Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
angelegt und dann entschieden, welcher Titel ihr am meisten zusagt. Mir wäre auf jeden Fall sehr geholfen, wenn ich herausfinden könnte, ob etwas an den Gerüchten dran ist, dass sie sich aus den höfischen Ränkespielen von nun an heraushält. «
So sah also sein nächster Auftrag aus? Unwillkürlich musste Rupert gähnen. »Nicht schon wieder Sarah! «
»Ihr seid doch noch immer mit ihr befreundet, oder? «
»Da ich ihr in letzter Zeit kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt habe, kann es gut sein, dass sie mir grollt. «
»Dieses Risiko gehe ich ein. Jetzt, da sie ihr Unwesen nicht mehr am Hofe treibt, könnte es nicht schaden, das offene Gespräch mit ihr zu suchen und sie geradeheraus zu fragen, ob sie sich zur Ruhe setzt. Heute Abend findet ein Empfang in Lord Albertons Stadtvilla statt. Die beiden wollen ihre Verlobung kundtun. Es ist mir gelungen, eine Einladung für Euch und eine Begleiterin Eurer Wahl zu besorgen. «
Rupert seufzte und nahm das zusammengefaltete Stück Papier entgegen, das Nigel ihm hinhielt. »Die Begleiterin meiner Wahl wäre dann wohl meine Gemahlin. «
»Sehr lustig! «
»Das ist nicht lustig, sondern bitterer Ernst. «
»Ihr habt geheiratet? «
»Ihr seid wohl zu sehr damit beschäftigt, in den Leben anderer herumzuwühlen, dass Ihr nicht seht, was sich direkt vor Eurer Nase abspielt. Die ganze Stadt weiß schon Bescheid. «
Nigel wirkte nicht nur schockiert, sondern fassungslos wie noch nie. Seine Bestürzung lag allerdings nicht daran, dass er der Letzte war, der von der Vermählung erfuhr. Es war das erste Mal, dass Rupert nicht hochging, weil er daran erinnert wurde, dass Nigel amouröse Gefühle für ihn hegte. Nun, da er selbst Zuneigung für jemanden empfand, der ihn offenkundig verschmähte, sympathisierte er sogar ein wenig mit Nigel.
Nachdem Nigel seinen Brandy hinuntergestürzt hatte, schien er sich wieder gefangen zu haben. Es gelang ihm sogar, seine Mimik wieder unter Kontrolle zu bringen.
Einzig das Zittern in seiner Stimme verriet, wie aufgewühlt er tief in seinem Inneren war. »Ich... dann ist es wohl angebracht, Euch zu gratulieren. «
Rupert hielt seinen Tonfall bewusst nüchtern. »Wie man’s nimmt. Je nachdem, wie sich die Dinge entwickeln, ist es nur ein vorübergehender Zustand. In wenigen Monaten wissen wir mehr. «
»Verstehe. Und ich dachte immer, Ihr würdet bewusst einen großen Bogen um Jungfrauen machen. «
»Das habe ich auch. Als dieses besondere Exemplar eines schönen Abends plötzlich in meinem Gemach auftauchte, war es um mich geschehen, zumal ihr Auftauchen suggerierte, dass sie nicht mehr unberührt war. « Rupert stieß einen langgezogenen Seufzer aus.
»Wer ist sie? «
»Eine der Hofdamen, Rebecca Marshall. «
Nigel blickte erschrocken drein. »Grundgütiger, ich kann nur hoffen, dass das nicht mein Fehler war! «
Rupert kniff leicht die Augen zusammen. »Seid unbesorgt! Ihr habt ihr lediglich eine Entschuldigung an die Hand gegeben, damit sie ihrem Ziel näher kommen konnte, nämlich irgendwie Teil meiner Familie zu werden. «
Glaubte er das wirklich noch immer? Die Stimmen, die ihm zuraunten, er möge Rebecca nicht glauben, wurden von Tag zu Tag leiser. Wieder und wieder hatte er ihre Begegnung in Gedanken durchgespielt und war zu folgendem Ergebnis gekommen: Bei jeder anderen jungfräulichen Maid, die urplötzlich in seinem Zimmer stand, dazu noch wunderschön anzuschauen war und mit betörend rauchiger Stimme sprach, wäre er von Panik getrieben aus dem Fenster gesprungen, um seine Haut zu retten. In Wahrheit hatte er Rebecca also gar nicht widerstehen wollen.
»Mir kam es nicht vor, als wäre sie käuflich«, holte Nigel ihn in die Gegenwart zurück.
Rupert unterdrückte ein Lachen und erhob sich, um sich zu empfehlen. »Es ist ein großer Fehler von uns Männern, anzunehmen, die meisten Frauen seien Dummköpfe und brauchten uns deshalb als Beschützer. In Wahrheit wollen sie nur, dass wir das denken. «
»In puncto Intelligenz kann ihr kaum eine andere Frau das Wasser reichen. «
»Ihr wärt überrascht, wie gescheit sie sind, wenngleich sie alles dafür tun, um es zu kaschieren. «
Rupert, der bereits seine Hand auf den Türknauf gelegt hatte, hörte, wie Nigel noch hinzufügte: »Ich bin ernsthaft überrascht, aber ich muss sagen, dass sie gut zu Euch passt. «
Rupert ließ von der Tür ab und fuhr herum: »Untersteht Euch, sie für Eure Zwecke einzusetzen! «
»Daran würde ich nicht einmal im Traum denken. Ich
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