Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
habe es mit Bedauern zur Kenntnis genommen, als sie sich nach anfänglicher Zustimmung gegen eine Zusammenarbeit mit mir ausgesprochen hat. Rebecca ist ein Juwel und hätte mir gute Dienste leisten können. Aber sei’s drum. Wenn ich mich recht entsinne, habt Ihr selbst einmal gesagt, dass Ihr sie als recht herausfordernd empfindet. Mit einer Gemahlin, die nur halb so klug ist, würde Euch schnell langweilig werden, da bin ich mir sicher. Ihr braucht ein Weib, das Euch auf Trab hält. «
Rupert dachte nicht einmal daran, etwas zu erwidern. Wenn jemand ihn auf Trab halten konnte, dann Rebecca. Aber war ihm das wirklich so recht, wie Nigel behauptete?
Kapitel 48
Rupert und Rebecca hatten Amanda bereits einige Male zu diversen Festivitäten begleitet, dieses Mal nahm Rupert seine Gemahlin jedoch zum ersten Mal auf eine Feierlichkeit mit, bei der es nicht darum ging, dass sich neue Paare fanden. Er hatte ihr nicht verraten, wohin sie am Abend gehen würden. Er hatte ihr lediglich gesagt, um wie viel Uhr sie abfahrbereit zu sein hatte und dass sie sich herausputzen sollte - was zum Teufel das auch immer bedeutete. Rebecca konnte selbst kaum glauben, wie aufgeregt sie war, weil sie gemeinsam weggingen.
Amanda hingegen saß in ihrem Zimmer und schmollte. Julie hatte ihr die Leviten gelesen, weil sie sich mit dem Wunsch mitzukommen in die Privatangelegenheiten anderer gedrängt hatte. Vielleicht rührte Rebeccas Aufregung auch von Julies Wortwahl her: Privatangelegenheit. Da Rupert so geheimnisvoll tat, hatte sie das wundersame Gefühl, er könnte eine Überraschung für sie vorbereitet haben.
Aus diesem Grunde gab Rebecca sich bei der Wahl der Abendgarderobe mehr Mühe als sonst. Heute störte sie selbst die Tatsache nicht, dass das rosafarbene und violette Kleid, für das sie sich entschied, ein wenig eng saß und zwickte. Ergänzend trug sie ein enganliegendes Satinband um den Hals, an dem ein Amethyst baumelte. Sanft wippende Korkenzieherlocken rahmten ihr Gesicht ein, ihren dunklen Augen wohnte ein ungewöhnlicher Glanz inne. Vielleicht weil sie es vor lauter Vorfreude kaum noch aushielt?
Als Flora endlich verkündete, dass sie fertig wäre, flog Rebecca geradezu die breite Treppe nach unten. Dass Rupert nirgends zu sehen war, überraschte sie nicht. Mit einem Seufzer auf den Lippen gesellte sie sich zu Julie und Owen, die an einem Tisch im Salon saßen und Karten spielten. Als sie Rebecca bemerkten, unterbrachen sie ihr Spiel, um einen kleinen Plausch mit ihr zu halten und ihr zu sagen, wie reizend sie aussah.
Dennoch nutzte Julie die Gelegenheit, nahm sie kurz zur Seite und raunte ihr zu: »Es wird allmählich Zeit, deine Garderobe umzustellen, damit dir nicht bald die Luft wegbleibt. Was hältst du davon, wenn wir meinem Leibschneider nächste Woche einen Besuch abstatteten? «
Als Rupert schließlich den Salon betrat, glühten Rebeccas Wangen noch immer von Julies Bemerkung.
»Rebecca, es will mir einfach nicht in den Sinn, warum du Rupert noch nicht dazu bewogen hast, dass er seine Garderobe endlich den Flammen übergibt! «, äußerte Julie sichtlich verärgert.
Um sich selbst ein Bild davon zu machen, warum ihre Schwiegermutter plötzlich erbost klang, drehte Rebecca sich um. Sie traute ihren Augen nicht. Rupert trug schon wieder einen von diesen entsetzlichen Gehröcken aus Satin, die, wenn überhaupt, auf einen Kostümball gehörten. Und dieses besonders scheußliche Exemplar erstrahlte in grellem Orange und bestach - im negativen Sinne - durch unzählige Schichten Spitze, die an Kragen und Ärmeln hervorquollen. Sein langes Haar zusammen mit seinen rasierten Wangen verlieh ihm etwas Feminines, obwohl Rebecca ja wusste, dass er durch und durch ein Mann war.
Als Rupert das Wort an seine Mutter richtete, wirkte es, als müsste er sich alle Mühe geben, ein herzhaftes Lachen zu verkneifen: »Sie wird nichts dergleichen tun. Mein Kleidungsstil gefällt ihr nämlich. Außerdem erinnern meine Gehröcke sie an unsere erste Begegnung. «
Rebecca starrte ihn noch immer aus weit aufgerissenen Augen an. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Es klang, als erlaubte er sich einen Scherz, aber ganz sicher konnte sie sich da nicht sein. Als besonders geschmacklos empfand sie es jedoch, dass er andeutete, sie hätte ihre erste Begegnung in guter Erinnerung. Das Gegenteil war der Fall.
»Du hast nicht ernsthaft vor, deine Angetraute in diesem Aufzug auszuführen, oder? «, hakte Julie nach.
»Wieso, stimmt
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