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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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und dann auf der Fahrerseite wieder einsteige. Ich lege das Zeug bei Tom auf den Schoß und schnalle mich dann an, bevor ich den Motor starte. Sofort trete ich das Gas voll durch und bin froh, dass ich Fabio noch immer nicht im Rückspiegel sehen kann. „Desinfiziere dir die Wunde und wickle den Pullover drum! Das ist jetzt erst mal das Einfachste! Wenn wir dann irgendwo sind, wo wir erst mal bleiben können, versorge ich sie dir richtig!“, sage ich und achte auf die Fahrbahn, bin froh, dass wir nach kurzer Zeit schon durch die nächste Stadt fahren und nicht mehr im Wald sind. Tom nickt schwach und tut das, was ich ihm gesagt hab. Als das Desinfektionsspray auf seine Wunde trifft, keucht er schmerzvoll auf, kneift aber die Zähne zusammen und erträgt den Schmerz. Gott, ich mache mir solche Sorgen um ihn! Und ich mache mir Vorwürfe, immerhin ist das meine Schuld! Verdammt, ich wollte ihn doch nicht anschießen! Ein kurzer Seitenblick sagt mir, dass Tom sich gerade den Pullover um die Wunde bindet, was zum Glück gut geht, weil es ja die Schulter ist. Es blutet relativ doll, aber es dürfte nicht stark genug sein, dass er daran verbluten könnte, oder so. Ich hoffe es jedenfalls! „Ich bin müde!“, seufzt Tom neben mir und lehnt sich mit dem Kopf gegen meine Schulter. Im Moment kann ich es zulassen, da wir hier in der Stadt auf jeden Fall sicherer sind als im Wald, außerdem dürfte Fabio erst mal ausgeschaltet sein und uns nicht so schnell einholen, wenn er das überhaupt irgendwann tut. Ich weiß ja nicht, wie stark er verletzt und sein Auto beschädigt ist. „Okay, dann schlaf ein bisschen, aber sag mir, wo ich hinfahren soll!“, sage ich und schaue neben mich. Er hebt seinen Kopf, nickt und überlegt dann. „Fahre Richtung Süden nach Baia Mare in Rumänien, falls wir es soweit schaffen. Schau zu, dass du irgendwo eine Autobahn findest. Wenn du nichts findest, dann … einfach nach Süden!“, seufzt er am Schluss und lehnt sich nun erschöpft mit seinem Kopf gegen die Kopflehne, kurbelt langsam den Sitz nach hinten, sodass er ein wenig mehr liegt. „Okay, ich schau, was ich machen kann. Aber ruh dich jetzt aus!“, sage ich ihm und sehe, wie er keine fünf Minuten später eingeschlafen ist. Der Pullover zeigt einen leichten Rotschimmer und Tom scheint ganz schön zu schwitzen. Oh Gott, ich hoffe, dass es wirklich nicht lebensgefährlich ist, so wie ich ihn getroffen habe. Aber selbst im Schlaf scheint er die Schmerzen zu spüren, denn sein Gesicht zeigt keine Entspannung, sondern ist verkrampft, wie seine gesamte Körperhaltung auch. Es tut mir so leid … ER tut mir so leid!

    Verkrampft versuche ich, mich auf die Fahrbahn zu konzentrieren und mich durch meine eigenen Gedanken nicht abzulenken. Es ist so unglaublich viel passiert in den letzten zwei Wochen, wie sollte man da auch nicht von Gedanken voll sein? Auch, wenn vieles jetzt um einiges klarer ist, hab ich dennoch keinen Überblick. Noch nicht alles ist geklärt und vor allem sehe ich hinter kaum Handlungen und Geschehnissen einen wirklichen Sinn. Wie zum Beispiel die Tradition, die Toms Großvater ins Leben gerufen hat. Aber ich denke diesen Menschen werde ich sowieso nie verstehen ...Tom schläft, während ich endlich eine Autobahn gefunden hab und auf diese auffahre. Ich hoffe, dass hier die Verkehrsregeln und Schilder wenigstens halbwegs so sind wie die in Deutschland. Nur das Problem ist, ich hab keine Ahnung, wann ich abfahren soll, wo ich hin muss. Hier ist immerhin nicht die, wie bei uns übliche Schrift, sondern die russische, oder was auch immer das für eine ist. Tom scheint sie lesen zu können, aber ich kann das nicht ...

    Wecken will ich ihn aber auch nicht, weswegen ich jetzt einfach irgendwo lang fahre und hoffe, dass es Richtung Süden ist. Oh man, ich weiß gar nicht, was ich jetzt noch denken soll. Der Mann, der mich zu einigen Sachen gezwungen hat und teilweise gewalttätig war, ist jetzt ein lieber und netter Mensch, der verletzt und schlafend neben mir auf dem Beifahrersitz sitzt. Seine Familie scheint der Satan persönlich in den Köpfen besucht zu haben und jetzt bin ich auf der Flucht mit Tom und fahre auf irgendeiner Autobahn in der Ukraine. Was soll man da noch denken? Ich weiß es nicht ...Ich weiß ja nicht mal, wie es weiter gehen soll. Wir können ja nicht ewig abhauen und ich hab auch nicht vor, für immer im Ausland zu bleiben. Was hat Tom damals gesagt? Er meinte doch, dass ich irgendwann gehen könnte, wenn

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