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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ja ein Schafbock!“ rief Gert aus.
    „Stimmt! Für deinen Geburtstagskuchen! Du bist ja im Zeichen des Widders geboren!“ lachte Regina.
    „Donnerwetter!“ sagte Gert. „Du bringst mich auf einen Gedanken! Hier, Müller, nehmen Sie dies zoologische Wunder und stellen Sie es gut weg, wir wollen nachher darüber reden, ich glaube, Fräulein Frank hat uns auf einen Gedanken gebracht. Auf alle Fälle muß sie ein Honorar haben; kann ich einen von Ihren Apfelkuchen unterschlagen?“
    „Auf Ihre Verantwortung, Herr Eimer!“ lachte der junge Konditorgeselle und reichte ein ganzes Blech mit Apfelschnitten her, die er soeben mit gespritztem Schlagrahm kunstvoll verziert hatte.
    Regina bekam auf diesem Rundgang so viele Kostproben, daß sie nudelsatt war, als sie schließlich auf den Hof hinaustraten, wo gerade Säcke mit Mehl von einem großen Lastauto abgeladen wurden. Und hier fielen Reginas Augen auf einen jungen Mann, der oben stand und Säcke auf den Haken des Flaschenzuges hängte.
    Er war schmal und schlank und kräftig, er arbeitete mit nacktem Oberkörper und gerade eben hob er einen Arm und spannte alle Muskeln.
    Sie hatte Gerts Arm ergriffen.
    „Gert! Sieh dir den Jungen da an! Nein, den nicht – ich meine den blonden – ja, da neben dem Flaschenzug – , da steht ja der ,Fackelträger’ leibhaftig! Oh, wenn man doch bloß so ein Modell hätte!“
    „Der da – den kenne ich –, der arbeitet bei uns den Sommer über als Werkstudent. Möchtest du, daß ich ihn frage?“
    „Geht das denn?“
    „Natürlich geht das. Man kann ja schließlich nichts weiter als ein Nein bekommen.“
    Aber sie bekamen kein Nein. Erik war mehr als bereit, eine neue Arbeit zu übernehmen, dies war die letzte Woche, die er in der Brotfabrik arbeitete. O ja, er würde Montag um zehn Uhr vormittags bei Regina erscheinen, Modellstehen war eine Arbeit wie jede andere.
    Und Erik kam. Jung und munter und sachlich. Nun ging Reginas Arbeit mit Riesenschritten voran. Der „Fackelträger“ hatte bald seine endgültige Form erhalten. Dann mußte er trocknen, dann mußte ein Gipsabdruck gemacht – und dann mußte er zum Bronzegießer gegeben werden.
    Regina genoß die Arbeit. Sie spürte, wie die Schaffensfreude sie belebte, und es war ihr eigenes, unsagbares Glück, das sie in das junge Gesicht des „Fackelträgers“ hineinlegte. Es war ihre eigene neugewonnene Sicherheit, die dem „Fackelträger“ Kraft und Haltung verlieh. Wie war sie glücklich!
    Gert hatte Vormittagspause. Er saß mit einer Tasse Kaffee und der Morgenzeitung in Vaters Büro. Diese Pause hatte er verdient, nachdem er so viele Stunden gearbeitet hatte.
    Noch nie hatte die Arbeit ihm so große Freude gemacht wie jetzt. Alles ging ihm schnell und leicht von der Hand. Er war so voller Munterkeit und Späße, daß seine Arbeitskameraden aus dem Lachen gar nicht herauskamen.
    „Möcht’ wirklich mal wissen, was augenblicklich in den Junior gefahren ist“, sagte der alte Meister lächelnd zu Eimer senior. „Er reißt alle in seinem brausenden Tempo mit, er verbreitet eine Arbeitsfreude um sie, wie ich ähnliches noch nie erlebt habe – und er macht seine eigene Arbeit gut! Ich glaube tatsächlich, der Bengel ist verliebt!“
    Der alte treue Meister war schon bei der Firma gewesen, bevor Gert zur Welt gekommen war. Deshalb konnte er sich diesen reichlich familiären Ton leisten.
    Der Seniorchef lachte. „Möglich ist es immerhin, Hansen – möglich ist es durchaus.“
    „Ja, dann will ich nur hoffen, er hält an der Verliebtheit fest“, lächelte Hansen. „Sie scheint eine Kraftquelle zu sein, wie man sie nur selten findet!“
    Hansen hatte recht. Nie zuvor hatte Gert sich so glücklich gefühlt, nie war ihm die Arbeit so leicht von der Hand gegangen.
    Und alles wegen eines kleinen, schwarzhaarigen Mädchens – mit Ton unter den Nägeln und zwei großen, grünlichgrauen Augen.
    Ein kleines, aufrichtiges Mädchen hatte ungekünstelt und ohne Falsch ihm sein ganzes Vertrauen, seine ganze reine Seele geschenkt.
    Nie zuvor hatte Gert etwas Ähnliches erlebt. Diese wunderbare Offenheit. Diese Sicherheit, daß sie immer voneinander wußten, wie sie fühlten. Geht mir bloß ab mit dem Gerede, daß in einer Liebesbeziehung Spannung liegen muß, dachte Gert. Bewußte Schläue und Kniffe, damit der Partner nicht etwa der Sache überdrüssig wurde – nein, pfui Kuckuck!
    Gert zündete sich eine Zigarette an und nahm die Morgenzeitung zur Hand, überflog die

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