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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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für mich die Alternative, falls wir nicht gewinnen.
    Abends in der Ziehung läuft es ganz gut, aber eigentlich doch nicht. Wir haben zwölf richtige Zahlen, leider alle in unterschiedlichen Feldern. Die Lottofee hat ein hässliches Grafik-Kleid an, das ihr nicht steht.
    Der Jackpot wird nicht geknackt.
    Am Mittwoch verpassen wir die Ziehung. »Jetzt sind wir bestimmt Millionäre und wissen es nicht«, sage ich, denke ich fast wirklich.
    Der Jackpot wird nicht geknackt.
    Am Samstag haben wir unseren ersten Dreier! Wir haben Dreier, Dreier, Dreier in den Folgewochen.
    Der Jackpot wird geknackt.
    Ob er von den Buberts geknackt wird, das sagen sie uns nicht. Aber die Geschichte mit dem Arbeitsamt, die könne klappen, sagt Achim.
    Sie hätten auch einen Bekannten im Amt, der würde ja so schlecht verdienen, und dass ich was draufhabe, das wisse er ja.
    ***
    Zwei Tage vor meinem Termin beim Amt gehen mein Kumpel Jan und ich in Hamburg auf eine Modelparty von Michael Ammer.
    Wir stehen auf der Gästeliste.
    Jan bringt noch zwei Mädels mit, Töchter aus gutem Hause, nächste Woche fahren sie mit ihrem Papi nach Südfrankreich. Sie haben eine Jacht da. Sie freuen sich schon so.
    »Hey, ist das Hemd aus Thailand?«, fragt mich Jan. Ich verfluche, dass ich mit ihm im Urlaub war, und dass er denkt, dass das jetzt lustig ist.
    »Eins von den maßgeschneiderten? Das kenne ich doch, das sehe ich doch sofort.«
    »Nee.«
    Er freut sich. Er denkt, er hat mich – und guckt schon triumphierend, auch in die Gesichter der Mädchen.
    »Ist denn dein Gürtel auch aus Thailand?«, fragt eine der beiden Blonden.
    »Nein«, sage ich, ziehe mein Hemd ein bisschen hoch und gebe den Blick auf mein neues funkelndes Hermès-Teil frei, das 421 Euro gekostet hat, eine große Schnalle, der Gürtel beidseitig tragbar, eine Seite schwarz, die andere hellbraun.
    Das Mädchen nickt anerkennend. Gut, dass du nicht weißt, wie schwindelig mir wurde, als ich ihn bezahlt habe, denke ich.
    »Am Gürtel kannst du nicht sparen«, hatte Laura gesagt.
    Und dann habe ich nicht am Gürtel gespart, und Anne hat gesagt: »Das hast du ganz tapfer durchgestanden!«
    ***
    Es ist 7.56 Uhr, ein warmer Wind weht, es soll heiß werden, 30 Grad, ich fühle mich gut, als ich unten vor dem Hauptgebäude ankomme. Agentur für Arbeit Berlin-Nord.
    Anne hat gesagt, ich solle mich fein machen, das mache einen besseren Eindruck, so etwas mache man ja nicht jeden Tag.
    Ich habe den weißen Armani-Pullover aus London an, die dunkle Anzughose, meine handgenähten Schuhe, die ein bisschen drücken.
    Im Fahrstuhl zwinkere ich einer Dame mit A4-Ordner zu und sortiere meine Unterlagen. Alles habe ich extra brav kopiert, meine Zeugnisse, meine Abschluss-Unterlagen, Arbeitsverträge, Beurteilungen. Alles auf Hochglanz. Er soll das gleich sehen, dass sich das lohnt mit mir, dass ich eine Chance bin, auch für ihn, denke ich. Ich bin Diplomkaufmann, Note 2,1. Ich bin frisch ausgebildeter Redakteur. Ich bin jung und habe zwei Ausbildungen. Er wird das merken und begeistert sein. Ich bin Kundennummer »955-25-99-irgendwas«. Eine große.
    Im Flur taste ich ein letztes Mal nach den Scheinen in meiner Tasche, alle auf Kante, alle noch da.
    Wir haben bestechen geübt gestern Abend, Anne und ich, immer und immer wieder.
    »Hier, für Sie«, habe ich gesagt. »Ich mache alles, wirklich alles für einen guten Job, das verstehen Sie doch, oder? Herr Marrakowiak! Ich hoffe, wir verstehen uns.«
    Da muss ich rein. Die Tür des Mannes, den ich gleich ein bisschen glücklicher machen möchte, ist blau, die einzige Tür im ganzen Flur, die zu ist. Ist das ein Zeichen? Ist er besonders verschlossen?
    Haben Menschen, die empfänglich für so etwas sind, offene oder geschlossene Türen?
    Ich atme tief durch, einmal, noch einmal, klopfe.
    »Ja, bitte?«
    »Schönen guten Tag, mein Name ist Rentzow!«, stammele ich.
    Mein Jobvermittler kommt zur Tür und holt mich rein. Er macht schnell wieder zu, ich sehe, wie er ein Schild vorhängt wie in einem Hotel.
    Ob er mitmacht?
    2000 Euro können deine sein, denke ich, und ich muss schon sagen, dass ich eher ein Typ bin, der, wenn er jemanden bestechen will, den zu Bestechenden duzt.
    Er ist klein, mein Jobvermittler, und hat einen roten Kopf, schon früh am Morgen. Er geht ein bisschen gebückt durch sein Büro, ohne mich anzugucken.
    »So, Herr Rentzow, ja?«
    »Ja, Herr Rentzow!«
    »Setzen Sie sich!«
    Er weist mir einen Stuhl aus Holz zu. Sein Büro ist

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