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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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Ameisen
    Verbreitung Mittel- und Südamerika
    Maße Länge: Arbeiterinnen 2–20 mm, Soldaten bis 25 mm, Königinnen bis 40 mm
    Nahrung selbst gezüchtete Pilze
    Zahl der Eier mehrere Millionen
    Höchstalter Königinnen: über 20 Jahre
    Ameisenstark
    Eine Blattschneiderameise kann Blätter tragen, die bis zu zehnmal so viel wiegen wie sie selbst. Zum Vergleich: Wollte ein 100 kg schwerer Mensch eine ähnliche Leistung vollbringen, müsste er rund eine Tonne an Gewicht schultern. Auf den ohnehin schon schweren Laubstücken der Blattschneider sieht man gelegentlich noch winzige mitreisende Ameisen sitzen. Sie werden als »Hitchhiker« bezeichnet und gehören einer kleinen Kaste an, die ihre Trägerinnen von der Pflanze bis zum Nest vor feindlichen Angriffen aus der Luft verteidigen. Der harte Chitinpanzer der Tiere, die optimale Lastenverteilung und eine perfekt ausgebildete und proportionierte Muskulatur sind dafür verantwortlich, dass sich die Ameisen zu Transportkünstlern im Tierreich entwickelt haben.
    Gärtner im Untergrund
    Die meist rotbraunen Blattschneiderameisen der Gattungen
Atta
und
Acromyrmex
gehören in den feuchtwarmen Gebieten des tropischen und subtropischen Mittel- und Südamerika zweifellos zu den erstaunlichsten Erscheinungen. Bereits am Rande größerer Städte – beispielsweise im Amazonasgebiet – kann man die »Sauba«, wie die Brasilianer die Blattschneiderameisen nennen, bei ihrer Arbeit beobachten. Ohne sich von Menschen im geringsten stören zu lassen, sind sie eifrig damit beschäftigt, große Mengen Pflanzenmaterial über verschiedene Eingänge ihres Nests unter die Erde verschwinden zu lassen. Der Grund für das Sammeln und Eintragen der Blätter blieb lange Zeit ein Rätsel und wurde erst 1874 von dem Naturforscher Thomas Belt entdeckt. Die Pflanzenstücke stellen nicht die Nahrung der Ameisen dar, sie ernähren sich nur indirekt von dem eingetragenen Material: Die Blätter werden von Arbeiterinnen in winzige Stückchen zerlegt und zu einem homogenen Brei zerkaut, der einem mit ihnen in Symbiose lebenden Pilz aus der Familie der Schirmlingsartigen (Lepiotaceae) als Nährboden dient. In Hunderten kleiner Gänge und speziellen Pilzkammern, die bis zu 5 m tief in den Erdboden reichen, sind die Arbeiterinnen der Kolonie unermüdlich mit der Kultivierung des Pilzes beschäftigt. Unter der Pflege der Ameisen bilden die Pilzhyphen an den Enden nährstoffreiche Verdickungen. Diese sog. Kohlrabiköpfchen (Gongylidien) werden geerntet und von den Ameisen und ihrer Brut verzehrt. Indem die Arbeiterinnen die Pilzhyphen ständig mit den Mundwerkzeugen bearbeiten, steigern sie den Ertrag.
    Wachsen die Hyphen nicht wunschgemäß, ziehen die Arbeiterinnen sie heraus und pflanzen sie auf frischem Nährboden wieder ein. Die unterirdischen »Pilzgärten« können riesige Dimensionen annehmen. Innerhalb von sechs Jahren werden bis zu 2000 Pilzkammern angelegt.
    Grundlage dieses »Pilz-Farming« ist das hoch differenzierte Kastensystem einer Ameisenkolonie, die aus bis zu 8 Mio. Individuen bestehen kann. Durch ihre Anatomie ist jede Kaste an ihre spezielle Aufgabe perfekt angepasst. Wie genetische Analysen und Bernsteinfossilien belegen, gab es bereits vor 50 Mio. Jahren diese Symbiose. Die Vorteile für die Ameisen liegen auf der Hand. Doch auch der Pilz gewinnt in der Partnerschaft: Ein durchgehend feuchtes und warmes Klima, ständige Nahrungszufuhr und Schutz vor Feinden sind ihm sicher. Im Zuge der Symbiose hat er die Fähigkeit verloren, sich selbstständig über Sporenbildung zu vermehren. Die gegenseitige Abhängigkeit geht demnach so weit, dass beide Arten nicht mehr eigenständig leben können.
    Der Dritte im Bunde
    Mit dem Eintragen der abgeschnittenen Blattstücke in das Ameisennest werden auch unweigerlich Sporen fremder Pilze eingebracht. Das fein abgestimmte Zusammenleben zwischen den beiden Symbiosepartnern könnte durch die unerwünschten Fremdlinge aus seinem empfindlichen Gleichgewicht geraten. Dem wirken die Arbeiterinnen durch intensives »Unkrautjäten« entgegen: Mithilfe ihrer Antennen prüfen sie den Pilz und suchen ständig nach Sporen und Hyphen fremder Schimmelpilzarten. Werden sie fündig, so sammeln sie diese mit den Mundwerkzeugen auf und transportieren sie auf eine außerhalb des Nests befindliche Müllhalde. Pilze der Gattung
Escovopsis
, die zur Gruppe der Schlauchpilze gehören, scheinen allerdings eine Strategie gegen die Säuberungsmaßnahmen der Ameisen entwickelt zu

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