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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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warten, anstatt eine Arbeit anzunehmen? Auch ein Mindestlohn oder ein höheres Lohnabstandsgebot bringen Menschen offensichtlich nicht zurück in den Job, die sich mit der Grundsicherung bequem eingerichtet haben, die ab und zu einen von der Arbeitsagentur bezahlten Motivationskurs besuchen und ansonsten ihre Nachbarn lieber malochen lassen.
    Forderung: Die Dinge müssen endlich beim Namen genannt werden können, ohne dass sich der Chor der Gutmenschen erhebt und nach stetiger Fürsorge durch Vater Staat ruft.
2. Der Staat muss mehr Gegenleistung verlangen
    Bei uns wird immer noch das Kuschelprinzip befolgt. »Könnten Sie sich vorstellen, diese Arbeit anzunehmen?«, werden die »Kunden« der Jobcenter gefragt. »Liegt Ihnen das wirklich oder würden Sie lieber etwas anderes machen?«, folgt dann als Nächstes. An unzähligen solcher Gespräche habe ich teilgenommen und mich immer wieder gefragt, warum den Empfängern der Transferleistungen nicht klar und unmissverständlich gesagt wird: »Das Geld, das Ihnen Monat für Monat überwiesen wird, kommt nicht von einem anonymen Staat, sondern jede Transferleistung muss vom Steuerzahler mit seiner Arbeit erwirtschaftet werden, und daraus erwächst auch für Sie die Verpflichtung, einen Job anzunehmen, auch wenn der nicht alle Mädchenblütenträume abdeckt.«
    Außerdem: Warum darf das Jobcenter Arbeitslose nicht spontan einladen, sondern muss einen Vorlauf von mehreren Tagen einhalten? Wendet sich ein Betrieb an das Jobcenter, weil die Auftragslage gut ist und man bereit ist, möglichst schnell Arbeitslose einzustellen, kann der Jobmanager die Menschen aus seiner Kartei, die infrage kämen, nicht einfach anrufen, sie einladen und mit ihnen das Angebot durchsprechen, sondern muss erst mal abwarten. Er muss einen Brief schreiben und drei Tage für den Postweg einkalkulieren, sodass er seine Kunden maximal innerhalb einer Woche zu sich bitten kann. Würden die Jobberater aber die Menschen, die sie betreuen, kurzfristig und zeitlich flexibel ins Jobcenter einladen können, käme man denen, die sich nebenbei etwas dazuverdienen, ohne es anzugeben, schneller auf die Spur. Sie wären ja nie zu erreichen. Und das sind nach Beobachtungen von Lehrern, Erziehern und Nachbarn nicht wenige.
    Wir nehmen auch hin, dass manche Erwerbslose in idyllischer Stadtrandlage verharren und darauf verweisen, von dort aus führen kaum Busse, und die Kindergärten seien nicht lange genug geöffnet. Fordern und Fördern sollte der Staat mit der Einführung der Hartz-Reformen, doch wir fordern nicht entschieden, dass diejenigen dann eben umziehen müssen oder auf den Scheck vom Jobcenter verzichten mögen. Die zurzeit gültigen Zumutbarkeitskriterien der Jobcenter sehen zwar vor, dass ein Arbeitsweg von zwei Stunden zumutbar sei, nicht aber, dass jemand umzieht dorthin, wo es Arbeit gibt, etwa in die nächstgelegene Stadt oder aus einem strukturschwachen Gebiet dorthin, wo es boomt, etwa nach Baden-Württemberg oder Bayern. Nie ist derjenige schuld, der die vielen Gelegenheiten zur Qualifizierung und Weiterbildung nicht wahrnimmt und eine Maßnahme abbricht, immer sind es der Berater im Jobcenter oder der Chef, die Unmögliches verlangen, sind es die Kollegen, die unfair sind, oder der Weg, der zu weit ist. Geschweige denn die schrecklichen Arbeitszeiten oder die geringe Bezahlung, für die es sich gar nicht lohne aufzustehen. Überhaupt ist erst mal die Gesellschaft schuld.
    Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister von Neukölln, schreibt in seinem Buch, die Gesellschaft alimentiere die gesamte Lebenswelt der Kinder allein einer Schule in seinem Bezirk mit jährlich sechs Millionen Euro. Und er fragt völlig zu Recht, warum in drei Teufels Namen die Gesellschaft dann nicht auch das Recht haben solle, Forderungen zu stellen, wie sich diese Welt zum Wohle der Kinder und der Gesellschaft weiterzuentwickeln habe. Doch verlangt man, die Grundsicherung müsse immer an eine Gegenleistung geknüpft werden, ertönt ein schrilles Geheule. Warum nur? Warum ist es jemandem, der Geld von der Gesellschaft bezieht, nicht zuzumuten, sich zu bewegen? Eine Ausbildung zu machen oder auch einen Beruf zu ergreifen, der vielleicht nicht ganz den Traumvorstellungen entspricht?
    Natürlich ist es schöner, in einem Beruf zu arbeiten, der Spaß macht. Aber wer keinen Beruf erlernt hat oder das letzte Mal vor fünf Jahren zur Arbeit gegangen ist, dem muss auch zugemutet werden können, einen Job anzunehmen, der nicht zu 100

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