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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Füßen fiel und mich bat, ihn mit dem Säbel zu durchbohren. Er flehte mich geradezu inständig an, mir etwas Warmes zu essen oder zu trinken bringen zu lassen.
    »Ich will nichts als in mein Zimmer gehen und die Minuten zählen, bis ich aus diesem Scheißloch wieder raus bin!« schrie ich, ein wenig theatralisch, aber sehr eindrucksvoll, und stolzierte die Treppen in den ersten Stock hinauf, wo ich ein paar Minuten tollwütig auf dem Flur herumstampfte, bis ich merkte, daß ich nicht die leiseste Ahnung hatte, welches mein Zimmer war. Auf dem Schlüssel war keine Nummer.
    Ich ging zu der nun wieder im Halbdunkel liegenden Rezeption zurück und steckte den Kopf durch die Kellertür. »Entschuldigung«, sagte ich mit schwacher Stimme, »können Sie mir bitte sagen, in welchem Zimmer ich bin?«
    »Nummer 27«, kam eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Eine Weile blieb ich stehen, ohne mich zu rühren. »Danke schön«, sagte ich.
    »Schon gut, Sir«, sagte die Stimme. »Schlafen Sie gut.«
    Ich runzelte die Stirn und räusperte mich. »Danke schön«, sagte ich noch einmal und begab mich in mein Zimmer, wo die Nacht ohne weitere Zwischenfälle verstrich.
    Als ich mich am Morgen in dem sonnigen Speiseraum einfand, wartete der Besitzer schon darauf, mich in Empfang zu nehmen. Nun, trocken und warm und gut ausgeruht, schämte ich mich wegen meines Benehmens am Vorabend entsetzlich.
    »Guten Morgen, Sir«, strahlte er mich an, als sei nichts geschehen, und führte mich zu einem Fenstertisch mit einem schönen Ausblick aufs Meer. »Haben Sie gut geschlafen?«
    Ich war baff, weil er so freundlich war. »Äh ja. Ja, doch.«
    »Gut! Prächtig! Saft und Müsli sind auf dem Wagen. Bitte bedienen Sie sich. Möchten Sie das englische Frühstück?«
    Ich fand diese unverdiente Herzlichkeit schwer erträglich. Mit tief gesenktem Blick grummelte ich mir in den Bart: »Hören Sie, was ich gestern abend gesagt habe, tut mir schrecklich leid. Ich war nur einfach so wütend.«
    »Schon gut, Sir.«
    »Nein wirklich, es, äh, tut mir sehr leid. Ich schäme mich sogar ein bißchen.«
    »Betrachten Sie es als erledigt, Sir. So – einmal das englische Frühstück, recht so?«
    »Ja, bitte.«
    »Sehr schön, Sir.«
    So gut und freundlich bin ich noch nirgendwo bedient worden, ich habe mich aber auch noch nie so wie ein Wurm gefühlt. Der Mann brachte mir Frühstück und schwatzte dabei über das Wetter und was für ein strahlender Tag es zu werden versprach. Ich begriff nicht, warum er so versöhnlich war. Erst nach und nach dämmerte mir, was ich für einen seltsamen Anblick geboten haben muß – ein Mann mit Rucksack besucht einen Ort wie Weston außerhalb der Saison aus keinem ersichtlichen Grund, landet in diesem Hotel und brüllt und stampft wegen einer klitzekleinen Unannehmlichkeit mit den Füßen.
    Er muß mich für verrückt gehalten haben, vielleicht einen entflohenen Irren, und wollte mit seinem Verhalten offenbar auf Nummer Sicher gehen. Entweder das, oder er war ein extrem netter Mensch. Wie dem auch sei, von hier aus noch einmal meine Hochachtung!
    Weston war überraschend hübsch in der Morgensonne. Draußen in der Bucht aalte sich die Insel Fiat Holm in der klaren, sauberen Luft, und etwa zwölf Meilen dahinter erhoben sich die grünen Berge von Wales. Selbst die Hotels, die ich am Vorabend verschmäht hatte, sahen jetzt nicht halb so übel aus.
    Ich ging zum Bahnhof und nahm einen Zug nach Chepstow und einen Bus nach Monmouth. Das Wye-Tal war so wunderschön, wie ich es von einem früheren Aufenthalt in Erinnerung hatte. Dunkle Wälder, mäandernde Flüsse, einsame weiße Bauernhäuser hoch oben über steilen Hängen. Aber die Dörfer waren doch erstaunlich reizlos und schienen in der Hauptsache aus Tankstellen, Pubs mit großen Parkplätzen und Geschenkläden zu bestehen. Ich hielt nach der Tintern Abbey Ausschau, die natürlich durch Wordsworths berühmtes Gedicht »Langweilig kann ich auch außerhalb des Lake District sein« bekannt geworden ist, und stellte enttäuscht fest, daß sie, anders als in meiner Erinnerung, nicht etwa einsam in der Landschaft stand, sondern am Rand eines nicht weiter weltbewegenden Dorfes.
    Monmouth war allerdings eine hübsche Stadt mit einer sanft ansteigenden High Street und einem stattlichen Rathaus. Davor stand eine Statue von Charles Stewart Rolls, dem Filius von Lord und Lady Llangattock, dem, wie die Inschrift besagte, »Pionier der Ballonluftfahrt, des Kraftfahrsports und der Fliegerei,

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