Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
und bin unheimlich froh, endlich wieder frische Luft schnuppern zu können und gleich sogar noch Nikotin. Ich habe gerade die Zigarette zwischen meine Lippen geschoben, als auch schon ein Feuerzeug mit lodernder Flamme vor den Glimmstängel gehalten wird. Ich schaue gar nicht erst zu Tom, sondern beuge mich einfach das letzte Stück vor, ziehe am Filter und atme genüsslich den Rauch ein. Seufzend lehne ich mich gegen das Geländer, beschaue mir den Hinterhof, welcher sich riesig und wunderschön vor mir erstreckt. Ich kann mir vorstellen, dass es schön ist, im Sommer sich in dem Garten, der sich hinter der bekiesten Fläche befindet, zu sonnen. Oder einfach nur die Zeit zu genießen, aber ... ich will nicht. Nicht unter diesen Umständen und erst recht nicht in Gegenwart von solchen Menschen wie denen, die hier hausen und ein und aus gehen.
„Bist du auch Gelegenheitsraucher?“, stellt mir Tom eine total einfache aber auch nichtige Frage, dennoch nicke ich, bleibe ansonsten aber stumm. Weiter schaue ich mir die Gegend an, sehe die kahlen Bäume an, die regelrecht in den Himmel zu spießen scheinen. „Warum hast du dich bei den Jungs so gewehrt?“, lässt Tom aber nicht locker und stellt mir damit die nächste Frage. Verwirrt schaue ich ihn an, verstehe nicht so richtig denn Sinn seiner Frage, da es ja wohl selbstverständlich ist, sich zu wehren, wenn jemand einen gegen seinen Willen anfassen will. „Wie meinst du das?“, hake ich zusätzlich nach, damit er auch mein Nichtwissen versteht. „Na ja, du hast dich bei ihnen so stark gewehrt ... also, ich hab über eine Überwachungskamera zugesehen, nur dass du dich nicht wunderst, dass ich jetzt so darüber Bescheid weiß. Aber na ja ... du hast dich so doll gewehrt, bei mir hast du das nicht getan. Also nicht so doll und ... na ja, du hast nach mir gerufen. Als würdest du bei mir ... Schutz suchen?“, ist der letzte Satz mehr eine Frage und sein hoffnungsvoller Blick begleitet seine fragenden Augen. „Meinst du die Frage ernst?“, brumme ich und ziehe wieder gierig an meiner Kippe, die ich schon fast vergessen hatte. „Natürlich, wieso sollte ich das nicht? Erste ...“ Ich mache eine wirsche Handbewegung, unterbreche Tom damit in seiner sinnlosen Rede und sehe ihn fast schon verzweifelt an. „Was meinst du warum, Tom? Vielleicht weil du der Boss bist? Du bist der einzige Schutz hier für mich und gleichzeitig die größte Bedrohung! Natürlich hab ich nach dir gerufen, du warst der Einzige, der mir hätte helfen können, verdammt! Und warum hab ich mich bei dir nicht so gewehrt? Weil ich wusste, dass mir bei dir keiner helfen kann, weil ich wusste, dass ich keine Chance habe und weil du ... einfach alles in mir gebrochen hattest! Ich hab gedacht, dass ich es einfach verdränge und gar nicht mitbekomme, wie ... du es machst, und hab einfach gedacht, dass du es vielleicht doch nicht tust, hab gehofft, dass es vielleicht nur ein Albtraum ist, aber das war es nicht!“, sehe ich ihm direkt in die Augen, auch wenn mein Blick verschwimmt und mir die warmen Tränen über die Wangen laufen. Zitternd ziehe ich wieder an meiner Zigarette, lehne mich wieder gegen das Geländer und schaue auf den grauen Himmel. Es stört mich nicht, dass ich durch den leichten Nieselregen von lauter kleinen Regentröpfchen bedeckt bin und eine Gänsehaut entstanden ist. Ich finde es gerade richtig so. Einen winzigen Schritt kommt Tom noch auf mich zu, dreht mich am Arm zu sich herum, sodass ich ihn jetzt wieder anschaue, und wischt mir mit seinen Daumen, meine Tränen weg.
Kapitel 6
„War es wirklich so schlimm? Bin ich wirklich so ekelerregend, dass es so schrecklich war? Barry, es tut mir doch leid, dass ich das getan hab und ich hab dir ja versprochen, dass ich es nicht mehr mache, ja?“, lächelt mich Tom mal wieder an und zieht selber an seiner Zigarette.
Wieso lächelt er ständig? Freut es ihn, dass er einen Unfreiwilligen als Gatten gefunden hat? Wie lächerlich ist das bitte und wieso versteht er einfach nicht? Verständnislos schüttle ich den Kopf und drehe mich wieder weg von Tom, starre wieder auf den Hinterhof und den Garten. „Du verstehst nicht, Tom. Du verstehst gar nichts! Wie kommst du eigentlich dazu, dass du mir versprichst, es nicht mehr zu tun?! Soll ich dir das glauben? Soll ich dir vielleicht dafür danken, dass du mir versprichst, mich nicht mehr zu vergewaltigen? Und was soll das von wegen ekelerregend? Was meinst du, bist du sonst für mich,
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