Reich durch Hartz IV
unbeweglich.«
»Toll …! Sie waren super gestern Abend! Wie können Politiker von gestern so blind und bl … sein und überhaupt nicht akzeptieren, wie von vielen Mitmenschen in diesem Land getürkt und getrickst wird, um ohne arbeiten zu gehen ein ruuuuhiges Leben zu führen? Beispiele gibt es genug.«
»Gestern, am 25.05.2008, habe ich mir Ihre Talk-Runde im Fernsehen angesehen. Seit der Einführung von ALG im Januar 2005 bin ich Empfänger dieser ›Sozialzuwendung‹ – erlebe also das Geschehen von Anfang an hautnah. Ich würde gern allen in der oben genannte Sendung aufgetretenen Diskutanten folgende ›Anmerkung aus der Praxis‹ schicken: Bis Ende 2004 gab es in der Bundesrepublik Deutschland die sogenannte Sozialhilfe, die von sozial schwachen Menschen in Anspruch genommen werden durfte und wurde. Es ist unstrittig, dass es auch bis zu diesem Zeitpunkt ›Schmarotzer‹ gab – die hat es in einem Sozialstaat schon immer gegeben, und es wird sie weiterhin geben. Jedoch war es bis dahin so, dass die Bedürftigkeit aller Sozialhilfeempfänger individuell eingeschätzt und angepasst wurde – vom Sozialamt. Das bedeutet, dass es individuell angepasste Zuwendungen für Miete, Heizung, Kleidung usw. gab. Seit Januar 2005 werden all diese Menschen in einen Topf geworfen – unter dem Deckmantel ›Arbeitslosengeld II‹. Nix mehr mit individuell angepassten Zuwendungen. ALLE erhalten einen festen Regelsatz, mit dem es sich zwar überleben, aber nicht wirklich leben lässt. Was da von Frau Rita Knobel-Ulrich vorgerechnet wurde – 2.000 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder – ist zwar sachlich richtig und ich stimme ihr zu, dass man mit diesem Einkommen vielleicht sogar wieder ein bisschen ›leben‹ kann, jedoch sieht es bei alleinlebenden Personen ganz anders aus, wie beispielsweise bei mir: Wo bleiben die persönlichen Bedürfnisse? Sie bleiben auf der Strecke: Keine Tageszeitung, keine Fachzeitschrift, kein Buch. Keine Bahnreise zu Freunden und/oder Verwandten. Ein Restaurantbesuch mit einem lieben Menschen? No way! Tintenpatronen oder Papier für den Drucker kaufen? Sehr schwierig! Im Sommer in ein Freibad gehen? No way! Kulturelle Veranstaltungen besuchen (Theater, Kino usw.)? No way! Kontakte zu Freunden pflegen, die in »Lohn und Brot« stehen? Sehr schwierig! Eine Reise? No way! Für Alkoholiker und Raucher: Ständig das Aldi-Bier saufen, das per 6-Pack für 1,67 Euro erhältlich ist und Zigaretten der Marke »Branningham« (oder Ähnliches) rauchen? Dies alles, liebe Leute, ist kein Leben!«
»Wenn ich Ihnen eins wünsche, dann, dass Sie sich selbst in einer Suppenküche anstellen, den Straßenfeger verkaufen oder einfach betteln müssen, oder dass einer von den Hartz-VI-Empfängern, die Sie wie Dreck behandeln, Ihnen mal Ihre neoliberale genüssliche Art auf eine Art austreibt, dass auch Sie das verstehen. Schön, dass man mal Ihre vollgefressene Visage im Fernsehen gesehen hat, dann kann man sich die zu dem Zweck merken.«
»Auch ich bin wie Sie der Meinung, dass es in Deutschland keine Armut gibt, auch wenn Sie trotz Ihres Mutes mit Ihren Beobachtungen und Thesen bei Anne Will nicht so recht durchdringen konnten. Die populistischen ›Argumente‹ der Herren Geißler und Butterwegge sind einfach so griffig und herzerwärmend, dass man mit Vernunft nicht dagegen ankommt. Ich habe in einem ›Hartz-IV-Kochbuch‹ den Beweis geliefert, dass es sehr wohl möglich ist, sich mit dem Regelsatz ausreichend, gesund und abwechslungsreich zu ernähren, dabei noch Gäste einzuladen, auch Vorschläge zur Resteverwertung geliefert. Es wurde ein Speiseplan erstellt für einen Monat mit 31 Tagen. Sämtliche Rezepte sind in 30 Minuten gekocht, zu jedem Rezept gibt es ein Foto und eine exakte Kostenrechnung für die Zutaten (es bleibt sogar noch Geld übrig). Von diesen Gerichten lebe ich seit 55 Jahren – obwohl ich keine Hartz-IV-Empfängerin bin –, ohne dass ich Mangelerscheinungen hätte oder jemals hungern musste.«
»Sie machen sich die Methoden eines Josef Goebbels zu eigen – Verleumdung, Rufschädigung, Stigmatisierung usw. –, um gegen eine Bevölkerungsgruppe hetzen zu können. Dass Ihnen die ARD auch noch eine Plattform für diese Hetze gibt, stellt einen unglaublichen Missbrauch von Gebührengeldern dar, welche im Übrigen auch von Hartz-IV-Empfängern bezahlt werden. Für diese Gebühren wird uns also zugemutet, diese Hetze, Verleumdungen und Rufschädigungen ertragen zu müssen.
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