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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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erfreut, als ich irgendwann wieder aufwache und mir klar wird, dass wir bald weiter müssen. Die Sonne steht bereits recht hoch, was mir zeigt, dass wir zwar nicht allzu lange geschlafen haben, aber auch, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir noch heute in Hamburg ankommen wollen.

    „Guten Morgen, Engel, hast du gut geschlafen?“, haucht Tom mir auf einmal ins Ohr, obwohl ich gedacht habe, dass er noch schläft. „Mehr als nur gut!“, erwidere ich herzhaft gähnend und setze Tom einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe ich ihm Platz mache, in dem ich mich aufrichte und aus dem Auto steige. „Ich geh noch mal fix für kleine Jungs und dann wechseln wir dir nochmal schnell den Verband, okay?! Dann können wir auch weiterfahren!“ Ich warte gar nicht erst auf eine Antwort und verschwinde eilig hinter ein paar Büschen. Nicht, dass mich Tom noch nicht nackt gesehen hat, das hat er zu meinem Leidwesen ja schon mehrere Male und es ist auch nicht so, dass ich mich vor ihm schämen würde, aber Anstand und Erziehung und dann auch noch ein bisschen, wie sagt man? Ach, ich weiß es nicht, aber ich meine, wir sind ja keine Wilden, sondern „normale“ Menschen. Da stellt man sich nicht voreinander und pinkelt irgendwo hin. Okay, übliche Männercliquen platzieren sich schon ganz gerne mal nebeneinander und pinkeln um die Wette oder machen Gruppenwichsen oder so, aber so was finde ich abartig! Außerdem ist Tom ja auch ein Stück weggegangen, als er pinkeln war, also denke ich, ist es ihm auch genehm so, wenn ich es auch tue. Gott, was mache ich mir hier bitteschön für Gedanken? Vielleicht sollten wir doch mal schauen, dass wir an einer Psychiatrie vorbeifahren. Aber ich glaube, da wäre Tom nicht so arg begeistert davon. Als ich wieder zum Auto komme, sitzt mein Freund schon mit abgewickeltem Verband, seitlich auf der Rückbank, sodass seine Beine nach draußen baumeln. Einen neuen Verband hat er auch in der Hand. Hab ich so lange gebraucht, dass er das alles schon machen konnte? „Ist es besser? Also ich meine, weil du ihn dir selber abgemacht hast ...“, hake ich nach und sicher auch nicht nur, weil ich so verwundert bin, dass er sich selbst den Verband entfernen konnte, sondern auch, weil es mich interessiert. „Der Schmerz an sich ist nicht viel besser geworden, im Vergleich zu gestern, aber wenn ich mich bewege, tut es nicht mehr weh, als wenn ich stillhalte. Das Ziepen und Brennen, das da war, wenn ich mich bewegt habe, ist jetzt weg. Von daher konnte ich das machen!“, lächelt er mich an und lässt mich zufrieden nicken. Na das ist doch immerhin etwas!

    Ich nicke zustimmend und reinige die Wunde. Danach wickle ich sorgfältig wieder den Verband herum und klatsche dann in die Hände, als ich fertig bin. „Auf auf, wir wollen ja nach Hause!“, lache ich und gehe schon um das Auto herum. Ja, ich bin glücklich gerade. Ich hab mich verknallt, wenn auch in einen Typen, den ich vor ein paar Tagen und Wochen noch gar nicht ausstehen konnte und einfach nur von ihm weg wollte und ich bin bald wieder zu Hause! Da darf ich mich ja wohl freuen! Brummend macht sich der Motor bemerkbar, als ich ihn anschalte und Tom bereits eingestiegen ist. „Können wir dann erst mal, wenn wir eine sehen, auf eine Raststätte oder Tankstelle? Eine Kleinigkeit zum Essen wäre nicht schlecht, unsere vergammelten und vertrockneten Schnitten sollten wir lieber nicht essen, außerdem sollten wir bald wieder tanken gehen!“, wendet sich Tom auch gleich schon an mich, als ich auf die Landstraße fahre und die Geschwindigkeitsbegrenzung voll ausnutze. Ein kurzer Blick auf den Tank lässt mich ihm recht geben und nicken. Nach etwa einer halben Stunde ist die Umleitung auch endlich zu Ende und ich kann wieder auf die Autobahn fahren. „Schau da vorne! Würdest du tanken und was zu essen holen? Belegte Brötchen oder so was ist mir egal, du wirst schon was finden! Ich muss nämlich noch mal mit meinen Eltern telefonieren, fragen, wie es bei ihnen läuft, sie übernehmen ja jetzt die Organisation von meinen Großeltern wahrscheinlich, außerdem will ich ihnen Bescheid geben, dass wir bald Zuhause sind!“ Ich nicke und fahre auf den Rastplatz mit Tankstelle. „Geht klar, ich beeile mich!“, sage ich noch, nehme das Portmonee, welches mir Tom entgegen hält, und tanke das Auto voll. „78,53 € bitte!“, sagt die Verkäuferin mit polnischem Akzent in dem kleinen Laden, wo auch noch Lebensmittel, Autozubehör und andere Sachen angeboten

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