Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
ungehalten.
»Unsinn! Ich habe gerade einmal die Hälfte der Londoner Damenwelt beglückt. Außerdem hörte ich, dass es mittlerweile ein Mittel gegen Tripper geben soll. «
»Ich muss doch sehr bitten! «, rief sie brüskiert.
Owen kringelte sich beinahe vor Lachen, woraufhin Julie ihren Jüngsten mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen brachte.
Rupert wartete, bis seine Mutter wieder in seine Richtung sah, ehe er ihr zuzwinkerte und bis über beide Ohren grinste. Genau so sah also ein typisches Mittagessen im Hause der St. Johns aus.
Jetzt, da es keinen Grund mehr für Rupert gab, noch länger im Palast zu weilen, versicherte er seiner Mutter, dass er in wenigen Tagen wieder zu Hause sein würde. Nigel über die Ergebnisse seiner Nachforschungen in Kenntnis zu setzen, würde ohnehin warten müssen, bis er zurück war.
Vermutlich würde Nigel mit Enttäuschung darauf reagieren, dass keine der neuen Hofdamen, Rebecca eingeschlossen, dafür infrage kam, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Rupert war zu dem Schluss gekommen, dass Rebecca log, sobald sie den Mund aufmachte, und dass von ihr die größte Gefahr ausging. Er hatte ihr die Chance gegeben, die Wahrheit zu sagen, als er sie danach gefragt hatte, was sie in der Wigmore Street zu suchen hatte, doch sie hatte es vorgezogen, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
Tief in seinem Inneren wünschte Rupert sich, Nigel würde ihm den Auftrag erteilen, Rebecca noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie war nicht nur die Hübscheste der neuen Hofdamen, sondern auch die bei weitem Interessanteste - eine verlockende Kombination.
Obwohl sie den Anschein erweckte, keusch zu sein, mutmaßte Rupert, dass sie längst nicht so unschuldig war, wie sie tat. Eine Erkenntnis, die ihm im Anschluss an ihren ersten Kuss gekommen war. Im Nachhinein betrachtet wirkte ihre Entrüstung aufgesetzt, weil sie seinen Kuss erwidert und ihn weitaus mehr erregt hatte als umgekehrt. Und dann heute im Handarbeitsladen hatte sie nicht einmal protestiert, als er ihre Nähe gesucht und sich von hinten an sie angeschmiegt hatte. Rebecca hatte alles andere als keusch gewirkt - im Gegenteil: Seine Avancen schienen ihr sogar gefallen zu haben.
Rebecca Marshall war eine Spur zu verführerisch. Vielleicht war es unter diesen Umständen tatsächlich das Beste, wenn er seine Nachforschungen unweigerlich abschloss und sich nicht weiter mit ihr befasste.
Kapitel 20
Ich bin davon überzeugt, dass man dich bitten wird, zu singen, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, mit welch lieblicher Stimme du gesegnet bist. Stell also bitte nicht dein Licht unter den Scheffel, Liebes! «
Rebecca wünschte, sie hätte sich nicht an die Worte ihrer Mutter erinnert, als sie und Constance nach ihrem Ausflug in die Stadt in die Gemächer der Herzogin zurückgekehrt waren. Kaum waren sie zur Tür hineingetreten, hatte Sarah sie gefragt, ob eine von ihnen gut singen könnte. Es hieß, die Herzogin läge mit Kopfschmerzen im Bett und hätte den Wunsch nach Musik und Gesang geäußert, um Linderung zu erfahren. Evelyn spielte bereits eine besänftigende Weise auf der Geige. Constance setzte sich sogleich an die Harfe und begleitete Evelyn, während Rebecca nichts anderes übrig blieb, als zu singen.
»Das ist es! «, hatte Sarah voller Begeisterung ausgerufen. »Ich werde mich zur Herzogin setzen, bis sie sich besser fühlt, und lasse Euch beizeiten wissen, wann Ihr aufhören könnt. «
Da Sarah sich jedoch nicht mehr blicken ließ, blieb Rebecca nichts anderes übrig, als den Rest des Tages zu singen, bis sie nur noch ein Krächzen hervorbrachte. Irgendwann tauchte glücklicherweise der Privatsekretär der Herzogin auf, um den dreien für ihre Bemühungen zu danken. Von ihm erfuhren sie auch, dass die Herzogin bereits vor über einer Stunde ihre Gemächer verlassen hatte, um der Königin beim Abendessen Gesellschaft zu leisten. Während die anderen Mädchen darüber lachten, dass Sarah augenscheinlich vergessen hatte, sie darüber zu informieren, mutmaßte Rebecca, Sarah hätte mit voller Absicht gehandelt. Sie war und blieb ein Biest.
Für den Abend war ein Konzert mit einem Kammerorchester anberaumt, zu dem auch die Hofdamen eingeladen waren. Rebecca, die für einen Tag genug von Musik hatte, wäre der Vorführung gern ferngeblieben, wusste aber, dass es ihr nicht erspart bliebe, hinzugehen, da die königliche Familie ihr Kommen angekündigt hatte. Schließlich war es denkbar, dass der Prinz die
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