Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
aufrecht, selbst wenn sie in größeren Gruppen leben. Männchen und Weibchen unterscheiden sich häufig in ihren Körpermerkmalen. Grundsätzlich sind die Weibchen das zartere Geschlecht: Die Männchen wiegen durchschnittlich 17 % mehr und ihre Flügelspannweite ist um 21 % größer. Außerdem stimmen Schnabelform, Gefiederfarbe und vor allem die Färbung der teilweise nackten Hautpartien im Halsbereich oft nicht überein. Männchen haben meist rote Augen, Weibchen hellblaue. Beiden Geschlechtern gemeinsam sind dagegen die sehr langen Wimpern am Oberlid.
Farblich an den Lebensraum angepasst
Die Grundfarbe der meisten Nashornvögel ist schwarz, grau oder braun und ihr Gefieder glänzt häufig metallisch. An Hals, Brust und Schwanz finden sich weiße Zeichnungen, die nicht selten beige bis orange eingefärbt sind. Nashornvögel produzieren nämlich in ihrer Bürzeldrüse ein karotinhaltiges Sekret, mit dem sie ihr Gefieder einreiben, um es zu imprägnieren. Der darin enthaltene Naturfarbstoff färbt auch die an sich weißen Partien ihrer Federn entsprechend ein. Die Farbpalette der kahlen, von Adernetzen durchzogenen Bereiche an Hals und Kopf reicht von Weiß und Zartrosa über grelle Rot- und Gelbtöne bis hin zu Grün, Grau und Violett. Hingegen sind die kurzen Beine der Vögel relativ einheitlich dunkel bis rötlich gefärbt. Mit ihren dunkleren Farben haben sich die Regenwaldbewohner ihrer Umgebung sehr gut angepasst.
In den Wipfeln zu Hause
Nashornvögel wohnen im Allgemeinen in Bäumen. Nur wenige Arten leben auf dem Boden und unterscheiden sich in einigen Merkmalen so stark von ihren Verwandten, dass diskutiert wird, sie in eine eigene Familie zu stellen. Die Höhlenbrüter kommen in sehr verschiedenen Lebensräumen vor. Manche Arten findet man nur im Tieflandregenwald, andere wiederum bevorzugen die wechselfeuchten Monsunwälder undwieder andere sind typische Bewohner trockener Savannenlandschaften. Die beeindruckenden Vögel ernähren sich überwiegend von Früchten und verbreiten daher die Samen der jeweiligen Pflanzen. Kleinere Arten fressen außerdem Insekten, während die größeren Arten neben pflanzlicher Kost auch Krabben, Frösche, Schlangen und sogar Fledermäuse zu sich nehmen.
Nashornvögel zählen nicht unbedingt zu den Virtuosen der Lüfte. Kurze, kräftige Flügelschläge wechseln mit segelnden Gleitphasen ab. Der Luftstrom unter den Schwungfedern sorgt für ein charakteristisches Fluggeräusch, das dem Schnaufen einer Dampflokomotive ähnelt. Auch sonst sind die Vögel in ihren Lautäußerungen nicht zurückhaltend. Ihre Rufe klingen durchdringend und schrill, manche erinnern an ein manisches Lachen. Ein solcher Laut begleitet auch die Luftkämpfe territorial lebender Männchen, in denen die Kontrahenten versuchen, einander in der Luft zu rammen.
Kult und Kommerz
Nashornvögel werden in vielen Kulturen im asiatischen Raum als heilige Tiere verehrt. Der Rhinozerosvogel ist das Wappentier des malaysischen Bundeslandes Sarawak. Er steht auch im Mittelpunkt des Gawai Kenyalang, eines der größten Stammesfeste des indonesischen Archipels und spielt in uralten, traditionellen Riten eine wichtige Rolle. Die Kopfjäger Borneos durften sich nur mit Nashornvogelfedern schmücken, wenn sie bereits das Haupt eines Feindes erbeutet hatten. Kostüme aus Nashornvogelfedern wurden nur bei den bedeutendsten religiösen Zeremonien getragen. Schnitzarbeiten aus dem Hornaufsatz der Vögel dienten als heilige Kultgegenstände und Grabbeigaben für die Mächtigen des Stammes.
Trotz der Verehrung, welche die Nashornvögel nach wie vor in Asien genießen, sind sie akut vom Aussterben bedroht. Zum einen ist dafür der fortschreitende Verlust des natürlichen Lebensraums verantwortlich. Vor allem die großen Nashornvogelarten finden keine passenden Nistbäume mehr, da in den asiatischen Tropenwäldern die Urwaldriesen abgeholzt werden, um Möbel daraus zu fertigen oder gar Toilettenpapier herzustellen. Zum anderen jagt man Nashornvögel wegen ihres Horns und ihrer Federn. Heutzutage werden z. B. Tänze, die einstmals nur bei den religiösen Zeremonien einheimischer Stämme dargeboten wurden, zur Unterhaltung der Touristen aufgeführt. Eine Tanzgruppe benötigt für ihre Kostüme etwa 400 Federn, wofür 40 Nashornvögel getötet werden müssen. Auch das Horn der Tiere findet für Schnitzarbeiten Verwendung, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. »Nashornvogel-Elfenbein« ist vor allem in China sehr begehrt.
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