Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
aus. „Gut, dann bring mir halt einen Burger und eine Coke mit! Und beeile dich!“, kann ich mir das letzte Kommentar nicht verkneifen, auch wenn ich es keine Sekunde später wieder bereue, weil ich mir so unglaublich kindisch vorkomme. Außerdem mache ich mir Sorgen, weil er nicht fit ist und trotzdem alleine dort reingeht. Aber ich werde ihm jetzt sicher nicht hinterher dackeln! Ja, jetzt bin ich wieder der bockige Junge und ja, mir ist es egal, dass Tom ohne ein weiteres Wort verschwindet! Okay, mir ist es nicht egal, aber was soll ich denn machen? Ich kann ihn nicht die ganze Zeit bevormunden und ich will das auch gar nicht. Außerdem hat er ja recht, die Medikamente sind vor einigen Stunden, sogar schon etwa einem Tag eingenommen worden. Und die Aufbautablette... das wird auch nicht schlimm sein. Zumal Bier ja auch nicht viel Alkoholgehalt hat. Seufzend steige ich aus und gehe um das Auto herum. Ich nehme die Packung mit den Tabletten aus dem Rucksack und drücke eine von den Aufbaudingern aus der Zeile.
Dann steige ich vorn wieder ein und lege die Tablette auf das Armaturenbrett. Tom braucht zwar eine Weile, aber nach einer viertel Stunde kann ich ihn dann doch aus dem Imbiss herauskommen sehen. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, wenn ich ehrlich bin, aber auch das werde ich ihm mit Sicherheit nicht auf die Nase binden. Warum direkt, weiß ich selber nicht, aber davon abgesehen wäre es dumm, jetzt rum zu meckern oder zu jammern und mich zu beklagen, dass ich mir Sorgen um ihn gemacht habe. „Hier, dein Burger und deine Cola!“, murmelt Tom leise, als er zu mir ins Auto steigt und sich auf den Beifahrersitz fallen lässt. „Danke!“, gebe ich nur zurück und hoffe, dass diese blöde Stimmung gleich wieder weg ist. Wir sind komisch, alle beide und manchmal frage ich mich, wieso wir uns überhaupt irgendwie zueinander hingezogen fühlen. Wenn man bedenkt, was Tom schon alles mit mir gemacht hat, wenn man bedenkt, wie abweisend ich die ganze Zeit zu ihm war und wenn man dann auch noch bedenkt, wie wir ständig zueinander sind, also eben wie jetzt, dann erscheint es total ... absurd. „Ich hab dir dort so eine Tablette hinlegt, die aufbauend oder so sein soll. Wäre vielleicht besser, wenn du die nimmst, dir scheint es ja im Moment nicht so gut zu gehen!“, sage ich leise und beschämt, da ich mir bewusst bin, dass ich ihn gerade schon wieder bevormunde und „Mama“ spiele. „Ist okay, werd ich machen!“, gibt Tom allerdings zu meinem Erstaunen sofort nach und spült sie mit einem großen Schluck Bier hinter. Na klasse … „Wehe du kotzt ins Auto oder mir auf den Schoß! Dann halte ich an und du darfst morgen weiter fahren!“, knurre ich leicht, weil ich es nicht leiden kann, wenn jemand das Zeug so runter stürzt, wie Tom es gerade tut, auch als die Tablette schon längst weg ist. Ich kann es nicht leiden, wenn Leute meinen, sich besaufen zu müssen oder Bier so zu trinken, als sei es Saft. Egal, ob mit der Absicht betrunken zu werden, oder nicht. „Das ist immer noch mein Auto, und wenn es dir nicht passt, dass ich ein Bier trinke, kannst du auch gerne aussteigen und laufen!“ Meine Augen weiten sich und ich muss, es kommt mir minutenlang vor, wirklich erstmal realisieren, dass er das gerade wirklich gesagt hat. Dass ich es mir nicht eingebildet habe, zeigt Toms Reaktion auf mein empörtes Schnauben und das Öffnen meiner Tür. „Nein, warte ... Tut mir leid, ich wollte ... Ich wollte dich nicht so anfahren, sorry! Steig nicht aus, bitte!“, hält er mich sofort am Handgelenk fest und zieht mich wieder richtig auf den Fahrersitz, weil ich mit einem Bein schon draußen bin. „Ich bin nur gerade ... Es tut gerade wieder so weh, das zerrt an meinen Nerven! Hör mir am besten gar nicht zu, wenn ich was sage, ich glaube, da kommt im Moment eh nur Mist raus. Aber bitte glaub mir, dass ich dich nicht beleidigen oder dumm anmachen wollte! Die Schmerzen sind nur einfach ... Boah, ich ... Egal. Lass uns essen und dann einfach weiterfahren, okay?“ Flehend sieht Tom mich an, bis ich nicke und die Tür wieder richtig schließe. „Ist okay, kann ja mal passieren!“, lächle ich ihn schief an und muss mir eingestehen, dass seine Worte tatsächlich ein unangenehmes Stechen in meiner Brust verursacht haben. Ich glaube, ich bin wirklich dabei, mich in ihn zu verknallen und das, obwohl ich das eigentlich gar nicht so richtig will. Nicht, weil ich ihn nicht abkann oder so, ich mag ihn ja, aber mit ihm ist
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