Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
das Armaturenbrett. „Jetzt musst du aber deinen Pullover wieder ausziehen!“, seufze ich und deute meinem Gegenüber an, dass er die Arme mal anheben soll. Das tut Tom auch gleich und kneift schon vorsorglich die Augen zusammen, bereit, die Schmerzen zu ertragen. Mir würde es glatt leidtun, aber im Moment finde ich das einfach nur süß, auch wenn mir das selber nicht wirklich passt ... Ich helfe ihm den Pullover auszuziehen und schmeiße das Teil dann auf die Rückbank. Im Auto ist es ja sowieso warm und es ist einfach nicht gut für die Wunde, wenn Tom unnötig seinen Arm bewegen muss. Eigentlich sollte er ja auch noch im Bett liegen bleiben, laut Arzt ... Sachte mache ich den Verband ab, wickle ihn zusammen und verstaue ihn dann in einer kleinen Tüte, ehe ich ihn auch auf die Rückbank befördere und die Verletzung fürsorglich und so gut es geht behandle. „Brauchst du denn so eine Tablette? Also so eine Aufbautablette? Oder bist du noch fit?“, frage ich Tom, als ich fertig bin, stelle mich vor ihm hin und sehe ihn fragend und intensiv an. Ich will nicht, dass er sich vor mir schämt, das brauch er auch nicht und das will ich ihm zeigen mit meinem Verhalten, ihn so intensiv anzuschauen. „Nein ...“, kommt es aber anscheinend anders an, als gewollt und ich merke im nächsten Moment, wie sich ein Arm um meine Hüfte legt und mich näher an die Person vor mir zieht. „Ich liebe dich“, haucht Tom, ehe er sich etwas nach oben streckt und seine Lippen auf meine drückt. Überrumpelt reiße ich meine Augen auf und schubse ihn mit einem Mal nach hinten. Ungewollt und dennoch auch mit Absicht. Ich will nicht, dass er von sich aus kommt, das habe ich gesagt, aber ihn so dermaßen von mir stoßen, wollte ich auch nicht. „Entschuldige!“, murmle ich hastig und ziehe Tom wieder in eine aufrechte Position, sehe, wie er sein Gesicht leicht verzogen hat vor Schmerzen, weil der Aufschlag, wenn auch nur auf Polster, wohl nicht gerade angenehm war wegen seiner Verletzung. „Ich räume das noch schnell weg und dann sollten wir weiter fahren ...“, murmle ich weiter, nachdem ich mich überzeugt habe, dass ich Tom nicht weiter verletzt habe und die Verletzung auch nichts direkt abbekommen hat. Jedenfalls verfärbt sich der Verband nicht. Ob Tom mir noch antwortet, weiß ich nicht, hören tue ich jedenfalls nichts, was aber auch daran liegen kann, dass ich ihm keine Zeit lasse und kaum eine Sekunde später hinten am Kofferraum bin und die Arzneien einfach rein schmeiße. Hastig gehe ich wieder vor und setze mich auf den Fahrersitz. Tom hat seine Tür bereits wieder zugemacht und sitzt stillschweigend auf seinem Platz, bis ich wieder auf die Autobahn auffahre. „Tut mir leid. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, ich war in dem Moment einfach nur ... ergriffen von dir.“ „Und ich hab mich nur erschrocken, mach dir keine Vorwürfe!“, antworte ich hastig, was auch wahr ist. Okay, ich hab ihm gesagt, dass ich von mir aus kommen will, aber es war nicht schlimm, was er getan hat. Es war nur ein Reflex, dass ich ihn von mir gestoßen hab.
Kapitel 23
Ich weiß, dass ich gerade schon wieder so komisch bin und es wohl mehr als nur ein bisschen den Eindruck macht, dass ich durcheinander bin und nicht weiß, was ich will. Und ja, es ist auch wirklich so im Moment. „Was meinst du denn, wie lange wir noch fahren?“, frage ich Tom, um mich selber abzulenken und mir nicht wieder Gedanken über meine Gedanken zu machen. „Na ja, also morgen werden wir zu Hause ankommen, wenn nichts Besonderes vorfällt und wir nicht in irgendeinen Stau kommen oder so. Heute werden wir bis ... hm, ich weiß nicht genau ... also bis nach Deutschland schaffen wir es heute nicht mehr, aber ich denke bis 100 Kilometer vor der Grenze oder so“, bekomme ich die gewünschten Informationen und nicke zufrieden. Das klingt gut, auch wenn ich mir noch gar nicht vorstellen kann, morgen wieder zu Hause zu sein. Oder zumindest wieder in Deutschland. „Und was hast du gedacht, wo wir heute Nacht schlafen? Also wollen wir im Auto schlafen oder in einer Pension, oder einem Hotel oder was?“ „Werden wir sehen, wenn es soweit ist.“ Grummelnd quittiere ich die knappe Antwort, hab gehofft, dass er mehr sagt und ich damit weiter von meinen Gedanken abgelenkt bin. Aber nein. Dennoch hab ich gerade ein neues Thema.
Als ich zum Sprechen ansetze, kann ich schon sehen, wie Tom eine Augenbraue lüpft und wohl darüber verwundert ist, warum ich auf
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