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Reid 2 Die ungehorsame Braut

Reid 2 Die ungehorsame Braut

Titel: Reid 2 Die ungehorsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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befinde, bei denen ich jedes Wort auf die Goldwaage legen muss.«
    »Zugegeben, wir sind keine Freunde, aber ich finde, dass Sie das Pferd von hinten aufzäumen. Unter Freunden kann man sich doch so geben, wie man ist.«
    »Nein, es ist, wie ich es sage.«
    »Aha. Verstehe«, sagte Raphael. »Sie meinen Freunde, die gar keine sind?«
    »Wie scharfsinnig. Jetzt bin ich beeindruckt.«
    Wieder erklang sein Lachen, dieses Mal jedoch eine Nuance eisiger.
    Ophelia wandte sich um und blickte in das dichte Schneegestöber. Und dann fiel ihr wieder ein, warum sie ihn aufgesucht hatte. Um ihn vorzuwarnen. Sie plante nämlich einen Ausflug in den Schnee und wollte um jeden Preis verhindern, dass er dies für einen Fluchtversuch hielt. »Wenn es weiter so schneit, werde ich morgen einen Spaziergang machen. Das war es, was ich Ihnen sagen wollte.«
    Neugierig auf seine Reaktion schoss Ophelia herum. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass er alles daran setzen würde, sie nicht hinausgehen zu lassen. Doch in seinem Blick schwang in erster Linie Neugierde mit.
    »Warum wollen Sie ausgerechnet bei Schnee einen Spaziergang machen? Ich habe immer gedacht, dass die meisten Frauen wie meine Schwester sind, und die weigert sich standhaft, bei Schnee einen Fuß vor die Tür zu setzen.«
    »Vorher muss es natürlich aufgehört haben zu schneien«, ließ sie ihn wissen. »Ich wollte Sie nur über meine Pläne informieren. Nicht, dass Sie denken, ich wolle fliehen.«
    »Sie mögen also frischen Schnee? Ich dachte, ich wäre der Einzige, der einen Narren daran gefressen hat. Wie der Zufall es will, hatte ich dieselbe Idee wie Sie.«
    »Aber wehe, Sie laufen durch den jungfräulichen Schnee, bis...«
    »... Sie es getan haben?«, beendete er ihren Satz.
    Ophelia grinste, sie konnte nicht anders. »Ja«, sagte sie und merkte nicht, dass sie errötete.

Kapitel zwölf

    D as gemeinsame Mittagessen mit Ophelia und Tante Esmeralda verlief überraschend angenehm. Für wenige Minuten war es Raphael sogar vergönnt, sich zu entspannen und nicht an die monumentale Herausforderung zu denken, die sich vor ihm auftat. Er musste sich nicht einmal darum kümmern, ein Tischgespräch in Gang zu bringen, die beiden Damen verstanden sich prächtig.
    Als sich herauskristallisierte, dass Esmeralda in ihrem ganzen Leben erst zweimal in London gewesen war - das eine Mal, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden, und das andere Mal, um dem Sachwalter ihres Bruders anlässlich des Ablebens ihres Gemahls einen Besuch abzustatten -, blühte Ophelia förmlich auf und nahm die ältere Dame auf eine verbale Reise zu den allseits bekannten Orten der Stadt mit. Bond Street! Gütiger Gott, wenn zwei Frauen über das Einkäufen sprachen, spielte es keine Rolle, ob Männer anwesend waren oder nicht. Außerdem kam sie auf die Parkanlagen zu sprechen, die wichtigsten Festlichkeiten der Saison, die verschiedenen Schauspielhäuser und selbst den Palast, den Ophelia in Kindertagen besichtigt hatte.
    Erst beim Nachtisch merkte Raphael, dass das Gespräch gar nicht um Ophelia kreiste. Hatte Mavis’ ihr nicht vorgeworfen, sie wäre nur glücklich, wenn sie im Mittelpunkt des Interesses stünde, wenn alles sich um sie drehte? Nicht ein einziges Mal hatte Ophelia das Gespräch auf sich gelenkt, sondern war vielmehr darauf bedacht, über jene Orte zu sprechen, die seiner Tante geläufig waren.
    Sie hatte sich sogar amüsiert und seiner Tante das eine oder andere Lachen entlockt. Eine der Geschichten hatte sich um ihre Mutter gedreht.
    »Sie hat mich zum Einkaufen mitgenommen, weil ich einen Hut brauchte, der farblich zu meiner neuen Garderobe passt, die ich eigens für diese Saison habe anfertigen lassen. Mit Stoffproben bewaffnet, betraten wir einen gut sortierten Hutladen. Der Besitzer war sich sicher, dass er genau das Passende für mich hätte: einen Hut aus blauem Samt. Allerdings befand er sich im Lager, und er signalisierte uns, ihm zu folgen. Leider war es ein sehr altes Geschäft mit recht schmalen Türen. Und meine Mutter blieb doch tatsächlich in einer der Türen stecken.«
    »Sie wollen mir einen Bären aufbinden, Mädchen«, sagte Esmeralda in zweifelndem Ton. »Geben Sie es zu.«
    »Nein, ernsthaft. Sie hat eine ausgeprägte Schwäche für alles Süße und einen entsprechend stattlichen Umfang. Allerdings ist es ihr noch nie passiert, dass sie in einer Tür stecken geblieben ist. Meist geht sie seitlich hindurch, doch an jenem Tag war sie mit ihren Gedanken woanders

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