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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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werden drei bis vier Wochen lang vom Weibchen, das bis zu 140-mal am Tag zum Nest kommt, mit Nektar gefüttert. Wenn die Jungen das Nest verlassen haben, müssen sie erst lernen, wo der Nektar zu finden ist, denn anfangs stecken sie ihre Schnäbel in alles, was bunt leuchtet.
    Kunstvolle Flugtechnik
    Kleine Arten schlagen im Vorwärtsflug mit ihren Flügeln bis zu 80-mal pro Sekunde, die größte Häufigkeit unter allen Vögeln. Während des Balzfluges können sie die Frequenz sogar auf 200 Schläge steigern. Bei Geschwindigkeitstests wurden Spitzengeschwindigkeiten von über 100 km/h gemessen. Der Schwirr- oder Rüttelflug ermöglicht es dem Kolibri, frei in der Luft zu stehen. Dabei bewegt er seine Flügel nicht wie andere Vögel auf und ab, sondern ähnlich einem Hubschrauber in Form einer liegenden Acht. Diese Flugweise wird u. a. durch speziell angepasste Schultergelenke ermöglicht, die wie Kugelgelenke geformt sind und so den Armknochen als Lager dienen.
    Immer hungrig
    Von allen Warmblütern haben Kolibris im Verhältnis zu ihrer Größe den höchsten Energiebedarf. Dies hat vor allem zwei Gründe: Ein kleiner Körper hat im Verhältnis zu seinem Gewicht grundsätzlich eine weitaus größere Oberfläche als ein ähnlich gebauter großer und verbraucht deshalb zum Aufrechterhalten der Körpertemperatur ungleich mehr Energie. Zweitens ist der Stoffwechsel der Kolibris aufgrund des Schwirrflugs extrem hoch, denn die Flugmuskulatur benötigt sehr viel Energie und Sauerstoff. Um beides möglichst schnell über den Blutkreislauf zu den Muskeln befördern zu können, besitzen die kleinen Vögel ein stark vergrößertes Herz. Es wiegt ein Viertel des Körpergewichts und schlägt im Flug über 1200-mal in der Minute. Eine hohe Dichte an roten Blutkörperchen sorgt für den effizienten Transport des Sauerstoffs von der Lunge zu den Muskeln. Der hohe Energiestoffwechsel erlaubt es den Vögeln nicht, größere Fettreserven anzulegen. Aus diesem Grund müssen sie tagsüber ständig Nahrung zu sich nehmen. Wenn die Nacht hereinbricht, ergeben sich für Kolibris zwei Probleme: Zum einen können sie im Dunkeln keine Blüten aufsuchen, zum anderen sinkt die Außentemperatur nicht selten beträchtlich ab. Würde ihr Stoffwechsel unvermindert weiterlaufen, so wären die Vögel aufgrund fehlender Reserven in Kürze verhungert. Dass dies nicht geschieht, verdanken sie einer besonderen physiologischen Anpassung, dem Torpor. Dabei handelt es sich um eine Art Schlafstarre. In diesem Zustand sinkt die Körpertemperatur unter 18 °C. Der Herzschlag wird verlangsamt und die Atmung setzt phasenweise aus. Auf diese Weise wird der Stoffwechsel reduziert und damit der Energieverbrauchminimiert. Um am Morgen wieder auf normale »Betriebstemperatur« zu kommen, müssen sich die Vögel in der Sonne aufwärmen – sie verhalten sich also wie wechselwarme Tiere.
    Vielfältige Bedrohungen
    Im Zustand der Kältestarre sind die Kolibris eine leichte Beute für Raubvögel, Raubkatzen oder Schlangen. Auch die Nestlinge sind bedroht, weshalb sich das Weibchen große Mühe gibt, das Nest so gut wie möglich im Geäst zu verstecken.
    Vom Menschen werden Kolibris vor allem wegen ihres schillernden Gefieders gejagt. Im 18. Jahrhundert setzte ein reger Handel mit Kolibrifedern ein, da sie besonders in England und Frankreich als Schmuck äußerst beliebt waren. Für die Ureinwohner Südamerikas verkörperten die Vögel Licht, Fruchtbarkeit, Liebe, aber auch Krieg. Noch heute sehen viele Indianervölker in ihnen Boten des Glücks und der Liebe, so dass die Vögel auch als Aphrodisiakum sehr begehrt sind. Die größte Bedrohung für die schillernden Vögel geht heute von der groß-flächigen Zerstörung ihres Lebensraums aus. Wie kaum ein anderes Tier sind sie auf ganz bestimmte Nahrungspflanzen spezialisiert, so dass durch deren Vernichtung auch die Kolibris zugrunde gehen. Umgekehrt bedeutet das Verschwinden der Kolibris für die Pflanzen das endgültige Aus, da sie im Laufe der Evolution Blütenformen ausgebildet haben, die keine Bestäubung durch andere Tiere erlauben. Denn oft ist schlichtweg keine Landemöglichkeit für diese vorhanden.
    Die winzigsten Eier der Welt
    Die Familie der Kolibris ist mit ihren rund 330 Arten sehr groß, die Körpermaße ihrer Vertreter sind dagegen verschwindend gering. Selbst der Riesenkolibri (Patagona gigas) ist mit einer Gesamtlänge von etwa 25 cm ein wahrer Gigant – verglichen mit der Bienenelfe (Mellisuga helenae).

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