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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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bei diesem Treffen erwähnt werden sollen. Wir haben einen Experten zurate gezogen. Und du hast schon genug versaut.«
    »Die Frage nach Almeli war durchaus relevant. Er hatte siebenhundert heimliche Fotos des Opfers gebunkert.«
    »Na und? Vielleicht hatte er noch siebentausend Fotos von siebenhundert anderen Tussis! Was weißt du schon darüber? Sein Computer ist verschwunden. Jeder x-beliebige Hahnrei kann ihn ermordet haben. Aber der Fall Signe Herring passt zum Fall Veronika Undset, und darauf hast du Rücksicht zu nehmen!«
    Rindal marschierte weiter. Nach zehn Schritten drehte er sich um und fummelte an der Kaugummipackung. »Ich krieg hier noch die Krise! Scheiße!« Das Papier riss, und die Kaugummis hüpften über den Boden. Rindal musste sich hinknien, um sie aufzusammeln.
    Genau in dem Moment kam Emil Yttergjerde aus dem Pausenraum. »Gott ist groß«, sagte er und zwinkerte unschuldig. »Was kommt als Nächstes? Gebetsteppiche und Kopftücher für die Uniformierten?«
    Rindal sprang auf und wollte ihm an den Kragen, aber Yttergjerde war schon flink weiter den Flur entlanggelaufen.
    Gunnarstranda ging zurück in sein Büro.
    Er setzte sich an den Schreibtisch und fing an, Dart-Pfeile auf die Fotos von Valeur zu werfen, traf aber nicht.
    Yttergjerde kam herein. Er spielte Luftgitarre und imitierte: »P-p-p-pe-e-ggy Sue.«
    »Das muss die Brille sein«, sagte Gunnarstranda und zwinkerte ihm zu. »Dachte, so was kriegt man heute gar nicht mehr. Vielleicht ist er mit Elton John befreundet ... Kannst du mir die Pfeile wiederbringen?«
    Yttergjerde zog die Dart-Pfeile heraus. »Ich hab für alle Fälle mal das Einwohnermeldeamt angerufen«, sagte er, »wegen des Psychologen Erik Valeur. Er war verheiratet, aber seine Frau ist bei bester Gesundheit. Sie ist Krankenschwester in Tromsø. Brauchst du jemanden, der in den Norden fährt? Wenn ja, dann bin ich an der Reihe.«
    »Was hast du denn in Tromsø verloren?«
    »Verloren? Hast du noch nie was von der Bierhalle gehört?«
    Gunnarstranda warf noch einen Pfeil auf Valeur und traf. »Gibt das Budget nicht her«, sagte er. »Es laufen schon haufenweise Bullen in Tromsø rum. Die können mit seiner Exfrau sprechen.«
    Er hob den Telefonhörer ab.

33
    Es war schon fast Mitternacht, als Frølich endlich das gesamte Filmmaterial durchgesehen hatte, das Andreas Langeland bei seiner Flucht nicht mehr hatte mitnehmen können. Er stand auf, mit steifen Gliedern und betroffen von dem, was er gesehen hatte. Er wusste schon nicht mehr, wann er zuletzt geschlafen hatte.
    Überall im Haus saßen noch Leute. Hier hatte immer jemand Dienst, erwartete einen Anruf, um auszurücken, trank Kaffee, um die Müdigkeit im Zaum zu halten, las, sah fern, spielte Minensucher oder Patience am PC, um sich die Zeit zu vertreiben. Aber er war nicht in der Stimmung, irgendeinem von ihnen zu begegnen.
    Nach Hause wollte er auch nicht. Hatte keine Kraft, die Wände anzustarren, über den Anblick der Bierdose auf dem Regal zu meditieren, die Augen zu schließen und von dem Leiden der armen jungen Frau heimgesucht zu werden.
    Also trank er zunächst im Teddy's ein großes Bier und arbeitete sich dann nach Westen vor: Justisen, Stopp Pressen, Herr Nilsen - neuer Pub, neuer Ertränkungsversuch. Schließlich fand er einen freien Tisch draußen vor dem Steamen. Dieses Pils floss schließlich langsamer hinunter, und er begann, sich umzusehen.
    Eine Gruppe vielversprechender junger Zukunftsträger am Nachbartisch hatte nicht genug Stühle. Eines der Mädchen fragte, ob der leere Stuhl an seinem Tisch noch frei sei. »Nein«, bellte er aggressiv. »Der ist nicht frei.« Gekränkt sahen sie und ihr Kavalier ihn an. Der Kavalier wollte protestieren, aber sie hielt ihn zurück. »Wir finden woanders noch Stühle.«
    Frølich sagte zu sich selbst: Sie sieht es, merkt, dass ich am Limit bin.
    Er stand auf, legte einen Fünfzigkronenschein als Trinkgeld auf den Tisch und stolperte davon. Er wusste, dass er betrunken war, aber es fühlte sich nicht so an.
    Die Beine fanden den Weg, ohne dass der Kopf beteiligt war.
    In der Sofies Gate lag ein Treckerrad auf dem Gehweg. Er setzte sich auf den Reifen und sah zu den dunklen Fenstern des gegenüberliegenden Hauses hinauf. Überlegte, welche Fenster wohl zu ihrer Wohnung gehörten. Fragte sich, ob es einen Sinn hätte, zu klingeln. Da sie unangemeldet zu ihm gekommen war, konnte er wohl auch unangemeldet zu ihr kommen.
    Die Zeit verging. Seine Gedanken krabbelten

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