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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Yellow Ribbon Round the Old Oak Tree« nie mehr die Nummer eins in den Charts sein wird.
    Wenn man all das nicht vergißt, ist man bestimmt nie wieder unglücklich – obwohl ich der Korrektheit halber darauf hinweisen muß, daß man diesem Zustand nahe kommt, wenn man sich an einem verregneten Dienstag-abend allein in Weston-super-Mare wiederfindet.
    Es war erst kurz nach sechs, als ich aus dem Zug von Exeter stieg und mich in die Stadt wagte, aber in Weston waren die Bürgersteige schon hochgeklappt. Vom Bahnhof aus ging ich durch ein Betoneinkaufsviertel und kam an der Uferpromenade wieder heraus, wo ein schwarzes, unsichtbares Meer ruhelose Wutschgeräusche machte. Die meisten Hotels an der Promenade waren ebenfalls dunkel und leer, und die paar geöffneten sahen nicht sehr verlockend aus. Ich ging etwa eine Meile zu einer Gruppe dreier hellerleuchteter Etablissements am anderen Ende und suchte mir willkürlich eines aus. Es hieß Birchfield. Einfach, aber sauber und nicht teuer. Ich hätte es schlechter treffen können, und das habe ich auch schon.
    Ich machte kurz Toilette und wanderte auf der Suche nach Abendbrot und Unterhaltung in die Stadt. Und landete erneut in einem Chinarestaurant, nicht, weil ich einen Gieper auf chinesisches Essen hatte, sondern weil der Laden als einziger auf war. Während ich friedlich Reis und Süß-Sauer-Soße über das Tischtuch plemperte, hörte ich ein wenig Donnergrollen, und einen Moment später öffneten sich alle Himmelsschleusen – ich meine wirklich »alle«. Selten habe ich es in England so gräßlich regnen sehen. Der Regen klatschte auf die Straße wie ein Kugelhagel, und innerhalb weniger Minuten war das Restaurant stockduster, als spritzte es jemand mit einem Gartenschlauch ab. Weil der Weg zum Hotel sehr lang war, dehnte ich das Mahl in der Hoffnung aus, daß das Wetter besser würde, aber Pustekuchen. Schließlich blieb mir keine Wahl, als in die Regennacht hinauszutreten.
    Ich stellte mich unter die Markise eines Ladens und überlegte, was ich tun sollte. Der Regen trommelte wie verrückt auf die Markise und schoß in Sturzfluten durch die Bordsteinrinnen. Sie waren auf ganzer Straßenlänge völlig überflutet, und das Wasser platschte in einem fort auf die Bürgersteige. Wenn man die Augen schloß, klang es, als sei man mitten in einem großen, irren Steptanzwettbewerb. Ich zog mir die Jacke über den Kopf, watete in die Sintflut hinaus, sprintete über die Straße und suchte intuitiv in der erstbesten hellen Öffnung Zuflucht – in einer Spielhalle. Dort putzte ich mir die Brillengläser mit einem großen Schnupftuch und versuchte mich zu orientieren. Die riesige Halle stand voll pulsierender Automaten, manche dudelten elektronische Melodien oder machten unaufgefordert Geräusche, doch außer einem Aufseher, der mit einer Kippe im Mundwinkel und einer Zeitschrift am Tresen saß, war niemand dort. Es sah gespenstisch aus, als spielten die Geräte mit sich selbst.
    Mit Ausnahme von Groschenautomaten und diesen Krandingern, bei denen man in drei Mikrosekunden ein Plüschtier kaschen muß und die Schalthebel nie mit den Bewegungen des Fangeimers korrespondieren, begreife ich Spielautomaten überhaupt nicht. Meist finde ich nicht einmal, wo ich die Münze einwerfen muß, oder, falls mir das gelungen ist, wie ich das Spiel in Gang kriege. Wenn ich es wie durch ein Wunder schaffe, diese beiden Hindernisse zu überwinden, entgeht mir unter Garantie, daß das Spiel schon angefangen hat und ich wertvolle Sekunden damit vergeude, in unzugänglichen Münzrückgabefächern herumzutasten oder den Knopf mit der Aufschrift »Start« zu suchen. Dann habe ich dreißig Sekunden, um mich ohne einen blassen Dunst, was da abläuft, kopflos in ein hektisches Chaos zu stürzen, während meine Kinder rufen: »Du hast gerade Prinzessin Leila in die Luft gesprengt, du Blödmann!« Und dann kommt:
    »Game over!«
    So war’s auch jetzt. Aus keinem Grund, den ich in irgendeiner Weise rational erklären könnte, steckte ich 50 Pence in ein Spiel mit Namen »Killer Kickboxer« oder »Kick His Fucking Brains Out« oder so ähnlich und hämmerte ungefähr eine Minute auf einen roten Knopf und zerrte an einem Hebel, während meine Figur, ein muskulöser blonder Bursche, gegen Vorhänge trat und Zauberscheiben ins Nichts warf und eine Reihe gleichermaßen kräftiger, aber skrupelloserer Orientalen ihn mit Nierenschlägen traktierten und auf den Teppich warfen.
    Eine Stunde lang wanderte ich wie

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