Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
haben. Ihre Sporen sind extrem klebrig und lassen sich nur schwer von den Arbeiterinnen aus dem Nest entfernen. Die parasitischen
Escovopsis
-Arten sind hoch spezialisiert: Bisher wurden sie nur in den Gärten Pilz züchtender Ameisen gefunden. Dort stellen sie eine ernsthafte Gefahr dar, denn sie können den fruchtbaren Pilzgarten innerhalb kürzester Zeit in braunen Matsch verwandeln. Die Ameisen verfeinern zwar ihre Methode,
Escovopsis
zu entdecken und besser zu entfernen, doch der Pilz entwickelt seinerseits bessere Tarnungsstrategien.
In diesem evolutionären Wettlauf mit dem gefährlichen Gegner haben die Blattschneiderameisen einen Helfer gefunden: fädige Bakterien der Gattung
Streptomyces
, die wachsartig den Brustbereich der »Garten«- Arbeiterinnen bedecken. Wie kanadisch-panamaische Forscher entdeckten, produzieren die
Streptomyces
-Bakterien Antibiotika, welche das Wachstum von
Escovopsis
und anderen Schadpilzen unterdrücken. Auch stellen die Bakterien Substanzen her, die das Wachstum des kultivierten Pilzes fördern. Innerhalb der Pilzgärten sorgen die Ameisen für die Verbreitung der hilfreichen Bakterien in einem für diese günstigen Lebensraum.
Gründung eines neuen Staats
Aller Anfang ist schwer und der der Blattschneiderameisen zudem noch bescheiden. Bis ein Ameisenstaat mehrere Millionen Individuen zählt, vergeht viel Zeit. Nach der Trockenzeit, meist nach dem ersten Regen, schwärmen gleichzeitig aus allen Kolonien die geflügelten Königinnen und Drohnen aus. Auf dem Hochzeitsflug paart sich eine Königin mit mehreren Drohnen und nimmt dabei bis zu 200 Mio. Spermien in ihre Spermatasche auf. Die Spermazellen können nach und nach zur Befruchtung der Eier abgegeben werden. Hat eine Königin nach der Paarung einen geeigneten Platz zur Gründung eines neuen Staats gefunden, wirft sie ihre Flügel ab und gräbt einen etwa 30 cm tiefen Gang in den vom Regen aufgeweichten Boden.
Der Gang wird am Ende zu einer Brutkammer von der Größe eines Tennisballs erweitert. Dort hinein legt sie ihre ersten Eier.
Aus wenigen Pilzhyphen, die die Königin vor dem Verlassen des alten Nests in ihrer Mundtasche mitgenommen hat, wird derGrundstock für eine neue Zucht gelegt. Die Staatsgründerin und ihre bis zu 150 Mio. Töchter werden sich in den nächsten 12–15 Jahren davon ernähren. Wie Forscher feststellten, nimmt die Königin auch die
Streptomyces
-Bakterien mit, da später alle Garten- Arbeiterinnen des neu gegründeten Staats die Bakterien auf der Körperunterseite tragen und sie über die ganze Pilzkultur verbreiten. Die Drohnen, die nach der Paarung sterben, sind hingegen frei davon. Um dem Pilz im neuen Nest zu raschem Wachstum zu verhelfen, düngt ihn die Königin mit ihrem Kot. Ihre Larven ernährt sie mit ihren Eiern. Bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, die den Symbiosepartner mit frischen Blättern versorgen können und somit das Überleben der Königin sichern, zehrt sie vom Abbau ihrer Flugmuskulatur und von ihrem Körperfett. Dabei verliert sie ein Drittel ihres ursprünglichen Gewichts. Die ersten Wochen einer Staatsgründung sind demnach ein Wettlauf gegen das Verhungern: Nur etwa eine von tausend Königinnen überlebt das erste Jahr.
Ökologische Auswirkung und ökonomische Schäden
Für das umfangreiche Gang- und Kammersystem des Erdnests schichten die Blattschneiderameisen bei einer Kolonieerweiterung oder Neubesiedlung gewaltige Mengen Erde um. Dadurch und durch das Eintragen enormer Mengen an Biomasse ändert sich die Nährstoffverteilung im Boden. Die Blattschneiderameisen tragen ungefähr 15 % des Regenwaldgrüns in ihre Erdnester ein. Eine Kolonie kann jährlich bis zu 4000 m 2 Blattfläche ernten. Der renommierte Ameisenexperte Bert Hölldobler und seine Kollegen stellten fest, dass die Ernteintensität im Tagesund Jahresverlauf variiert. In der Trockenzeit geht zwar die Zahl der geernteten Blätter deutlich zurück, doch wird der Mengenverlust durch das Sammeln nicht grüner Biomasse (z. B. Früchte und Blüten) ausgeglichen.
Während eines Jahres ernten die Arbeiterinnen Blätter von über hundert verschiedenen Pflanzenarten, allerdings besuchen sie nur etwa zehn davon regelmäßig. Die bevorzugten Baumarten verlieren durch die Ernte bis zu 60 % ihrer Gesamtblattfläche. Dadurch wird ihre Vitalität erheblich beeinträchtigt, so dass sie meist nicht wieder austreiben können. In den Regenwäldern Panamas werden Ameisen der Gattung
Atta
für 80 % der sichtbaren
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