bestäubergruppe dar.
Wem Früchte und Samen munden
Tiere, die sich ausschließlich auf das Verspeisen von Früchten spezialisiert haben, gibt es nur in den Tropen und Subtropen. Im Regenwald wachsen auf einem Hektar bis zu 300 verschiedene Baumarten und jeder sechste Baum bringt essbare Früchte hervor. Darunter findet man etwa verschiedene Palmenarten, z. B.
Oenocarpus distichus
, den Bananenbaum (Gattung
Musa
), den zu den Maulbeergewächsen gehörenden Feigenbaum (Gattung
Ficus
) oder den Paranussbaum (
Bertholletia excelsa
). Aber auch viele der mehr als 400 Arten der botanisch den Feigen nahestehenden Passionsblumen bilden Früchte mit einem saftigen Fruchtfleisch aus. Viele Pflanzen umgeben ihre Samen mit Fruchtfleisch, um Tiere anzulocken.
Zu den auffallendsten Pflanzen der tropischen Flora zählt sicherlich der Kanonenkugelbaum (
Couroupita guianensis
), der wie der Paranussbaum zur Familie Lecythidiaceae gehört.
Die großen, auffälligen Blüten stehen nämlich ebenso wie später die kanonenkugelförmigen Früchte direkt am Stamm. Dieses Hervorbrechen von Blüten direkt am Stamm wird Kauliflorie genannt; bezogen auf die Früchte nennt man es Kaulikarpie. Die Bestäubung dieser Stammblüten erfolgt meist durch Fledermäuse. Die Samen vieler kaulifloren Arten sind essbar, z. B. die Paranuss.
Auch wenn der Regenwald im Jahr etwa 2 t Früchte pro Hektar Wald produziert, gibt es Zeiten, in denen die Früchte knapp werden. Von Mai bis Juli müssen sich Obst fressende Tiere auf neue Nahrung einstellen oder das unergiebige Gebiet verlassen. Kapuzineraffen beispielsweise weichen dann von Früchten auf Palmnüsse und Blätter aus.
Die wichtigsten Fruchtfresser und Samenverbreiter sind eindeutig die Vögel, wobei man nicht vergessen darf, dass sich die meisten Vögel von Insekten ernähren und die Fruchtfresser erst an zweiter Stelle kommen. Letztere fressen vornehmlich Beeren und Früchte, einige Arten ergänzen ihren Speiseplan jedoch durch Insekten. Der Regenwald am Amazonas ist zwar insgesamt sehr reich an Vogelarten, allerdings sind die meisten selten. Zu den prächtigsten zählen die bunt gefiederten Kotingas oder Schmuckvögel, aber auch die Tukane, die mit ihren riesigen Schnäbeln gekonnt Früchte und winzige Beeren pflücken, können sich ebenso sehen lassen wie die nur meisengroßen
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