Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Wenn Ihr mir bitte folgen würdet. «
Der Butler geleitete Rebecca bis zur Tür des Esszimmers, das fast direkt neben der Haustür lag, und verkündete mit erhabener Stimme: »Lady St. John ist soeben eingetroffen, Madam. «
Rebecca vernahm ein gereiztes Prusten. »Seid Ihr blind, Charles? Ich sitze doch hier. «
»Die neue Lady St. John«, korrigierte der Butler sich.
Rebecca hatte den Eindruck, dass Charles ein gewisses Maß an Freude empfand, seine Herrin sprachlos zu machen. Da er natürlich nicht in der Lage wäre, die Fragen, die der Hausherrin unweigerlich durch den Kopf gingen, zu beantworten, ging Rebecca um ihn herum und betrat das Esszimmer.
»Es geht um mich, Lady Rebecca St. John, geborene Marshall, aus Norford. Wie der Zufall es will, befindet sich das Haus meiner Mutter unweit des Anwesens Eures Bruders. Vielleicht kennt Ihr... «
»Lilly Marshalls Tochter? «, fiel Julie ihr ins Wort.
»Ja, und seit Kurzem Eure Schwiegertochter. «
Statt sich überrumpelt zu fühlen, legte Julie St. John in aller Seelenruhe die Gabel beiseite und fragte niedergeschlagen: »Welchen von meinen Jungen habt Ihr geheiratet? «
»Euren Erstgeborenen - letzte Woche. Es war eine kurze Zeremonie an Bord eines Schiffes. «
Ein breites Lächeln legte sich auf das Gesicht ihrer Schwiegermutter. Rebecca war erschüttert. »Ich muss schon sagen, Mädchen, Euch ist gelungen, woran sich viele zuvor die Zähne ausgebissen haben. «
»Seid Ihr denn nicht im Geringsten erbost? «
»Grundgütiger, nein! Ich bin entzückt! Stellt Euch nur vor, ich kannte sogar Euren Vater! Und ich kenne natürlich Eure Mutter. Die beiden waren so eng befreundet, dass es niemanden wunderte, als sie den Bund der Ehe schlossen. Ich war damals bereits ausgezogen, hörte aber, dass der Earl eigens für Lilly ein Haus bauen ließ, damit sie nicht weit von Zuhause fort war. Ich fand das ziemlich romantisch, als mein Bruder mir bei einem meiner Besuche davon erzählte. Es gibt nichts Schlimmeres, als das eigene Heim zu verlieren, nur weil der Ehemann das Zeitliche gesegnet hat. Glücklicherweise ist Eurer Mutter dieses Schicksal erspart geblieben. «
Rebecca gelang es nur mit Mühe und Not, ein freundliches Gesicht zu wahren. Sie wusste genau, worüber Julie sich beschwerte. Sie hatte vermutet, dass Rupert noch immer bei seiner Mutter lebte, und sogar mit Lilly darüber gesprochen.
»Du irrst dich«, hatte Lilly widersprochen. »Julie lebt bei ihrem Sohn, nicht umgekehrt. Er ist derjenige, dem nach dem Tod seines Vaters sämtliche Titel und Ländereien zugefallen sind. «
Rebecca entging nicht, dass Julie einfach das Thema gewechselt hatte. Wollte sie denn gar nicht wissen, warum Rupert ihr verschwiegen hatte, dass er nun verheiratet war?
»Es freut mich, dass Ihr mich als Schwiegertochter akzeptiert, aber Ihr solltet wissen, dass Rupert ein wenig anders darüber denkt«, wagte sie sich vor. »Ich bin nicht auf seine Einladung hin gekommen. Es war meine Idee. «
»Ihr beide streitet bereits? «, fragte Julie ungläubig. »Das ist nicht schön, erklärt aber, warum er mir nichts von Euch erzählt hat. Ihr seht mich sprachlos. Ich hätte sogar das Tafelsilber darauf verwettet, dass meine beiden Jüngsten eher die Frau fürs Leben finden als mein Rue. «
»Es ist mehr als ein Streit, Lady Julie. Rupert plant, unsere Ehe annullieren zu lassen. «
Die ältere Dame zog die Stirn kraus. »Mir wäre es lieber, Ihr hättet das für Euch behalten. Soll das heißen, dass mein Wunsch nach einem Enkelchen nicht erhört wird? «
»Seid unbesorgt, er wurde erhört«, beruhigte Rebecca sie mit einem zaghaften Lächeln.
Kapitel 37
Es dauert nicht lange, bis Rupert merkte, dass er klarer im Kopf war, wenn Rebecca nicht in seiner Nähe weilte. Wenn sie zugegen war, verwirrte und provozierte sie ihn. Nachdem er sie am Buckingham Palace abgesetzt hatte, war er auf direktem Wege nach Hause gefahren. Es dauerte nicht einmal zwei Tage, bis er abermals von Zweifeln heimgesucht wurde und darüber sinnierte, was es für sein Leben bedeutete, sollte Rebecca tatsächlich guter Hoffnung sein.
Wie zum Kuckuck sollte er seiner Familie und Freunden erklären, dass sie entschieden hatten, erst einmal nicht zusammenzuleben? Dieses Problem stellte sich jedoch nur, wenn Rebecca nicht gelogen hatte.
Mit jedem Tag, der verging, wuchs die Ahnung, dass Rebecca die Wahrheit sprach. Das Ganze ging so weit, dass Rupert sich bereits vorstellte, wie sein Sohn oder seine Tochter
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