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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ich denke, das sind die, an denen Sie wirklich interessiert sind.«
    Er sagte, das sei sicher richtig, und dankte ihr für ihre Hilfe. Die I P-Adressen bedeuteten den ersten Schritt, um einen Computer zu lokalisieren, der mit dem Internetverbunden war. Er legte den Hörer auf und begriff, dass er aus seinem Computerkurs wahrscheinlich doch mehr mitgenommen hatte als zunächst gedacht. Auch wenn seine Erinnerung hauptsächlich darin bestand, träumend in der Klasse gesessen und einer weiteren Nacht mit Rachel entgegengefiebert zu haben.
    Um die Luft im Raum etwas in Bewegung zu bringen, öffnete er das Fenster und die Tür, die er mit einem Keil arretierte. Als er Minuten später aufsah, stand Jacobson auf der Schwelle. Ob er schon länger da stand oder gerade erst gekommen war, wusste er nicht.
    »Was geht Ihnen im Kopf herum, Ian?«, fragte er, trat ein und ließ sich auf DS Tylers Stuhl sinken. »Als wüsste ich es nicht.«
    Kerr erzählte ihm von Barbara Russell, ehedem Mortimer, und den Rechercheergebnissen der
Internet Crimes Unit.
Jacobson verzog das Gesicht, als er mit Wörtern wie I P-Adresse konfrontiert wurde, beließ es aber dabei und berichtete seinerseits von Alice Bowlby und den Geschehnissen
chez
Mortimer.
    »Die Reifenspur gibt Anlass zu Hoffnung. Holland dreht durch, fährt hin und schlägt zu«, sagte Kerr.
    Jacobson fühlte nach seinem neuen Päckchen B&H, ließ es aber ungeöffnet. Sie sollten öfter in Kerrs Büro konferieren, dachte er, das würde ihm helfen, die Krebsstäbchen in ihrer Zellophanhülle zu lassen.
    »Was bedeuten würde, dass Parr und Pelham lügen, um ihm ein Alibi zu verschaffen«, sagte er. »Die drei mögen ja ein enges Verhältnis haben, aber ist es so eng, dass sie einen Mörder decken?«
    Kerr nahm eine Postkarte aus seinem Eingangskorb. Der Duomo mit einem aufgemalten Pfeil, der auf den Campanile zeigte. Tyler war noch eine Woche im Urlaub.Er warf einen Blick auf die Rückseite.
Viel zu warm, viel zu voll.
Was erwartete der Kerl denn um diese Jahrszeit anderes?
    »Und wie ist er an die illegale Elektroschockwaffe gekommen?«
    »Dieses Ding«, sagte Jacobson. »Wer immer für den Mord verantwortlich ist, hat alle Fingerabdrücke abgewischt. Aber warum hat er es überhaupt da zurückgelassen?«
    »Nur der Annahme halber: Wenn es tatsächlich eine Verbindung zu der Gruppe Aktion & Widerstand gibt, dann könnte es so etwas wie eine Visitenkarte sein. Eine Nachricht an die Welt.«
    Jacobson zog resolut die Hand aus der Tasche mit den Zigaretten.
    »Oder jemand will, dass es so aussieht, alter Junge.«
    Kerrs Telefon klingelte, bevor er antworten konnte. Es war Steve Horton.
    »Die I P-Adressen , Mr Kerr. Ich weiß, es ist traurig, aber eine habe ich sofort erkannt. Sie ist dem Hauptserver der Universität zugeordnet.«
    Sie nahmen Horton mit, fuhren in Kerrs Wagen. Kerr übersetzte die Sachlage ins Englische.
    »Das bedeutet, Frank, dass jemand aus dem Netzwerk der Uni heraus an die Website gemailt hat.«
    Horton saß hinten und hielt seinen Laptop wie eine Erste-Hilfe-Sauerstoffflasche auf dem Schoß.
    »Ich habe da gearbeitet, bevor ich zu Ihnen gekommen bin, Mr Jacobson«, sagte er. »Ich könnte diese Nummern noch im Schlaf aufsagen.«
    Gut für dich, dachte Jacobson, sagte aber nichts weiter dazu.
    Er hätte gedacht, den Campus im August halb ausgestorbenvorzufinden, aber das war er nicht. Im Gegenteil: Es war schwer, einen Parkplatz zu finden. Alles hing voller Wimpel und Ballons, und es ging zu wie auf einem Jahrmarkt. Crowby war eine der »neuen« Universitäten im Land, aufgestiegen aus der Asche des alten College of Arts and Technology und des Lehrerseminars, und ihr Überleben hing ganz von der Zahl der Studenten ab, die sie jedes Jahr neu anzulocken vermochte. Während die Professoren aus Oxford und Cambridge im Sommer durch die Pyrenäen wanderten, schwüle Affären mit glattgesichtigen Fulbright-Stipendiatinnen genossen, Artikel schrieben oder für BBC 2-Dokumentationen vor die Kamera traten, hatten ihre Billigkollegen in Crowby etliche grauenvolle »Tage der offenen Tür« zu ertragen: Hatten Eltern durch die Studentenunterkünfte zu führen und fadenscheinige akademische Begründungen dafür zu finden, warum der äußerst dürftige Schulabschluss des verlegenen Sohnes oder der verschämten Tochter völlig ausreichend, ja geradezu ein Ansporn für eine universitäre Ausbildung sei.
    Kerr und Jacobson drückten sich an der Jazzband in der großen Eingangshalle

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