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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und dem Zentrum nächtlichen Vergnügens, war sein Aufgabenbereich klar: Tagsüber galt es sich um Laden- und Taschendiebe zu kümmern, nachts wurden Pubschlägereien beendet und Drogendealer verfolgt. Sie saßen im Vernehmungszimmer, und Julie bekam eine Tasse Tee. Von irgendwoher hatten sie einen weiblichen Constable gerufen. Sie saßen ihr gegenüber: die Polizistinzusammen mit den beiden Männern aus dem Streifenwagen.
    »Ganz ruhig, Liebes«, sagte die Frau. »Du bist in Sicherheit.«
    »Nein! Nein, Sie verstehen nicht. Sie haben ihn. Sie haben ihn mitgenommen.«
    Langsam begannen sie zu begreifen. Langsam brachte sie ihre Geschichte heraus. Sein Name war Robbie Jackson. Seine Adresse kannte sie nicht, nein. Sie hatten sich doch erst gestern kennengelernt. Er war ganz frisch aus dem Norden hergezogen. Sie mussten schnell etwas unternehmen, mussten nach ihm suchen, die Dreckstypen finden. Er sei um die dreißig und etwa einsachtzig groß, sagte sie. Mit rasiertem Kopf, umwerfend.
    Wirklich umwerfend und sanft und   ...
    »Wir haben etwas, das wir
e-fit
nennen, damit können wir digitale Porträts herstellen, Julie«, sagte die Polizistin. »Wenn sich der Arzt um dich gekümmert hat, kannst du uns helfen, ein Bild von   ... von diesem Robbie anzufertigen. Und von seinen Angreifern.«
    »Aber ich brauche keinen Arzt. Ich sage Ihnen doch, ich bin nicht angegriffen worden. Es geht um Robbie. Sie haben ihn mitgenommen. Verstehen Sie mich denn verdammt noch mal nicht?«

25
    Robinson hatte die Autopsie zwischen seine übrigen Arbeiten geschoben, sie aber erst für fünf Uhr ansetzen können. Jacobson saß wie gewohnt in hinterster Reihe und lutschte ein Pfefferminz. Es war eine Polizistenlegende, dass Süßigkeiten gegen den Geruch halfen. Nichts hilft dagegen, dachte er. Aber Pfefferminz war als Zigarettenersatz so gut wie alles andere, und der Chef der Spurensicherung hatte es ihm angeboten. Hinterher trat Jacobson eilig den Rückzug an, in den letzten Tagen hatte er schon mehr als genug Pathologieluft geatmet. Etwas Neues hatte es sowieso nicht gegeben, nur die Bestätigung dessen, was Robinson schon am Morgen vor Ort gesagt hatte. Mortimer war mit einem Knüppel angegriffen, bewusstlos getreten und erwürgt worden. Es war völlig ausgeschlossen, dass es dabei keinen Transfer von Spuren gegeben hatte. Schon allein am Schuh des Angreifers mussten massenhaft Haut- und sogar Knochenpartikel haften.
    Jacobson setzte sich in seinen Wagen und fuhr vom Krankenhausparkplatz Richtung Umgehungsstraße. Aber selbst noch die allerersten, vorläufigen DN A-Ergebnisse würde es erst in einigen Stunden geben. Wenn. Dazu kam, dass Spuren von Kevin Hollands DNA an Mortimer nichts bewiesen. Und falls es ein Unbekannter von außerhalb gewesen war, brachte die Analyse sieebenfalls kein Stück weiter. Verdammt, dachte er, schaltete das Radio ein und beschloss, sich zehn Minuten Pause von dem Fall zu gönnen. Doch die UK W-Frequenz von Radio Four war offenbar in diesem Teil der Stadt nie störungsfrei zu empfangen, und auf Langwelle gab es nur ein ödes Kricketspiel. Er schaltete auf Crowby FM, aber die dort laufende Sendung wurde gerade von einem der vielzähligen Werbeblöcke unterbrochen. Das erste Musterhaus in der spektakulären neuen Stadthaussiedlung von »Mackeson Properties« werde noch an diesem Wochenende fertig, hörte er.
Deswegen nennen sie uns Mack-the-House,
faselte der Werbesong. Na toll, dachte er, damit war für Janice, seine Exfrau, sicher ein weiterer Winter in der Karibik finanziert, oder eine Reise zum Great Barrier Reef. Wie er von Sally, seiner Informantin, erfahren hatte, liebte Janice es offenbar, Haie zu beobachten. Das wundert mich nicht, hatte er darauf zu seiner Tochter gesagt, schließlich schläft sie jede Nacht mit einem.
    Um zehn nach sechs war er wieder im Präsidium und aß in der Kantine zwei Sandwiches mit Schinkenspeck. Auf dem Weg nach draußen nickte er dem jungen Ogden zu, aber der Bursche schien ihn nicht zu bemerken und hockte im Übrigen ziemlich kleinlaut da. Wahrscheinlich hat er Liebeskummer, dachte Jacobson, ohne dass der Gedanke wirklich in sein Bewusstsein eintrat. Er begann die Besprechung mit der Zusammenfassung dessen, was Robinson während der Obduktion gesagt hatte. Anschließend hörte er sich die Berichte von Kerr, Barber und Hume, Smith und Williams an. Während sie sprachen, notierte Ince die zentralen Punkte auf der weißen Tafel. Als sie fertig waren, griff sich Jacobson

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