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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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in Trance umher, fütterte Automaten mit Münzen und spielte Spiele, die ich nicht begriff. Ich fuhr Rennwagen in Heuballen, vernichtete befreundete Truppen mit Laserstrahlen und half aus Versehen Zombiemutanten, einem Kind Unaussprechliches anzutun. Schließlich hatte ich kein Geld mehr und trat in die Nacht hinaus. Mir blieb gerade ein Augenblick, um zu bemerken, daß der Regen nachgelassen hatte, aber die Straße offenbar wegen eines verstopften Abflusses überschwemmt war, da raste ein roter Ford Fiesta mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Pfütze haarscharf am Bürgersteig vorbei, und ich kriegte eine gesammelte Ladung Wasser ab.
    »Durchnäßt« beschreibt nicht im entferntesten meinen Zustand. Ich war so klatschnaß, als sei ich gerade ins Meer gefallen. Als ich prustend nach Luft schnappte, verlangsamte das Auto seine Fahrt, drei Typen steckten kurzgeschorene Köpfe aus den Fenstern, riefen mir fröhliche Grüße, die wie »Nyaa-nyaa, nyaanyaa!« klangen, zu und rasten davon. Verdrossen trottete ich die Promenade entlang, bei jedem Schritt quatschte es, und ich zitterte vor Kälte. Ich will ja diese heitere Chronik der Ereignisse nicht zur Mitleidsstory verkommen lassen, aber ich muß doch erwähnen, daß ich erst kürzlich von einer relativ ernsten Lungenentzündung genesen war. Ich war zwar nicht dem Tode nahe, aber immerhin so krank gewesen, daß ich This Morning with Richard and Judy geguckt hatte, und in den Zustand wollte ich nicht wieder geraten. Um meine Empörung noch größer werden zu lassen, drehte der Fiesta eine Siegerrunde, und seine vergnügungssüchtigen Insassen fuhren wieder langsamer, um mir ein weiteres triumphierendes »Nyaa-nyaa!« zu entbieten, bevor sie, quietschend und unkontrolliert hin und her rutschend, leider nicht gegen einen Laternenpfahl, sondern in die Nacht hinausrasten.
    Als ich mein weit entferntes Hotel erreichte, war ich gut ausgekühlt und ziemlich fertig. Und nun stellen Sie sich doch bitte meine Verblüffung vor, als ich die Rezeption halbdunkel und die Tür verschlossen vorfand. Ich schaute auf die Uhr. Meine Güte, es war erst neun! Was war das bloß für ein Kaff? Es gab zwei Klingeln, ich drückte auf beide. Keine Reaktion. Ich versuchte, meinen Zimmer-schlüssel ins Türschloß zu stecken, und natürlich paßte er nicht. Ich probierte es erneut mit den Klingelknöpfen, lehnte mich mehrere Minuten lang dagegen und wurde immer saurer. Als mir weiterhin kein Erfolg beschieden war, schlug ich mit der flachen Hand auf die Glastür, dann mit der Faust und schließlich mit einem festen Schuh und einem Anflug von Panik. Ich glaube, die stillen Straßen hallten auch von meinen Schreien wider.
    Endlich erschien der Besitzer mit überraschter Miene oben auf einer Kellertreppe. »Tut mir leid, Sir«, sagte er ruhig, während er die Tür aufschloß und mich hineinließ. »Stehen Sie schon lange hier draußen?«
    Hm, ich erröte jetzt noch, wenn ich daran denke, wie ich den armen Mann beschimpft habe. Ich befleißigte mich einer sehr unbeherrschten Sprache und verlor jegliches Gefühl für Anstand und Sitte. Unter anderem warf ich dem Hotelbesitzer und seinen Mitbürgern einen himmelschreienden Mangel an Intelligenz und Charme vor. Sagte ihm, daß ich in diesem gottverlassenen Dreckloch von Seebad gerade den langweiligsten Abend meines Lebens verbracht hätte, daß ich von einem Auto voll junger Männer, deren IQ zusammen noch zehn Punkte unter dem eines Schwachsinnigen liege, bis auf die Haut durchnäßt worden, eine Meile in nassen Kleidern gelaufen sei und nun bald eine halbe Stunde in der Kälte gebibbert hätte, weil man mich um Scheiß-neun-Uhrabends aus meinem eigenen Hotel ausschließe.
    »Darf ich Sie daran erinnern«, fuhr ich ihn mit schriller Stimme an, »daß ich Ihnen vor zwei Stunden auf Wiedersehen gesagt habe und Sie gesehen haben, wie ich aus der Tür hinaus und die Straße hinuntergegangen bin? Dachten Sie, ich würde nicht zurückkommen? Ich würde im Park schlafen und meine Sachen morgen früh abholen? Oder sind Sie schlicht und ergreifend nur ein Vollidiot? Bitte, antworten Sie mir, ich wüßte es nur zu gern.«
    Der Mann schluckte zuckend meine Schmähungen, fuhrwerkte nervös mit den Händen herum und brachte eine Flut von Entschuldigungen hervor. Er bot mir Tee und Sandwiches an, meine nassen Kleider zu trocknen und zu bügeln, mich zu meinem Zimmer zu begleiten und die Heizung persönlich anzustellen. Es hätte nur noch gefehlt, daß er mir zu

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