Regina schafft es doch
jetzt erleben. Ich habe auch das Wort Verlobung oder Ehe dir gegenüber kaum einmal erwähnt, Regina. Aber wir wissen ja natürlich beide, daß es einmal dazu kommen wird. Und ich werde platzen vor Stolz, wenn ich dich meinen Freunden vorstelle. – Nur jetzt möchte ich dich so gern noch für mich behalten – noch eine Weile – , verstehst du mich, du lütte Deern?“
Sie legte ihre Arme um seinen Hals und sah ihm in sein Gesicht.
„Und du fragst, ob ich dich verstehe, Gert? Das fragst du? Genauso empfinde ich es ja auch, aber, Gert – Katrin weiß davon, sie hat es mir angesehen, und du weißt…“
„Ja, Liebste, das hast du mir erzählt. Und Katrin darf es gern erfahren. Bald wird es die ganze Welt erfahren – aber erst wollen wir noch einige Wochen ganz, ganz für uns haben, nicht wahr?“
„Ach ja, Gert!“
„Aber wir sind von Wien abgekommen. – Wer weiß, Regina – wir sollten deinen und meinen Traum miteinander verbinden! Bildhauerkunst und Geschichte in Schönbrunn und Sachertorte in der inneren Stadt.“
„Und Grinzing. Gert! Grinzing möchte ich erleben – mit dir zusammen!“
„Und den Prater! Karussells und das Riesenrad und die Schießbuden – du hast keine Ahnung, wie tüchtig ich im Scheibenschießen bin! Ich werde dir mächtig imponieren!“
„Und den Stadtpark mit den Pfauen – und das Straßenmonument…“
„Und all die Häuser, in denen Beethoven gewohnt hat…“
„Und die Hofburg, Gert! Und die Kaisergräber! Und Belvedere!“
„Du weißt gut in Wien Bescheid, Regina!“ Sie nickte.
„Ja, als ich in Kopenhagen bei Professor Tausing war, hat er immer mal etwas erzählt. Das machte mich neugierig, und dann kaufte ich mir einen Reiseführer durch Wien. Daher all meine Weisheit.“
„Also, unsere erste Reise geht nach Wien. Das steht fest. Weißt du, Regina, ich habe einen Vorschlag: Ich werde ja demnächst in die weite Welt ziehen – und du wirst vielleicht auch Gelegenheit haben, eine Studienreise zu machen. Aber Regina – wollen wir uns Wien aufheben? Bis wir beide hinfahren können? Bis wir Wien zusammen erleben können?“
„Ja, Gert. Heben wir uns Wien vorläufig auf.“
„Wir sind ja noch jung, Regina! Wir haben noch Zeit! Und wir warten noch ein bißchen. Abgemacht?“
„Abgemacht, Gert!“
Auf dem Rückweg zur Brotfabrik hielt Gert vor der Parkkonditorei an und ging hinein.
Der helle, weite Raum für Nichtraucher war fertig. Am Montag würde er für das Publikum eröffnet werden.
Gert stellte sich vor den Fries über dem Kamin und betrachtete ihn.
Sein Blick blieb auf dem „Schlafenden Kind“ hängen.
Gert biß sich auf die Lippe. „Was bin ich bloß für ein Esel!“ murmelte er bei sich. „Ein vollendeter Esel! Nun kannst du sehen, wie du aus dieser Geschichte mit heiler Haut wieder ‘rauskommst, du blöder, tolpatschiger, hirnverbrannter Teigroller!“
Abschied von Gert
„Nanu, Katrin! Heute schon wieder in der Stadt?“
„Allerdings. Mami schickt mich zu einem wohltätigen Zweck.
Sie steckt mitten in der Einkocherei und ich soll fragen, ob du Himbeermarmelade magst! Bitte schön!“
Ein Zwei-Liter-Glas mit Himbeermarmelade wurde auf den Modellierbock gestellt, neben eine Miniaturstatue, die erst in den Anfängen war.
„Tausend Dank, Katrin. Deine Mami ist rührend.“
„Ja, und einen schönen Gruß soll ich bestellen. Ist der ,Fackelträger’ beim Gießer?“
„Ja. Der Gipsabguß ist wunderbar geworden, und nun ist er beim Bronzegießer.“
„Bist du nicht gespannt?“
„Das kann man wohl sagen!“
„Und was machst du jetzt, du emsige Biene?“
„Einen Wettbewerbsentwurf für die Fontäne im Stadtpark!“
„Na ja. Aus diesem Kloß da werde ich nicht schlau. Gib mir mal die Zeichnung.“
Regina holte eine Zeichenrolle herbei, Katrin rollte sie auseinander und sah sich die Zeichnungen aufmerksam an.
„Das wird was, Regina. Die Kindergestalt ist ganz entzückend. Aber…“
„Was aber?“
„Müßte sie nicht etwas mehr – ja, eine unmittelbare Verbindung mit ihrer Aufgabe haben?“
„Zum Beispiel, indem ich das Wasser aus ihrem Mund sprudeln ließe?“ lachte Regina.
„Es muß ja nicht gerade aus dem Mund sein, du Spötter, aber aus den Händen – daß das Kind der durstenden Seele gleichsam mildtätig anbietet, aus seinen Händen zu trinken…“
Regina schüttelte den Kopf.
„Nein. Den Trinkbrunnen stelle ich mir unter der Figur vor, einen Wasserhahn im Sockel also – und die Figur
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