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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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Vorstellungen präsentieren, wie es für sie weitergehen soll. Es wird dann gemeinsam erörtert, ob eine Fortbildung, Ausbildung oder eben ein Hilfsjob ein Ausweg aus der Arbeitslosigkeit wäre. Im Nachbarland, so erklären alle Verantwortlichen entschieden, dürfe es gar nicht erst dazu kommen, dass sich vor allem junge Leute in der Daueralimentierung einrichten, sich an den Scheck vom Jobcenter gewöhnen und daran, dass es niemanden interessiert, ob sie um sieben, um zwölf Uhr oder gar nicht aufstehen. Dazu gehört auch, dass sie nicht mit dem Geld vom Jobcenter, dem Wohngeld und Einnahmen aus ein paar kleinen Jobs nebenbei gut oder fast so gut über die Runden kommen können wie der Nachbar, der jeden Morgen um sechs Uhr zur Arbeit aufbricht. Denn in Gemeinden und Stadtbezirken bleibt es nicht verborgen, wenn jemand ständig irgendwo schwarz jobbt, während er behauptet, zu keiner Arbeit in der Lage zu sein.
    Die niederländischen Gemeinden mussten sich allerdings auch gewaltig umgewöhnen. Sie verwalten und stempeln nicht mehr wie früher, sondern müssen die Aufgabe umsetzen, die Arbeitslosen in Bewegung zu bringen. Dafür bekommen sie ein Budget zugeteilt, über das sie eigenverantwortlich verfügen können – verbunden mit der Vorgabe zu sparen. Der damit verbundene Anreiz ist hoch: Was vom Geld für Maßnahmen übrig bleibt, kann für andere kommunale Aufgaben verwendet werden. Kein Wunder, dass manche Städte und Gemeinden hemmungslos jede Möglichkeit nutzen, die Arbeitslosen zu integrieren.
    Forderung: Die Organisation muss effizienter werden. Mit riesigen Jobcentern, deren Mitarbeiter ihre Klienten nur alle zwei Monate zu Gesicht bekommen, ist es erheblich schwerer, Menschen, die ihre Arbeit verloren haben oder die nie berufstätig waren, dazu zu bewegen, sich ihrer Situation zu stellen und über echte Alternativen nachzudenken. Auf kommunaler Ebene, im Dorf oder im Stadtteil, wo jeder jeden kennt, kann viel flexibler auf die Lage des einzelnen Arbeitslosen eingegangen werden.
10. Die Erfolgsquoten von Bildungskursen müssen auf den Tisch
    Warum werden Anbieter von Bildungskursen nicht zu einer bestimmten Erfolgsquote verpflichtet, dass zum Beispiel nach Abschluss der »Maßnahme« mindestens der Hälfte der Teilnehmer zu einer Arbeitsstelle verholfen wird? Und warum wird keine Einstellungsgarantie von einer Bildungsfirma gefordert, die damit wirbt, sie habe beste Beziehungen zu Firmen, und ihre Kurse führten direkt in den Ersten Arbeitsmarkt? Oder warum werden Ausbildungen vom Jobcenter finanziert, an deren Ende nicht etwa ein unbefristeter Vertrag, sondern ein Praktikum und ein Einjahresvertrag stehen ? Dann gäbe es keine Supermärkte für Micky Mäuse, kein sinnloses Sortieren von Puzzleteilen, keine Strickkurse oder überflüssigen Telefonübungen für Bauarbeiter mehr. Dann würden nicht mehr Millionen von Euro sinnlos verpulvert. Und warum werden nicht die Firmen, die sich auf der Suche nach guten Lkw-Fahrern, Gerüstbauhelfern, Verkäufern oder Lagerarbeitern, Pflegekräften und Erziehern ans Jobcenter wenden, an der Finanzierung der Weiterqualifizierung beteiligt? Und warum werden sogar Betriebspraktika noch nach der Ausbildung vom Jobcenter finanziert? Warum gibt es solch eine Fülle an halbjährigen oder auch nur dreimonatigen Kursen, die nicht zu einer qualifizierten Berufsausbildung führen? Und warum hat über die Hälfte des »harten Kerns« der Langzeitarbeitslosen noch immer keinen Berufsabschluss?
    Die Werkstatt Frankfurt, ein sozialer Verein, bietet eine vernünftige Alternative. Sie hat beispielsweise ein Ausflugscafé in Bonames eröffnet, wo arbeitslose Menschen zwischen 25 und 45 Jahren eine Berufsausbildung machen können. Es handelt sich dabei nicht um einen halbjährigen Schnellkurs, denn am Ende legen die Auszubildenden eine Prüfung vor der IHK ab. Die, die das bislang hinter sich gebracht haben, sind nachweislich erfolgreich. Köche und Kellner, die in der Werkstatt Frankfurt e.V. ausgebildet wurden, wurden mit Kusshand von Hotels und Restaurants der Stadt fest eingestellt. Das Ganze geht allerdings über zwei Jahre, was natürlich Geld kostet. Zugangsvoraussetzung ist ein Test. Nach Bestehen werden die Bewerber ausgewählt, die in der Lage und willens sind, abends nach der praktischen Arbeit noch Theorie zu büffeln und sich intensiv auf die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer vorzubereiten. Diese Art der Qualifizierung ist sinnvoll, denn potenzielle Arbeitgeber

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