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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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getroffen.«
    Von ihren 1200 Langzeitarbeitslosen haben Angelika Brauer und ihr Team im Laufe eines halben Jahres gerade mal 160 vermitteln können. Ach ja, fordern und fördern sollen sie seit Hartz IV. Morgen kommen die Nächsten.
Salat essen, ja – Salat ernten, nein
    Gebückt gehen Männer und Frauen die Furchen eines Felds entlang, schneiden Salat, werfen die Köpfe auf ein Fließband, das durch den vollautomatischen Erntewagen läuft. Der Salat wird direkt am Erntewagen in einer Rinne, aus der kontinuierlich Wasser läuft, gewaschen, in eine Plastikfolie, die pro Salatkopf aus einer Röhre kommt, eingeschweißt, dann in Kisten geladen und im Eiltempo auf einen Lkw verfrachtet. Sobald der voll ist, fährt er Richtung Supermarkt davon.
    Die Erntehelfer kommen aus Rumänien und Polen. Sie kämpfen nicht mehr um die helle Zukunft des Sozialismus, sie ringen mit Kopfsalat. Im Sommer lassen sie die Familie zurück, um Salat und Sellerie aus deutschen Landen frisch auf den Tisch zu bringen. 3500 Erntehelfer benötigt dieser Gemüseanbaubetrieb in der Saison, einer der größten in Norddeutschland. Sein Inhaber Rudolf Behr beliefert alle großen Supermarktketten von Edeka bis Rewe. Immer mal wieder hat er versucht, deutsche Arbeitslose für seinen Betrieb in Ohlendorf zu gewinnen, und findet, dass das bei über einer Million Langzeitarbeitsloser eigentlich kein Problem sein dürfte, doch der Bauer hat da an der Salatfront so seine Erfahrungen gemacht. Am häufigsten hört er den Satz: »Ich will ja arbeiten. Aber …«
    »Salat wächst am Boden«, sagt Behr, »da fängt mein Problem an.« 120 Millionen Köpfe Eisbergsalat verkauft er pro Jahr, 45 Millionen Kohlrabis, Knollensellerie und Radieschen, 75 Millionen Köpfe Römersalat. »Aber erst mal muss man sich bücken, um den Salat abzuschneiden«, sagt Behr. Und die Frage ist: Lohnt es sich, sich zu bücken?
    50 Arbeitslose hat das Jobcenter Landkreis Harburg/Winsen/Luhe in seine Räume eingeladen. 30 sind gekommen und hören sich an, was Rudolf Behr ihnen in Aussicht stellt. »Liegen viele Bestellungen vor, fangen wir morgens auch schon mal um 4.30 Uhr an«, sagt er, »und zwar bei jedem Wetter. Die Arbeit ist hart, wir arbeiten im Akkord, und wenn im Sommer die anderen baden gehen und grillen, stehen wir auf dem Feld. Wir ernten bei strahlendem Sonnenschein, in größter Hitze, aber auch in strömendem Regen. Wir ernten bis in den November hinein. Es kann schon empfindlich kalt sein auf dem Feld. Durchhaltevermögen müssen Sie haben, und fit sollten Sie auch sein, denn der Salat wartet nicht. Ist er reif, muss er auch geerntet werden. Sonst verfault er auf dem Feld. Übrigens: Wir arbeiten auch sonntags, denn die Kunden im Supermarkt wollen ja auch montags frisches Obst und Gemüse in der Theke vorfinden. Gezahlt wird nach Tariflohn: 6,70 Euro plus Sonntags- und Nachtzuschläge. Gummistiefel werden vom Jobcenter gestellt.«
    Bei vielen hat sich die Miene zusehends verdüstert. Diese Aussichten scheinen sie offenbar nicht gerade zu beglücken, die meisten machen sich im wahrsten Sinne des Wortes unvermittelt vom Acker: »Ich habe Heuschnupfen«, sagt einer, und ein anderer entschuldigt sich mit Rückenschmerzen. Ein Dritter hat ebenfalls Allergien und ein Vierter findet, das lohne sich ja alles gar nicht für das bisschen Geld. Er hat flink ausgerechnet, dass er mit dieser Arbeit gerade mal auf 1300 Euro brutto käme. Mit dem, was er für seine Frau und seine zwei Kinder erhält, komme er ohne Arbeit auf denselben Betrag, wobei die Miete für die Wohnung bezahlt werde.
    Ein Vermittlungsangebot offen abzulehnen, wagt keiner. Es hat sich herumgesprochen, dass Fallmanager dann Sanktionen wie die Kürzung des Hartz-IV-Geldes um 30 Prozent aussprechen können. Also hört Rudolf Behr einmal mehr den Satz: »Ich will ja arbeiten, aber …« Und die Gründe solle er bitte akzeptieren und eine Bescheinigung ausstellen, dass man mit Heuschnupfen, Rückenschmerzen oder anderen Allergien nicht auf dem Feld arbeiten könne. Letztlich sei es besser so, denn die mühsame Einarbeitung eines Unwilligen bleibe einem so erspart, meint Rudolf Behr. Und der Arbeitslose bekommt weiter den vollen Hartz-IV-Satz. Der Unternehmer kennt das Spiel.
    Einmal habe er sich mit einigen Arbeitslosen auf eine Diskussion eingelassen: »Sie müssen doch mal sehen«, habe er zu ihnen gesagt, »dass alle, die arbeiten, immer mehr von ihrem Lohn abgeben müssen, wenn Sie nicht arbeiten wollen.«
    »Da

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