Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
mit ihren großen säbelartigen Mundwerkzeugen in der Haut verbeißen – eine qualvolle Erfahrung, denn sie lassen sich nicht einfach abstreifen, jede einzelne muss aus der Haut gerissen werden. Die südamerikanischen Indianer machen sich diese Eigenschaft zunutze, um Wunden zu verschließen. Dabei werden die Treiberameisen entlang der Wundränder gesetzt. Nachdem sie zugebissen haben, werden ihre Leiber abgedreht und zurück bleibt nur der Kopf mit den Kiefern, die als Wundklammer dienen.
Perfekte Illusion
Blätter, die sich nicht nur im Wind bewegen, sondern plötzlich selbstständig zu laufen beginnen, Steine, die nach Regenfällen wachsen, und Zweige, die von Ast zu Ast springen. Das alles gibt es eigentlich nicht und ist doch Teil einer besonders raffinierten Strategie einiger Tier- und Pflanzenarten, genau diesen Anschein zu erwecken – zum Schutz vor Fressfeinden oder zur Täuschung potenzieller Beutetiere.
Unter Mimese versteht man die täuschend echte Nachahmung von Lebewesen oder Gegenständen, die für Feinde oder Beutetiere uninteressant sind. Man unterscheidet die Phytomimese, wenn Pflanzen oder deren Teile wie Zweige oder Blätter nachgeahmt werden, die Allomimese, bei der Unbelebtes wie etwa Steine oder Kot imitiert wird, und die Zoomimese, die durch die Nachahmung von Nichtbeutetieren schon stark der Mimikry ähnelt. Bei der Mimikry versuchen in der Regel harmlose Tiere andere, besonders wehrhafte oder giftige Arten zu imitieren. Beispielsweise zeigen einige Schwebfliegenarten ein ähnliches Farbmuster wie die stachelbewehrten Wespen. Eine weitere Art der Täuschung ist die Tarnung, deren Ziel es ist, optisch mit der Umgebung oder dem Hintergrund zu verschmelzen. Mimese betreibende Lebewesen versuchen nicht, sich unsichtbar zu machen, sie wollen nur etwas möglichst Uninteressantes oder Gewöhnliches darstellen. Die Grenze zwischen diesen beiden Täuschungsstrategien ist allerdings oft unscharf: Wenn beispielsweise Fische Gestalt und Farbe von harmlosem Seetang imitieren, betreiben sie Mimese, befinden sie sich aber inmitten größerer Mengen echten Seetangs, werden sie praktisch unsichtbar und sind somit getarnt.
Die meisten Mimese betreibenden Tierarten findet man unter den Insekten; am bekanntesten sind wohl die als »Wandelnde Blätter« bezeichneten Gespenstschrecken aus der Gattung
Phyllium
. Diese ca. 7–10 cm großen Heuschrecken gehören zu den besten Imitatoren der Natur – ein Blatt ahmen sie in Farbe und Form nahezu perfekt nach, selbst angefressene oder unregelmäßige Blattränder und die vortretende Blattaderung werden kopiert. Wandelnde Blätter sind in den tropischen Regenwäldern Asiens und Ozeaniens beheimatet. Wegen ihrer spektakulären Erscheinung sind sie aber auch überall auf der Welt als Terrarientiere beliebt. Andere Insekten der Tropen, die Blätter, Zweige oder Baumrinde imitieren, sind z. B. der Indische Blattschmetterling (
Kallima paralekta
) und die auch in subtropischen Regionen vorkommenden Fangschrecken (Ordnung Mantodea), zu der auch die Gottesanbeterin (
Mantis religiosa
) gehört. Während Schmetterlinge sich durch Mimese vor Feinden verbergen, verharrt die Gottesanbeterin oft stundenlang unbeweglich, um potenzielle Beutetiere nicht zu vertreiben. Aber nicht nur die Insekten bedienen sich dieser Methode, um nicht aufzufallen. Vor allem kleinere Reptilien und Amphibien, wie etwa der asiatische Zipfelkrötenfrosch (
Megophrys nasuta
), nutzen durch Fleckenmuster und eine angedeutete Blattform die Strategien der Tarnung und Mimese gleichermaßen.
In der Pflanzenwelt ist die Mimese weniger verbreitet. Im tropischen Regenwald sind überhaupt keine Arten bekannt, in den Trockengebieten des südlichen Afrika allerdings wachsen die sog. Lebenden Steine (
Lithops
), die äußerlich Kieselsteinen gleichen.
Immerfeuchtes Froschparadies
Gerade für wechselwarme Amphibien bietet das feuchtwarme Klima des tropischen Regenwalds ideale Lebensbedingungen. Die Froscharten des immerfeuchten tropischen Walds haben nur einen geringen Wärme- und Wasserverlust durch Verdunstung zu befürchten und sind nicht auf die direkte Nähe von Wasserstellen angewiesen. Deshalb können sie unterschiedlichste Lebensräume besiedeln, wie z. B. Bäume.
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Die Augen sind gaben dem Rotaugenlaubfrosch den Namen.
Vielseitige Froschhaut
Ihre enorme Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Umweltbedingungen verdanken Frösche hauptsächlich ihrer Haut.
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