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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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glaube, sie auch.« Karl Anders öffnete die Augen und holte tief Atem. »Nach der Party, als Veronika erzählte, dass sie verhaftet worden war ...«
    »Der Name, Karl Anders, wie heißt deine Ex?«
    »Janne Smith, du kennst sie ein bisschen, sie war am Samstag deine Tischdame.«
    Frank Frølich hielt es nicht mehr auf dem Sofa. Er stand auf. Blieb stehen und sah durch die offene Terrassentür. Er spürte nur ein einziges Bedürfnis. Allein sein. Er lehnte sich an den Türrahmen und ließ die leichte Brise über sein Gesicht streichen.
    »Janne und ich haben beschlossen, es etwas langsam angehen zu lassen«, fuhr Karl Anders fort. »Weil Veronika ja jetzt tot ist und überhaupt.«
    Frank Frølich wendete sich wieder seinem Freund zu. »Es ist spät«, sagte er, »und es war ein langer Tag.«
    Karl Anders nickte, blieb aber sitzen. Die Stille wurde lang und unbehaglich. Schließlich erhob er sich und blieb schwankend stehen. Mit gesenktem Blick stand er da und nahm sichtbar Anlauf, bevor er fragte: »Wurde sie vergewaltigt?«
    Frølich begann zu schwitzen. Er spürte die Nähe des Freundes wie eine feuchte Decke des Unbehagens über den Schultern. Er wollte ihn los sein. Schließlich sagte er: »Ich kann dir über den Stand der Ermittlungen nichts sagen, Karl Anders.«
    »In der Zeitung steht, sie wurde vergewaltigt.«
    Frank ging zur Wohnungstür, stumm und abweisend.
    Karl Anders fasste ihn am Arm.
    Frank sah auf seine Hand.
    Karl Anders ließ los. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte er. »Ich möchte, dass du das für dich behältst, was ich dir erzählt habe.«
    »Was meinst du?«
    »Dass ich mit ihr zusammen war, während Veronika ermordet wurde, macht sich nicht sonderlich gut bei den Leuten.«
    Frank Frølich sah ihn resigniert an. »Wie gesagt, es war ein langer Tag.«
    »Um unserer alten Freundschaft willen«, bat Karl Anders. »Ich hab selbst genug daran zu knappsen, Frank. Ich mache mir Vorwürfe, frage mich, was ich hätte tun können, was passiert wäre, wenn ich am Montagabend nicht mit Janne zusammen gewesen wäre.«
    »Weißt du, ob Veronika an dem Abend konkrete Pläne hatte?«, fragte Frølich.
    Karl Anders schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht mehr mit Veronika gesprochen, nachdem wir am Sonntagmorgen auseinandergegangen sind. Es fällt mir nicht gerade leicht, daran zu denken, Frank, dass sie und ich im Unfrieden auseinandergegangen sind.«
    Sie standen da und sahen sich an, stumm, als würde der letzte Satz in beiden weiterarbeiten - im Unfrieden.
    Karl Anders brach schließlich die Stille. »Dann werd ich mal gehen. Ich halte es nicht aus in meiner Wohnung, ich ...«
    »Ich würde mir an deiner Stelle lieber ein Taxi rufen.«
    Ein paar lange Sekunden sahen sie sich in die Augen. Noch einmal wirkte Karl Anders vollkommen nüchtern. »Ich weiß, was du denkst«, sagte er plötzlich - mit klarer Stimme. Holte sein Handy aus der Hosentasche und gab eine Nummer ein.
    »Und was denke ich?«, fragte Frølich hart.
    Karl Anders lächelte kühl. Kehrte ihm den Rücken zu, ging hinaus und zog die Tür mit einem Knall hinter sich zu.
    Frank Frølich stand da und sah auf die geschlossene Tür.
    Nach einer Weile drehte er sich um, ließ sich auf das Sofa sinken, lehnte den Kopf zurück und dachte, er müsste eigentlich irgendeine Musik anmachen. Aber er war erschöpft. Sogar der Gedanke an Musik wirkte im Moment abstoßend.
    Er betrachtete die Bierdose, aus der sein Freund getrunken hatte. Schließlich griff er danach. Es war noch ein Rest drin. Karl Anders hatte nicht ausgetrunken. Frølich stellte die fast leere Dose auf das Regal über dem Kamin. Eine halbleere Bierdose, dachte er resigniert, ob das wohl das Mahnmal einer Freundschaft sein wird?

11
    Als er aufwachte, waren seine Gedanken sofort bei Karl Anders, Veronika und Janne.
    Die Geschichte war zu persönlich geworden. Das durfte er nicht zulassen. Karl Anders' Worte hatten sich in sein Gedächtnis eingegraben. In dieser Situation Sex zu haben hat mir das Gefühl gegeben, dass es sich lohnt zu leben.
    Frølich versuchte, sich das Bild von Janne Smith in Erinnerung zu rufen. Es war ein bisschen vernebelt. Sie hatte einen Funken in ihm entzündet. Irgendetwas war da zwischen ihnen gewesen. Er konnte nicht zulassen, dass die Behauptungen und das pompöse Gelaber seines Freundes über Leben und Tod diesen Funken zum Erlöschen brachten. Ich will ihre Version hören, dachte er. Erst mit ihr reden und dann - danach überlegen, was der

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