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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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sind damit zu überzeugen, dass der, den er einstellen möchte, nachweislich eine gute Ausbildung durchlaufen hat, was auch der Berufsabschluss belegt – anders als eine bloße Teilnahmebestätigung für den Kurs irgendeines Bildungsträgers.
    Die Werkstatt Frankfurt e.V. betreibt auch in Stadtteilen, in denen es kaum Einkaufsmöglichkeiten gibt, kleine Supermärkte, wo Arbeitslose eine Ausbildung zum Lebensmitteleinzelhandelskaufmann machen können. Hier sind Käse und Gemüse echt, auch die Kunden, alle anderen Waren und das Geld, mit dem am Ende bezahlt wird, sind echt. Und nachher steht ein echt guter Abschluss, zertifiziert von der IHK. Dasselbe gilt für die Bereiche Gebäudereinigung und Handwerk. Die Arbeitslosen werden nicht mit Pseudotätigkeiten abgespeist, sondern arbeiten an echten Gebäuden und haben an echten Renovierungen teil. Diese Ausbildung wird vom Jobcenter finanziert, aber es gibt auch eine Gegenfinanzierung durch die Leistung, die die Arbeitslosen während ihrer Ausbildung erbringen. Wenn also im Supermarkt durch die Kunden oder im Café durch die Gäste ein Gewinn erwirtschaftet wird, so vermindert sich der Beitrag des Jobcenters zur Ausbildung entsprechend. Aber auch bei der Werkstatt Frankfurt tragen das Hotel- und Gaststättengewerbe und der Einzelhandelsverband nichts zu den Ausbildungskosten bei, obwohl Hoteldirektoren und Restaurantbesitzer, die Absolventen eingestellt haben, beteuern, sie warteten händeringend und dringend auf Nachschub an Restaurantfachleuten oder Hotelkaufleuten. Der Markt sei leergefegt, und es gebe viel zu wenig Nachwuchs. Entsprechendes verlautet von Filialleitern großer Supermarktketten, die angesichts immer längerer Öffnungszeiten offenkundig ihren Arbeitskräftebedarf nicht decken können. Auch bei dem Modell »Frankfurter Werkstatt« müsste es doch möglich sein, dass die Jobcenter mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe oder dem Einzelhandel kooperieren und Arbeitslose so umgeschult oder ausgebildet werden, dass jeder Beteiligte ein Drittel zahlt – der künftige Arbeitgeber, das Jobcenter und auch der Arbeitnehmer, der später dann, wenn er einen festen Job hat, seinen Anteil an den Ausbildungskosten zurückerstattet.
    Wir können es uns definitiv nicht mehr leisten, weitere Milliarden Euro in eine aufgeblähte Hartz-IV-Maschinerie zu pumpen. Die hier verschwendeten Mittel könnten weit sinnvoller und zielführender eingesetzt werden. Die, die arbeiten und dafür sorgen, dass der Staat Steuern in die Kasse bekommt, haben ein Recht darauf, dass damit äußerst umsichtig umgegangen wird.
    Forderung: Es darf kein Geld mehr für Kurse ausgegeben werden, deren Nutzen zweifelhaft ist, weil ein dort erworbener Abschluss kaum die Integration in den Ersten Arbeitsmarkt ermöglicht. Allen Kursen müsste eine erfolgreiche Vermittlung und längerfristige Beschäftigung zur Auflage gemacht werden.
11. Kein Geld ohne Gegenleistung
    Warum führen Jobcenter nicht gemeinnützige Tätigkeiten ein, und zwar schon als Gegenleistung für Hartz IV? Und nicht etwa für einen Euro zusätzlich. Sie könnten ihre Kunden vor die Alternative stellen, entweder mitzuziehen oder auf den monatlichen Scheck des Jobcenters zu verzichten. Die Erfahrungen in unserem Nachbarland Holland haben gezeigt: Das Prinzip »kein Geld ohne Gegenleistung« ist einfach, aber wirkungsvoll. Sobald Arbeitslose aufgefordert werden, aktiv zu bleiben – entweder durch Jobs in Kommunen oder Fort- und Ausbildung, durch Sprachkurse oder manchmal auch nur durch Sport im Fitnesszentrum, um sich erst einmal für die Arbeitswelt fit zu machen –, scheint das in unserem Nachbarland zu nachhaltigem Erfolg zu führen.
    Denn eins ist klar: Jeder kann und muss etwas für die Gemeinschaft leisten, in der er lebt. Wenn man daran denkt, dass in Deutschland Innenstädte vermüllen, viele Menschen im Alltag auf Hilfe angewiesen sind, in Kindergärten und Schulen oft Reparaturen nicht ausgeführt werden können, in manchen Schulen inzwischen sogar Hausmeister eingespart werden, die etwa auch am Schuleingang ein Auge darauf haben, wer dort hineinkommt, könnte man sich für vorübergehend Arbeitslose oder gerade auch für die Dauerarbeitslosen sinnvollere Aufgaben vorstellen, als Plastikbananen in Körbe zu sortieren oder Socken zu stricken. Darüber ist man sich unter Fachleuten schon lange im Klaren.
    Der Sozialwissenschaftler Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an

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