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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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stolz darauf sein, in was für einer kurzen Zeit sie Johann Schwarzer unter ihre Fuchtel bekommen hatte. Wer hätte gedacht, dass er sogar ein Drehbuch von ihr verfilmen würde? Selbstverständlich hatte sie in diesem Film auch die Hauptrolle gespielt. Ein Film, der bereits von mehreren Kinematografen im Rahmen von ›Herrenabend-Films‹ gezeigt worden war. Sie spielte darin eine Prostituierte, die einen Freier hypnotisierte, mit ihm die derbsten Späße aufführte und ihm schlussendlich auch die Brieftasche stahl. Dieser Film, in dem sie über weite Strecken nichts weiter als ein vollkommen durchsichtiges Negligé anhatte, entwickelte sich binnen weniger Wochen zu einem Verkaufs- und Verleihschlager unter den pikanten Herrenabend-Films der Firma Saturn. Und genauso, wie sie in dem Film ihr männliches Opfer völlig in der Hand hatte, so hatte sie im wirklichen Leben den Johann Schwarzer im Griff. Ein Umstand, der sich zeitweise auch in saftigen Ohrfeigen manifestierte …

IV/4.
    Er drückte das Kaisersemmerl mit beiden Händen zusammen, sodass es leise krachte und ein bisserl bröselte. Gleichzeitig rutschte die in der Semmel befindliche Wurst, eine hauchdünn geschnittene ungarische Salami, ihm entgegen. Und dann biss er zu. Mit Genuss kaute er an diesem österreichisch-ungarischen Gabelfrühstück, wobei er die pikante Würze und den fettigen, zart seifigen Geschmack der Salami besonders goutierte. Er entspannte sich und seine Gedanken schweiften ab. Unweigerlich kam ihm die Steffi Moravec in den Sinn. Er konnte es sich eigentlich nicht vorstellen, dass die früher noch so kindlich wirkende Sitzkassierin aus dem Café Sperl nun in pornografischen Filmen mitwirkte. Irgendwie mochte er es nicht glauben. Die Sache mit dem Vestenbrugg war etwas anderes. Die roch für Nechyba nach einem handfesten Beziehungsdrama mit tödlichem Ausgang. Aber dass die Moravec in solchen Filmen … nein, das mochte er sich einfach nicht vorstellen. Gestern Nachmittag hatte Goldblatt ihm diese Neuigkeit im Café Landtmann erzählt. Seitdem kiefelte 82 er an dieser Information wie ein alter zahnloser Hund an einem riesigen Knochen. Er schluckte den letzten Bissen der Salamisemmel hinunter, spülte mit einem kräftigen Schluck Bier nach und verschaffte sich mit einem röhrenden Rülpser Erleichterung. Das darauf folgende »Ahhhh« war für den vor der Tür wartenden Polizeiagenten Pospischil das Zeichen, dass das Gabelfrühstück beendet war. Er betrat das Inspectorenzimmer und begann, den Schreibtisch seines Vorgesetzten aufzuräumen. Joseph Maria Nechyba lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und angelte sich aus der länglichen Schachtel eine Virginier. Gewohnheitsmäßig griff Pospischil in die Tasche seines Sakkos, holte eine Schachtel Schwefelhölzer heraus, entzündete eines und hielt es seinem Vorgesetzten entgegen. Dieser brachte mit einigen Flammenstößen die Spitze seiner Virginier zum Glühen und lehnte sich danach gedankenverloren rauchend zurück. Pospischil knüllte das Papier, in dem die Salamisemmel eingepackt gewesen war, zusammen und warf es in den Papierkorb. Mit der Kante seiner rechten Hand wischte er daraufhin alle Brösel auf dem Schreibtisch zu einem manierlichen Häufchen zusammen und kehrte es auf die Fläche seiner linken Hand. In die rechte nahm er das leere Bierglas und verließ das Zimmer. Kaum war er draußen, schleckte er, so wie er es seit Jahren zu tun pflegte, die zusammengekehrten Bröseln von der Handfläche. Er hatte sie kaum heruntergeschluckt, als wie aus dem Boden gewachsen ein Offizier der k.u.k. Deutschmeister vor ihm stand. Sich ertappt fühlend, salutierte Pospischil vor dem Offizier. Dieser quittierte den unangebrachten Gruß mit dem spöttischen Heben einer Augenbraue und folgender Bemerkung: »Na, na, mein Lieber. Als Mitglied des Polizeiagenteninstituts brauchen S’ mich nicht militärisch zu grüßen. Sagen S’ mir lieber, wo ich den Inspector Nechyba finde.«
    »Herr Oberleutnant befinden sich direkt vor dessen Dienstzimmer.«
    »Famos! Dann sind S’ so gut und melden S’ dem Herrn Inspector, dass der Oberleutnant Dunzenberger da ist, um eine vielleicht nicht ganz unwichtige Zeugenaussage zu machen.«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant.«
    Pospischil klopfte an Nechybas Tür, aus dem Zimmer erklang ein unfreundliches Grunzen. Daher rief er durch die geschlossene Tür: »Ein Oberleutnant Dunzenberger wünscht Sie zu sprechen, Herr Inspector!«
    Nach einigen Augenblicken der Stille

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