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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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weiter. Dieser Mann hat im Frühjahr 2006 ein großes Reisepensum absolviert. Darunter auch in der Region Harstad. Das liegt zwar ein Stück von Senja entfernt, aber trotzdem ...«
    »Das ist ja interessant, sehr interessant.«
    »Wer?«, fuhr Rindal dazwischen.
    Gunnarstranda schenkte ihm ein Lächeln.
    Rindal sah ihn streng an.
    Gunnarstranda flüsterte Yttergjerde etwas zu, und es entstand eine peinliche Pause, die Borge beendete, indem er das Wort ergriff.
    »Ich komme zu meinem Profil«, sagte der Schwede. Er erklärte, der Täter sei ein Mensch mit einem sehr negativen Frauenbild. Er sei Opfer seiner eigenen Triebe, verachte sich aber selbst für diese Triebe und projiziere diese Selbstverachtung auf Frauen, in Form einer Wut, die zwei Ausdrucksformen habe. Zuerst unterwerfe er sie, indem er sie sexuell demütige. Borge verglich das Handeln des Täters mit dem Verhalten von Soldaten gegenüber Frauen in Ländern, die sie erobern. Die Herrscher belohnten ihre Soldaten, indem sie ihnen die Frauen überließen. Die Penetration würde somit zu einer konkreten Verkörperung der Eroberung, und so würde jeder Soldat sein eigener Zar, indem er der Frau seinen Samen einpflanzte - sich also auf der eroberten Erde fortpflanzte.
    Einzelne Zuhörer sahen sich vielsagend an, ohne dass Borge es bemerkte.
    Borge malte das Bild noch farbiger: Die Verachtung des Täters für die Opfer manifestiere sich noch stärker in der Mordhandlung selbst, und schließlich in der Behandlung des Opfers wie Abfall. Borge nahm an, der Täter leide an einer starken narzisstischen Persönlichkeitsstörung. »Er hält sich selbst für etwas ganz Besonderes. Und erlebt einen heftigen emotionalen Konflikt. Er verachtet und begehrt seine Opfer gleichzeitig. Der Konflikt resultiert in einer massiven Kollision zwischen zwei Persönlichkeitsmerkmalen. Zwei Orkane treffen aufeinander, und das Resultat ist Mord.«
    Was das Bild ein wenig störe, sei, dass der Mörder, nachdem er Veronika Undset ermordet habe, so kalt und ruhig geblieben war. Dass er sich sogar Zeit nahm, die biologischen Spuren zu entfernen, ein sehr anspruchsvoller Säuberungsakt, und - so müsse man annehmen - auch verdammt unangenehm.
    Gunnarstranda meldete sich erneut.
    Der Schwede nickte ihm zu.
    »Wir haben einen anderen Mordfall, der nachgewiesenermaßen mit Veronika Undset in Beziehung steht. Opfer: männlich, dreiundvierzig Jahre. Nachbar von Undset, höchstwahrscheinlich ein Stalker ...«
    Rindal winkte irritiert ab und wollte unterbrechen.
    Gunnarstranda übersah ihn. »Modus Operandi: durchgeschnittene Kehle«, fuhr er fort, »keine Panik, also kein Affekt, keine unterdrückte, schuldbelastete Sexualität noch symbolische Eroberungsbedürfnisse oder Selbstverachtung im Spiel. Schwächt oder stützt dieser Mordfall die Annahme, dass der Mord an Veronika Undset nur einer in einer ganzen Serie ist?«
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten«, sagte der Schwede. »Mein Bericht beruht auf zwei ganz konkreten Fällen.«
    »Was, verdammt noch mal, führst du im Schilde?«, fragte Mustafa Rindal, als er Gunnarstranda kurz nach Ende der Sitzung begegnete. Er verfolgte ihn den Flur entlang und war so aufgebracht, dass er es nicht schaffte, das Papier von seiner Kaugummipackung abzupulen.
    »Findest du nicht auch, dass er wie Buddy Holly aussieht?«, fragte Gunnarstranda, blieb vor dem Cola-Automaten stehen und warf Geld hinein.
    »Weißt du, was es kostet, Stephan Borge von Stockholm nach Oslo zu holen? Und dann fängst du an zu streiten und legst den Mann lahm? Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Columbo?«
    Gunnarstranda trank seine Cola in großen Schlucken und klopfte sich auf die Brust, um besser aufstoßen zu können.
    »Wer hat mit der Einrichtung von Kleinkraftwerken in Nordnorwegen zu tun gehabt? Der Verlobte, Fransgård ?«
    Gunnarstranda nickte.
    Rindal hob drohend den Zeigefinger in die Luft. »Jetzt hör mir mal gut zu. Die Verhaftung von Fransgård , die hast du versaut. Du hast noch nicht mal genug Grütze im Kopf gehabt, um eine DNA-Probe zu nehmen.«
    »Es war nicht aktuell, um eine solche Probe zu bitten.«
    »Ich hab gesagt, du sollst zuhören«, wiederholte Rindal. »Du hast dich lächerlich gemacht, Gunnarstranda. Begreif das mal. Keiner kriegt jetzt Karl Anders Fransgård mehr dazu, freiwillig eine DNA-Probe abzugeben. Grund: Du hast vergessen, diese Probe zu nehmen, als du die Gelegenheit dazu hattest. Also hör jetzt zu. Weder Fransgård noch Almeli hätten

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