Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
klarzustellen. Für den Fall, dass Elizabeth Krieg wollte, war Rebecca gewappnet.
Nachdem sie gesagt hatte, was gesagt werden musste, machte Rebecca auf dem Absatz kehrt und blickte geradewegs in die Gesichter dreier schmunzelnder junger Damen. Als ihr dämmerte, dass sie ihr Gespräch mitverfolgt haben mussten, schoss ihr die Röte in die Wange und sie hastete umgehend in Richtung Tür. Erst als eine der jungen Frauen sie einholte, merkte sie, dass sie sich an ihre Fersen geheftet hatte.
»Es wurde höchste Zeit, dass jemand sich gegen Elizabeth Marly auflehnt. Diese Gewitterziege ist mit allen Wassern gewaschen. Bravo! «, sprudelte das Mädchen mit einem breiten Grinsen über. »Ich heiße übrigens Evelyn DuPree. Und ich hoffe inständig, dass Ihr Lady Rebecca Marshall seid. «
»So ist es, aber woher wisst Ihr das? «
»Es hieß, Ihr würdet erst morgen kommen. Ihr seid die vierte Hofdame, die der Herzogin von Kent zugeteilt ist. Bedauerlicherweise ist Elizabeth Marly ebenfalls eine von uns, was bedeutet, dass wir ihr leider nicht aus dem Weg gehen können. «
Evelyn mit ihrem dunkelblonden Haar und ihren haselnussbraunen Augen war hübsch anzusehen. Rebecca schätzte, dass sie ein oder zwei Jahre jünger war als sie selbst.
»Das klingt, als wäre ich nicht die Einzige, mit der sie es sich verscherzt hat«, folgerte Rebecca, während sie weiter den Gang hinunterliefen.
»Wie recht Ihr habt! Elizabeth mag niemanden außer sich selbst. Ihr solltet sie einmal hören! Bei jeder Gelegenheit reibt sie uns unter die Nase, dass sie als Erste von uns angereist ist - so, als ob sie dadurch etwas Besseres wäre. « Mit gerunzelter Stirn fügte sie hinzu: »Letzte Woche ist sie endgültig über das Ziel hinausgeschossen, als sie ihre erste Zimmergenossin vergrault hat. Wenn ich dem Gerede im Gelben Salon Glauben schenke, macht sie jetzt dasselbe mit Euch. «
Rebecca nickte, während sie innerlich zusammenfuhr. »Scheint, als wäre ich machtlos dagegen. «
»Nicht doch, es gibt immer eine Lösung! «, wollte Evelyn sie wieder aufrichten. »Fragt, ob Ihr ein anderes Gemach bekommen könnt! Wenn Ihr das nicht tut, wird sie Euch das Leben zur Hölle machen. Mag sein, dass es ein paar Tage dauert, bis alles arrangiert ist, aber einen Versuch wäre es allemal wert. «
»Dazu fehlt mir der Mut«, gestand Rebecca und machte sich daran, zu erklären, was sie von dem Diener erfahren hatte, der sie in ihr Zimmer geführt hatte.
»Das klingt nicht gut«, pflichtete Evelyn ihr bei. »Es wäre fatal, der Königin zu suggerieren, sie läge mit ihrer Einschätzung falsch. «
»Ich werde einfach versuchen, das Beste aus der Situation zu machen«, überlegte Rebecca. »Jetzt, wo ich weiß, wie verlogen sie ist, werde ich nicht mehr so leicht auf sie hereinfallen. Aber was genau hat es denn nun mit Elizabeth und ihrer ersten Zimmergenossin auf sich? «
»Eure Vorgängerin ist nach nur zwei Tagen in Ungnade gefallen und abgereist. Elizabeth hat das arme Ding bis aufs Blut gereizt. Es war geradezu skandalös, das reinste Zeter und Mordio. Ihr hättet hören müssen, was die beiden sich an den Kopf geworfen haben. So etwas habe ich mein Lebtag noch nicht erlebt! « Mit gesenkter Stimme fügte Evelyn hinzu: »Sie hat es sogar gewagt, Lady Sarah zu beleidigen, als diese versuchte, zwischen den beiden zu vermitteln. Das war kein besonders kluger Schachzug. «
»Sprecht Ihr von Sarah Wheeler? Mir wurde gesagt, ich solle mich morgen in der Frühe bei ihr melden. «
»Ja, sie ist sozusagen unsere Vorgesetzte - was ich im Übrigen begrüße. Immerhin ist sie Engländerin. Wusstet Ihr, dass die Herzogin nicht von hier stammt? Sie ist gebürtige Deutsche und spricht kaum Englisch. «
Rebecca feixte. »Natürlich weiß ich das! Meine Deutschkenntnisse sind zwar nicht berauschend, aber ich bin mir sicher, dass ich meine Sprachkenntnisse während meiner Zeit als Hofdame verbessern werde. «
»Grundgütiger, darauf kann ich gut und gern verzichten! «, erwiderte Evelyn mit gespieltem Entsetzen. »Ich kann von Glück sagen, dass meine Berufung an den Hof mich vor der Schule gerettet hat. Aber Ihr freut Euch zu früh. Wir verbringen zwar einen Großteil des Tages in den Privatgemächern der Herzogin, bekommen sie aber so gut wie nie zu Gesicht. Sollen doch ihre Zofen in den Genuss kostenloser Deutschstunden kommen! Wir Hofdamen sind nichts weiter als Staffage, um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen. Die Herzogin nimmt unsere Dienste
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