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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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ich dennoch zaghaft nach und schaue Tom mit großen Augen an, als er den Motor ausgemacht hat. „Barry, ich hab wirklich Mühe meine Augen noch auf zu behalten, ich hab Hunger und der nächste Ort, Przedbórz, ist noch zig Kilometer entfernt!“, seufzt er aber und steigt aus. „Komm nach hinten!“, fordert er mich auf, was ich auch gleich befolge und mit einem mulmigen Gefühl aussteige. Der Wald macht mir Angst, weswegen ich auch noch mehr zittere, als noch vor fünf Minuten. Ich steige zu Tom auf den Rücksitz. Unsicher sehe ich ihn an und sehe, wie er direkt neben sich klopft. „Komm her, ich kann die Heizung nicht über Nacht anlassen, wir müssen uns gegenseitig wärmen! Tut mir leid, aber es geht nicht anders ...“, murmelt er am Schluss und schaut weg, durchwühlt dafür mit übertriebenem Interesse den Rucksack und holt ein paar Brote heraus. „Ich hab eine Decke eingepackt! In dem blauen Koffer! Und unsere Colts hab ich übrigens auch mit ...“, sage ich leise, hab Angst sonst von Außenstehenden gehört zu werden, auch wenn es Schwachsinn ist, weil hier niemand ist. Erstaunt zieht Tom eine Augenbraue nach oben und macht dann von innen die Kofferraumklappe auf, holt die Decke heraus und sieht mich auffordernd an, weil ich noch immer kein Stück näher zu ihm gerückt bin. Seufzend lehnt er sich nach hinten, sodass er in der Ecke lehnt, wo Autowand und Rückenlehne aufeinandertreffen. Ich überlege noch einige Zeit, starre Tom einfach an und frage mich, ob ich jetzt wirklich die Nähe zulassen soll. Ich mag Tom, so wie er jetzt ist, aber woher soll ich wissen, dass er mir jetzt nicht vielleicht nur den netten Kerl mimt? Vielleicht freut er sich, mich hier in den Wald gelockt zu haben, wo mir niemand helfen könnte? Aber ich muss doch Vertrauen zu ihm fassen, immerhin sind wir hier zusammen auf der Flucht und meine Angst noch kein bisschen verflogen …

    Seufzend krabble ich auf ihn zu und lege mich zwischen ihn und Rückenlehne. Ich hab doch eh keine andere Wahl. Selbst wenn ich am anderen Ende der Bank sitzen bleiben würde, hätte ich keine Chance, wenn er irgendwas machen wöllte. Zufrieden rückt Tom uns zurecht, legt die Decke über uns und reicht mir dann eins von den belegten Broten. Dankend nehme ich es an und beiße appetitlos ab. Ich hab keinen Hunger, aber ich brauch das, muss ja Kraft genug für den morgigen Tag haben. Also esse ich weiter, bin froh, als ich fertig bin und Tom mir eine Flasche Orangensaft reicht, von der ich gar nicht mitbekommen habe, dass er sie auch hervorgeholt hat. Ich stelle sie wieder weg, nachdem ich einige Schlucke genommen hab und Tom schließt das Auto per Handsender ab, nachdem er ebenfalls aufgegessen und was getrunken hat. Das Blinken am Cockpit zeigt, dass auch die Alarmanlage eingeschaltet ist. Als ich zu Tom schaue, sehe ich, dass ihm schon die Augen zufallen. Er sieht unglaublich müde und erschöpft aus. Sanft drückt er mich enger an sich und legt meinen Kopf auf seiner Brust ab, sodass ich mich erst widerwillig, dann aber doch mit ungewolltem Genuss, an seinen Körper schmiege. Aber ich will jetzt noch nicht schlafen. Ich will noch ein paar Antworten haben, die mir die ganze Zeit durch den Kopf schwirren. „Deine Eltern wissen doch auch von dem, was deine Großeltern, insbesondere dein Großvater vorhatten bzw. haben, oder? Also, dass wir sterben, wenn wir an deinem 21ten nicht heiraten, oder?“, frage ich nach und hebe meinen Kopf an, schaffe es aber nicht, ihn soweit anzuheben, dass ich Toms Gesicht sehen kann. Nur seinen warmen Atem kann ich an der Stirn fühlen. „Ja, ich sagte ja, dass es bei ihnen auch schon so war. Nur, dass sie freiwillig geheiratet haben, weil sie sich gefunden und lieben gelernt haben“, seufzt Tom und ich höre ihn gähnen, während er mir wärmend über den Rücken streichelt. „Und wieso machen sie nichts dagegen?“„Weil sie keine Wahl haben. Sie sind da genauso machtlos wie wir. Immerhin ist André auch schon wegen diesem scheiß Familienbrauch gestorben!“, grunzt er und ich merke, wie kurz sein Herz schneller schlägt, da nicht nur mein Kopf, sondern auch meine rechte Hand, auf seinem Brustkorb liegt. Ich nicke nur, weiß nichts weiter darauf zu antworten, stelle dafür aber auch schon die nächste Frage. „Wieso warst du so gemein? Ich meine gestern. Das ... Das hat wehgetan. Ich hatte solche Angst ...“, gestehe ich ihm leise und senke meinen Kopf wieder, sodass ich eher an uns herab schaue. „Tut mir

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