Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
Blatttriebe bevorzugen. Zwar mögen Brüllaffen auch reife Früchte und Blüten, können sich jedoch auch wochenlang nur von Blättern ernähren.
Der in niedrigen Bäumen an Flussufern lebende Hoatzin (
Opisthocomus hoazin
) unterscheidet sich von anderen Vögeln vor allem durch seine Spezialisierung auf Blätter (überwiegend die von Aronstabgewächsen) und durch das sog. Kropfkauen. Während bei anderen Vögeln die Nahrung im Magen zerkleinert wird, wird sie beim Hoatzin indem sehr muskulösen, innen mit harten Leisten versehenen Kropf zu einem feinen Brei zerrieben.
Reiche Nahrung für Insekten
In tropischen Regenwäldern leben mehr Insektenarten als irgendwo sonst auf der Welt und vor allem Staaten bildende Insekten wie z. B. Ameisen und Termiten sind hier in einer schier unendlichen Vielzahl zu finden.
Auch wenn man das Gegenteil vermuten könnte, stellen Pflanzen fressende Insekten keine Bedrohung für den Regenwald dar, sondern tragen maßgeblich zur pflanzlichen Artenvielfalt bei: Durch ihre Gefräßigkeit verhindern u.a. Käfer, Schmetterlingsraupen, Ameisen und Wanzen, dass sich bestimmte Baumarten übermäßig ausbreiten und weniger durchsetzungsfähige unterdrücken.
Besonders interessant sind Blattschneiderameisen. Sie sammeln zwar Blätter, fressen diese aber nicht, sondern füttern damit einenPilz, den sie in ihren riesigen unterirdischen Nestern züchten. Dieser Pilz bildet sog. Ambrosiakörper aus, von denen die Ameisen sich ausschließlich ernähren. Während einige Baumarten giftige Abwehrstoffe produzieren, gehen andere sogar Symbiosen mit Tieren ein, z. B. Cecropia-Bäume mit den Azteka-Ameisen: Die Ameisen verteidigen den Baum und erhalten dafür im Gegenzug Nektar, den der Baum ausscheidet. Ameisen sind zudem wichtige Samenverbreiter. Viele Blütenpflanzen bilden einen nährstoffhaltigen Anhang an ihren Samen aus, die Ameisenfrucht. Sie lockt Ameisen an, die dann die Samen in ihre Baue tragen und so der Baumart neue Standorte erschließen.
Lieblingsspeise Wasserpflanzen
Tiere, die nicht klettern oder fliegen können, aber auch auf dem kargen Waldboden nicht genügend Nahrung finden, haben sich auf Sumpf- und Wasserpflanzen spezialisiert. Zu diesen Arten zählt der Pflanzen fressende Flachlandtapir (
Tapirus terrestris
), der im flachen Wasser umherwatet und mit seinem sehr beweglichen Rüssel Pflanzen abweidet. Die Capybaras oder Wasserschweine (Familie Hydrochaeridae), die größten Nagetiere der Welt, suchen in Gruppen am sumpfigen Ufer nach Gräsern und Wasserpflanzen. Der nachtaktive Sumpfhirsch (
Blastocerus dichotomus
), dessen an den sumpfigen Untergrund angepassten Hufe verhindern, dass er im Schlamm einsinkt, äst auf Uferlichtungen Gras und am Ufer Schilf und Wasserpflanzen.
Nektar und Pollen bevorzugt
Alle Pflanzen- und Tierarten des tropischen Regenwaldes stehen in bestimmten Beziehungen zueinander, sind aneinander angepasst und nicht selten sogar voneinander abhängig. So sind die meisten Blütenpflanzen bei ihrer Fortpflanzung auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen, meist über Pollenträger wie Bienen, Schmetterlinge und Vögel, aber auch Affen. In Amazonien sind neun von zehn Blütenbestäubern Insekten, z. B.Schmetterlinge. Es gibt Blütentypen, die ganz unterschiedliche Tiere anlocken, aber auch hoch spezialisierte Blütenformen, die nur von wenigen oder sogar nur von einer einzigen Tierart besucht werden können.
Das Parfümblumensyndrom
In den Tropen Amerikas hat sich zwischen männlichen Prachtbienen der Gattungsgruppe
Euglossini
und Blütenpflanzen ein einzigartiges Bestäubungssystem entwickelt. Wie bei vielen anderen Blütentypen werden die Bienen durch Düfte angelockt, doch werden die Besucher hier nicht nur mit Nektar, sondern auch mit Duftstoffen belohnt, d. h., sie dürfen die ätherischen Öle absammeln. Dazu müssen sie jedoch tief in die Blüte hineinfliegen. Dabei nehmen sie Pollen auf, den sie zur nächsten Pflanze tragen und deren Blüte bestäuben. Bis heute ist jedoch ungeklärt, weshalb die Prachtbienen die Duftstoffe eigentlich sammeln.
Die Pflanzen ziehen ihre Bestäuber durch auffällige Blütenfarben und süße Blütendüfte oder lieblichen Nektar an. Passionsblumen etwa haben sich im Laufe der Evolution in besonderer Weise an »ihre« Tiere angepasst: Arten mit tiefroten Blüten werden primär von Vögeln aufgesucht, jene mit violett-weißen Blüten insbesondere von Bienen.
Das Nahrungsangebot schwankt im Regenwald sowohl räumlich als
Weitere Kostenlose Bücher