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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Zehn Minuten. Wenn seine Anzüge so schlecht sitzen wie er, kann es nicht gut gehen.
    Anne wird unsicherer.
    »Um das mal abzukürzen«, sagt er irgendwann. »Um ehrlich zu sein, ich bin schon fast weg. Saint-Tropez, 14 Tage.«
    »Ach«, sagen wir, »da wollen wir auch hin.«
    »Ach«, sagt er, »was für ein Zufall« – und verdreht die Augen.
    Herrlich, oder?
    Herrlich.
    »Wir sind im Marriott, unser anderer Sponsor.«
    »Vielleicht kommen Sie dann mit auf die Jacht von Abramowitsch? Aber, obwohl, das hat er nicht so gern.«
    Er will uns jetzt vorführen, zeigen, dass es nur um seinen Vorteil geht und dass wir ihm Bortsch sind, dass das ja alles ziemlich langweilig sei, dass er da keine Lust zu hat.
    Es ist so, als drehe die eine Seite den Hahn am Interesse auf und die andere ihn mit aller Macht zu.
    Russen eben.
    »Wasser?« Ja, Wasser. Eine strenge Blonde, die aussieht wie die Chefsekretärin im Kreml, bringt es uns rein, stellt es auf den Tisch, der Chef höchstselbst gießt ein. Mehr für die Gläser als für uns.
    Es sind lilane, schön geschwungene Gläser.
    »Oh, sehr schön«, lobe ich noch und komme gerade so dazu, an meinem zu nippen, bevor es mir runterfällt und mein Wasser als Bächlein über den Tisch fließt.
    Als wir uns verabschieden, quetsche ich Putins Herrenausstatter das silberne Handkettchen. Er erträgt es wie ein Mann.
    »Schreiben Sie uns alles noch einmal auf«, bittet er, »damit wir das rechtlich noch einmal prüfen können.«
    Wir kriegen das Sponsoring, wir kriegen es nicht. Wir kriegen es, wir kriegen es nicht. Ja, nein.
    Nein.
    ***
    Nur Gott weiß, was alle Menschen treiben. Es scheint mir, als sei Gott ganz weit weg. Er muss im Urlaub sein oder so, oder er macht Pause. Vielleicht sitzt er ja in Saint-Tropez und lässt es sich gut gehen. Aber das denke ich eher nicht.
    Ich denke, dass es in Saint-Tropez keinen Gott gibt, dass dort viele Gottlose rumlaufen, und seit ich hier bin erst recht.
    Es ist, als sei man an einen Ort gefahren, der Verführung ist. Es ist ein Ort, an dem sich das Geld mit dem Sex verbindet.
    Es ist so, dass Geld und Sex eine Symbiose sind. Wer Geld hat, schläft nicht alleine. Und die anderen bleiben weg.
    Hollywood schläft mit. Es ist der große Beischlaf der Mächtigen. Jeden Sommer.
    Mein Hemd ist offen, ich habe die obersten drei Knöpfe auf, sodass man mir fast bis zum Bauchnabel gucken kann. Ich fühle mich unwohl, ich möchte es wieder zuknöpfen.
    Schon im Flugzeug habe ich sie alle gesehen, die üblichen Verdächtigen, sie trugen alle Ralph Lauren. Ralph Lauren ist universal im Flugzeug.
    Ich komme mir blass vor, alleine, obwohl Anne da ist. Aber Anne ist auch nicht ganz da, nicht richtig.
    »Was mache ich nur mit dem?«, fragt sie immer wieder. »Einer soll uns was möglich machen, uns mit auf die Jacht nehmen, aber ich will nichts mit dem.«
    »Das kriegen wir schon hin«, sage ich und nehme sie tröstend in den Arm.
    ***
    »Wie läuft dein Business?«, fragt mich der Millionär, den wir in London kennengelernt haben, und nickt mir zu. Er hat schon angerufen, da saßen wir noch auf dem Rollfeld im Flieger. Ob wir Zeit hätten? Er sei in Nizza. Ob es nicht herrlich sei, hat er gefragt, dieses Wetter.
    Es werde jetzt jeden Tag ein bisschen wärmer. Diese Luft. Wir sollten doch mal richtig durchatmen.
    Er redet gerne ein bisschen viel, und jetzt sitzen wir mit ihm bei Croissants in Frankreich. Der Millionär aus London trägt beige Shorts, die über den Knien aufhören, und ein Shirt mit einer Pistole drauf. Es ist das, das mir in Berlin zu teuer war.
    Irgendwie bin ich noch müde und gar nicht richtig da.
    Morgen wolle er auf die Jacht eines Kumpels, der bringe Mädchen mit, sagt er. Es werde eine größere Runde.
    Seine Frau bleibe an Land.
    Er redet viel, über Uhren, welchen Wein man auf der Karte nehmen müsse, um reich zu wirken, den zweitteuersten.
    Dass es gut sei, wenn man wichtige Sachen wie die, dass man der Nachbar von Jude Law sei, lieber ganz belanglos erzähle. Die wirkten von alleine.
    »Achte auf die Handgelenke. Es gibt hier an der Côte d’Azur eine Bang, eine Bigger Bang und eine Biggest Bang«, schwärmt er mir vor und zeigt auf seine. »Eine Bang kostet 15 000 Euro.«
    Er will mir noch schnell ein paar Tipps für die Côte geben, das könne mir helfen. Ohne seine Bang sei man kein richtiger Mann, sagt er. Er habe zwar drei, aber das sei jetzt egal. Wenn man so wie ich keine habe, dann tue man möglichst lange so, als habe man

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