Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
zu. Aus seinem Mund klang es, als sehnte er sich nach ein wenig Zeit für sich selbst, ehe er den dreien die »guten Nachrichten« überbrachte. Rebecca hätte es vorgezogen, wenn endlich die Wahrheit ans Licht käme - aber dafür war sie zu hässlich, zu unangenehm. Mit einem Mal war ihr wieder, als müsste sie in Tränen ausbrechen.
»Die beiden suchen mich bestimmt schon«, brachte sie hastig hervor. »Wenn ihr mich entschuldigen würdet. «
Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag verließ sie mit wehenden Fahnen den Salon. Sie wollte allein sein. Doch Rupert folgte ihr. »Was denn noch? «, zischte sie entnervt.
Da eines der Dienstmädchen sich bereits darangemacht hatte, den Boden zu säubern, nahm er sie beim Arm und führte sie in sein Arbeitszimmer, wo er ungestört mit ihr reden konnte. »Wir müssen ja nicht gleich der ganzen Familie auf die Nase binden, dass unsere Ehe eine Farce ist. «
Rebecca war erstaunt, dass er nun auch noch vor Raphael und Ophelia geheim halten wollte, wie es um sie beide in Wahrheit bestellt war. Aber wie sollten sie den Umstand vertuschen, dass sie einander nicht riechen konnten, wenn sie es nicht einmal schafften, sich friedlich im selben Raum aufzuhalten?
»Und was schlagt Ihr jetzt vor? «
Rebecca wirkte niedergeschlagen, ehe Rupert nach einigen Augenblicken der Stille antwortete: »Ihr seid eine gute Schauspielerin. Ich schlage vor, dass Ihr meiner Familie zuliebe gute Miene zum bösen Spiel macht - und damit das Ganze überzeugender wirkt, sollten wir auch unsere förmliche Anrede fallen lassen. «
Ein Kompliment und eine Beleidigung in einem. Nein, was er vorschlug, hatte nichts mit einem Waffenstillstand zu tun, sondern war eher ein Verschleierungsmanöver - etwas, das ihr sowieso in die Wiege gelegt war, seiner Meinung nach. Um ein Haar hätte Rebecca losgelacht.
»Wieso sollten wir uns die Mühe machen, wenn Ihr die Ehe in wenigen Monaten ohnehin für nichtig erklären lassen wollt? «
»Weil Ihr unter meinem Dach wohnt. Weil Ihr unsere Eheschließung bereits herausposaunt habt, obwohl ich Euch darum bat, Euch bedeckt zu halten. Ihr hättet auch als Gast herkommen können. Und ich Trottel bin sogar bis nach Norford ... aber lassen wir das! Jetzt, da die Katze aus dem Sack ist, sollten wir nach außen hin so tun, als wären wir glücklich. «
»Ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Hattet Ihr nicht vor, unüberwindbare Differenzen bei der Annullierung unserer Scheinehe anzugeben? Mit Eurem Vorschlag stellt Ihr Euch selbst ein Bein, findet Ihr nicht auch? «
»Ihr seid diejenige, die mir ein Bein stellt. Ihr wart es, die wider jede Absprache hier aufgetaucht ist. Sollte eine Annullierung nicht möglich sein, bleibt uns noch immer die Schei dung. Aber warum sorgt Ihr Euch? Ihr redet doch die ganze Zeit von einem Baby. «
Seine Worte holten Rebecca auf den Boden der Tatsachen zurück. Für einen Augenblick war ihr entfallen, dass er sie nur um des Babys willen geheiratet hatte.
Sie seufzte und gab sich allergrößte Mühe, ihre Erbitterung einen Moment lang zur Seite zu schieben.
»Nun denn«, begann sie, »aber Euch ist schon klar, dass Eure Mutter Euren Verwandten reinen Wein einschenken wird, vorausgesetzt, das ist nicht längst geschehen. Ich habe ihr nämlich die Wahrheit gesagt. «
»Meine Version oder die Eure? «
Rebecca errötete vor lauter Wut. Erwartete er allen Ernstes, dass sie die glückliche Ehefrau mimte, wenn er sie ständig beleidigte?
»Ich habe ihr lediglich die Fakten dargelegt. Euer Schönwetterplan wird nicht funktionieren, wenn Ihr mich bei jeder Gelegenheit provoziert. «
Rupert fuhr sich ungehalten mit der Hand durch sein langes Haar. »Es tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Ich werde mir von nun an Mühe geben, mich in Gesellschaft Dritter zurückzuhalten. «
Rebecca kniff die Augen zusammen. »Und was, wenn wir allein sind? «
»Dann können wir mit dem Versteckspiel aufhören. Wir beide wissen ja, wie es um uns bestellt ist. «
»Wie konnte ich das vergessen? Wenn Ihr denkt, ich könnte vor anderen die vor Glück strahlende und frischverliebte Gattin mimen, wenn ich in Wirklichkeit vor Wut koche, dann habt Ihr Euch geschnitten! «
Jetzt war Rupert derjenige, dem ein Seufzer entfuhr. »Verstehe. Aber vergesst nicht, dass ich den einen oder anderen Zweifel in mir trage, was Euch und Eure Geschichte von der Schwangerschaft angeht. Ich werde alles noch einmal überdenken. Was meine Mutter betrifft, so ist es eher
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