Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
mit ihm zusammen zu sein. Vor allem, weil ich ja auch noch gesagt habe, dass ich von mir aus ankommen will und nicht Tom den Anfang machen soll. Nur weiß ich nicht, wann ich denn mal anfangen soll und vor allem womit.
Vielleicht sollte es spontan sein, vielleicht aber auch geplant? Ich weiß es nicht, und wenn ich ehrlich bin, will ich jetzt auch gar nicht darüber nachdenken. Mir sind im Moment andere Sachen wichtiger, zum Beispiel meine Fragen. „Was ist, wenn wir wieder in Deutschland sind?“, stelle ich also die Erste und ignoriere die Tatsache, eben noch festgestellt zu haben, dass Tom anscheinend gerade etwas Ruhe will. „Was meinst du?“, kommt prompt die Gegenfrage, die ich genauso erwartet habe, wie das Überholen des eben noch hinter uns Fahrenden. Arschloch, noch nie was von Höchstgeschwindigkeit gehört? „Na ja, jetzt wo wir zusammen sind ...“, lasse ich dennoch irgendwie alles offen, da ich selber im Moment nicht so recht weiß, was ich überhaupt wissen will. Ich bin durcheinander ... irgendwie. „Ich weiß nicht ... Du kannst gerne erst noch etwas bei mir bleiben. Oder du gehst nach Hause und kommst mich besuchen oder ich dich. Ich lasse dir da die Wahl, ich will dich zu nichts zwingen, außerdem zähle ich das zu dem ... na, weil du meintest, dass du von dir aus kommen willst und ich nichts machen soll“, murmelt Tom am Schluss und fängt sich darauf direkt meine gedankliche Meinung ein, dass er es sich ja echt einfach macht. Aber gut, eine Antwort gebe ich ihm jetzt nicht. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Ich sagte ja, dass ich will, dass du mich aus dem ganzen Mafiagedöns raushältst“, frage ich also weiter und verfluche den vor mir. Erst überholt er mich und jetzt schleicht er regelrecht ... Kaum hab ich das gedacht, fährt er schneller und ist wenige Zeit später gar nicht mehr zu sehen. „Hm, ich weiß nicht, wenn du bei mir bist, dann ... wärst du ja automatisch irgendwie mit drin. Also kannst du höchstens zu dir und ich komme dich besuchen. Wenn du das denn möchtest!“, nuschelt Tom, sodass ich ihn kaum verstehe, es dennoch tue dank meines guten Gehörs. Oder weil er eben doch laut genug geredet hat, ich weiß es nicht, verdammt! Scheiß Gedanken ...
Auch darauf antworte ich Tom nicht. Ich weiß selber nicht genau, wieso, aber ich denke, es ist, weil ich im Moment mit mir selber nicht klarkomme. Irgendwie ... In den letzten Tagen ist fast noch mehr passiert, als in den letzten zweieinhalb Wochen und das ist definitiv einfach zu viel. Ich weiß ja selber nicht mehr, was ich denken soll, geschweige denn, was ich will. Allein die Tatsache, dass ich jetzt mit Tom zusammen bin, zeigt das wohl mehr als deutlich. Na ja, da hab ich jetzt wohl was mit Tom gemeinsam, wobei der anscheinend schon wieder wesentlich klarer im Kopf zu sein scheint als gestern noch. Umso besser für mich, denn so ist es einfacher für mich, mit ihm umzugehen. Eine ganze Weile ist es wieder still. Ich weiß nichts mehr zu sagen und Tom wohl auch nicht. Dass ich mich noch entscheiden „muss“, was ist, wenn wir wieder in Deutschland sind, schiebe ich auf später. Mir darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen wäre für meine Fahrkünste wohl nicht gerade gut und in ein Auto oder die Leitplanke reinzufahren, habe ich in nächster Zeit nicht unbedingt vor. „Wo sind wir jetzt überhaupt?“, frage ich irgendwann nach, weil ich die Schrift hier nicht lesen kann, auch wenn wir schon in Polen sind. Die Buchstaben sind dennoch etwas anders und mit den Städtenamen kann ich eh nichts anfangen. „Wir sind jetzt etwa im Südosten in Polen“, gibt Tom nur zurück, was mir zwar auch nicht viel weiter hilft, aber immerhin ein bisschen. „Hast du wieder Schmerzen?“, frage ich gleich weiter, als ich im Augenwinkel sehe, dass Tom den Arm festhält, dessen Schulter verletzt ist. „Mhm, ein bisschen, aber nicht sehr. Ich muss ihn ja nicht bewegen.“ Auch wenn er recht hat und er vielleicht wirklich nicht große Schmerzen hat, fahre ich auf den nächsten Rastplatz und hole, nachdem ich Toms verwirrten Blick aufgenommen habe, die Arzneien für seine Schulter. Immerhin sollten wir eigentlich schon längst mal den Verband wechseln. Wir sollten die Verletzung nicht zu sehr vernachlässigen, am Ende wird es wieder schlimmer und damit hätten wir dann wohl nichts gewonnen. „Dreh dich mal bitte zu mir!“, bitte ich Tom, als ich die Beifahrertür geöffnet habe, und lege das Zeug, was ich brauche, derweilen auf
Weitere Kostenlose Bücher